Liebe auf Umwegen ~ #jowi

Kapitel 12 | Mitleid

Der Dreh bei den Apes hat ultra viel Spaß gemacht und ich habe mich gefreut meine ganzen Freunde zu sehen und was mit ihnen zu machen. Ich biege mit meinem Auto gerade um die Ecke, als mein Blick auf die Stufen vor meinem Hauseingang fällt. Jodie sitzt einfach immer noch da. Sie hat tatsächlich auf mich gewartet.

Ich parke mein Auto und steige aus. Als Jodie mich sieht, steht sie auf und schaut mich erwartungsvoll an. Irgendwie freue ich mich total zu sehen, dass sie hier in der Kälte auf mich gewartet hat, aber es ist einfach keine Entschuldigung für die Aktion, die sie abgeliefert hat. Wenn ich mich wieder auf sie einlassen würde, würde die ganze Scheiße wahrscheinlich wieder von vorne losgehen. Sie würde mich wieder verarschen, ich würde da sitzen und über sie nachdenken, müsste versuchen sie erneut zu vergessen. Nein, das will ich nicht.

Ich gehe an ihr vorbei zur Haustür und schließe sie auf. Der Wind weht so eisig, dass ich mich beeile schnell in den Hausflur zu gelangen. Ich spüre gleichzeitig aber auch Jodies Blick hinter mir. 

J: "Sebastian! Hör mir doch bitte zu. Ich möchte dir das ganze doch nur erklären! Danach kannst du mich immer noch rausschmeißen."

R: "Keine Ahnung, wie dir das geht, aber ich habe einen YouTube-Kanal zu führen, für den ich Videos aufnehmen muss und genau das muss ich jetzt tun."

J: "Gut, dann warte ich eben weiter hier. Ich sitze hier nicht schon seit zwei Stunden, um mich so leicht wegschicken zu lassen."

Mit diesen Worten setzt Jodie sich wieder auf den eiskalten Tritt vor der Haustür und ich will hineingehen, aber mein Blick bleibt noch einen Moment an ihr hängen. Es scheint ihr ja wirklich wichtig zu sein, aber ich will und kann das nicht nochmal. Ich habe mich schon oft genug verarschen lassen.

Mein Video, das ich aufgenommen habe, ist total scheiße geworden. Man merkt mir meine schlechte Laune mega an und ich bin so oft unnötig gestorben, weil ich einfach in Gedanken versunken war. Der Schnitt ist auch kein Meisterwerk, aber trotzdem lade ich es hoch. Morgen geht es mir bestimmt besser und dann werden die Videos auch wieder besser.

Ich verlasse den Raum und gehe in die Küche, um mir ein Glas Wasser zu holen. Mit dem Glas in der Hand gehe ich ins Wohnzimmer an das große Fenster. Ich schaue hinaus auf die Skyline von Köln. Die Sonne verschwindet gerade hinter den Gebäuden und die Dämmerung setzt ein. Es wird also wieder kälter. Mein Blick wandert zu den Stufen vor der Haustür. Jodie sitzt immer noch dort und reibt ihre Hände aneinander. Ich kann sie da doch nicht so sitzen lassen. Ich sitze drinnen mit der warmen Heizung und lasse sie dort unten in der kälte sitzen. Aber letztendlich ist es ihre Entscheidung. Ich habe ihr gesagt, sie soll gehen, wenn sie es dann nicht tut, ist es ihr Problem. Wären da nur nicht diese scheiß Schuldgefühle, die mir sagen, dass ich ihr eine Chance geben sollte. Ach scheiße...