》Kapitel 33《

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Who you are - Anna Clendening & KHS Cover (Orginal: Jessie J)

Ich liebe dieses Lied so abartig. Es spricht mir einfach aus der Seele - und hier werdet ihr garantiert Zeilen auch im Buch wiederfinden. Ich kann euch nur empfehlen, etwas den Text mitzulesen (das übrigens bei so ziemlich allen Liedern).

Am Nachmittag saßen wir im Bus nach Greifswald. Ich wollte Jonathan heute fragen, ob er mich zum Friedhof begleiten würde. Morgen würde sich der Todestag von Noel zum dritten Mal jähren. Ich wusste nur nicht wie ich ihn fragen sollte...

Bis jetzt hatten wir uns über unseren Schultag unterhalten. Ich erzählte ihm, dass ich eine zwei in der AWT Arbeit bekommen hatte. Daraufhin grinste er stolz und wuschelte (so gut es bei zwei Zöpfen ging) durch meine Haare.

Nun sah er mich an, und ich aus dem Fenster. Genau wie vor ungefähr einem Monat und all die Schultage davor.

Nur mit einem Unterschied.

Er saß nun neben mir und streichelte über meine Hand. Und wir waren zusammen.

Ich lächelte und wandte mich dann ihm zu. "Warum fährst du eigentlich nicht mit dem Auto zur Schule, du besitzt doch eines?"

"Ich wollte dich sehen. Ich weiß, das ist krank. Entschuldigung. Außerdem ist das unser WG-Wagen und es ist umweltfreundlicher."

Ich sah ihn lächelnd an. "Das ist nicht krank - jedenfalls nicht in meinen Augen - das ist süß."

Nun lächelte auch er und letztendlich stiegen wir aus und schlenderten zu seiner Wohngemeinschaft.

Dort saßen wir auf seinem Bett, wo wir erst vergangenen Freitag engumschlungen geschlafen haben.

Wir redeten über Gott und die Welt, aber eine Frage wurmte mich immer noch.

"Du? Jonathan?", fragte ich als kurz Stille war, "Warum will meine Mutter nicht, dass wir eine Beziehung führen...?"

Er atmete tief durch und sah kurz zur Tür, als wollte er überprüfen, dass diese auch wirklich verschlossen war.

"Estelle... Es gibt da etwas, was ich dir verwiegen habe. Bitte verurteile mich nicht", fing er an und sah mich nachdenklich an. Jonathan nahm meine Hand.

"Ich würde dich nie-", er unterbrach mich indem er mir sanft einen Finger auf die Lippen legte.

"Es gibt mehr als nur Menschen, Tiere und Pflanzen auf der Welt. Es gibt sie alle. Alle Wesen, von denen eure Schauergeschichten und Märchen handeln. Vampire, Werwölfe, Hexen und Magier sind nur eine Handvoll von ihnen. Ich begehre nur dein Blut, Estelle. Denke jetzt aber bitte nicht, dass ich nur bei dir bin, wegen deines Blutes. Ich bin wegen dir an deiner Seite. Und es hat auch einen ganz bestimmten Grund, warum wir uns gefunden haben. Du bist meine Seelenverwandte. Ich streife schon seit Jahrhunderten durch die Welt - habe die Französische Revolution, den ersten Weltkrieg und den Mauerfall in Berlin miterlebt. Nun, endlich, habe ich dich gefunden. Mein Mädchen."

Ich starrte ihn mit geweiteten Augen an. "Jonathan... Ich...", setzte ich an.

"Shh... Alles gut. Es ist okey, dass du es unheimlich findest. Du musst wahrscheinlich denken, dass wir grausame und rücksichtslose Monster sind. Aber das sind wir nicht. Es gibt zwar auch Ausnahmen, aber ich gehöre nicht zu ihnen. Im Gegenteil. Ich werde dich mit Hilfe meiner übernatürlichen Fähigkeiten beschützen. Ich könnte jeden einzelnen deiner Gedanken lesen. Aber ich möchte dich nicht ausspionieren. Ich möchte dir die Möglichkeit geben, zu entscheiden was ich aus deiner Vergangenheit erfahren soll oder nicht. Ich hoffe das ist okey für dich."

Er lächelte etwas unsicher. Dadurch entblößte er seine Reißzähne, welche mir vorher noch nie aufgefallen waren.

Ich nickte noch immer überwältigt. "Da..rf ich...?", ich hob zögernd meine Hand und zeigte mit meinem Zeigefinger auf seine spitzen Eckzähne.

"Natürlich", erwiderte er und öffnete seinen Mund ein Stück weiter. Ich tastete vorsichtig an seinen spitzen Zahn.

"Woar... Das ist... irgendwie creepy, aber gleichzeitig auch cool. Ich liebe Vampire - kann sogar nicht einschlafen ohne die Bettdecke um den Hals zu haben. Alles kann frei liegen, nur mein Hals nicht. Es könnte mich ja ein Vampir beißen."

Wir brachen beide in Lachen aus und langsam wurde der Ernst der Sache vergessen.

Ich fragte ihn noch über typische Vampir-Mythen aus. Er war nicht auf Knoblauch allergisch, konnte aber durch einen Holzpflock getötet werden, wenn er eine bestimmte Art von Holz hatte.

So stellte ich den restlichen Nachmittag Fragen und Jonathan antwortete mir.

Am frühen Abend zogen wir uns schließlich an.

Er war früher fertig als ich und beobachtete mich. Sein Blick blieb an dem Schal hängen, welchen ich mit solcher Sorgfalt behandelte, als könnte er bei der kleinsten Berührung kaputt gehen.

"Warum bedeutet dir der Schal soviel?", fragte Jonathan zögernd. Ich spürte, dass er Angst hatte, mir zu nahe zu treten.

"Er ist von Noel. Er war wie ein großer Bruder für mich. Morgen jährt sich sein Todestag zum dritten Mal", gab ich leise von mir, während sich Tränen in meinen Augen ansammelten und hörte augenblicklich etwas runterfallen und daraufhin zersplittern. Sofort drehte ich mich zu der Tür, aus der das Geräusch kam, und wollte zu dieser gehen. Meine Tränen waren wie verflogen.
Jonathan hielt mich sacht an der Schulter auf.

"Alles gut. Lass uns gehen, es ist schon spät", sagte er ausweichend.

Was wollte er, dass ich es nicht erfuhr?

Ich nickte nur und wir gingen zusammen zu dem WG-Auto.

Im Auto fragte ich an Jonathan gewandt: "Würdest du mich zum Friedhof begleiten?"

Jonathan wirkte bedrückt und zögerte mit seiner Antwort, erwiderte schließlich aber: "Für mein Mädchen tuhe ich alles."

Vampirflüstern [ abgeschlossen ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt