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Eingekuschelt, nur in Decken, lagen wir beide zusammen im Bett. Ich genoß einfach nur Taddls Nähe, solange er sie in so einer liebevollen, sensiblen, sanften Seite suchte.

Sanft zeichnete er mir Kreise auf die Brust, während ich meine Augen geschlossen hielt und mich entspannte.

Es war so Still, aber nicht die unangenehme Art der Stille. Im Gegenteil, es war perfekt.

Und ich weiß nicht, wie lange wir so gewesen sind, irgendwann unterbrach Taddl die Stille.

„Manuel? Hast du Lust, morgen zur Tour zu kommen?", fragte er mich und stoppte mit seinen Kreisen.

Das kam wirklich... unerwartet.

Einerseits wusste ich, dass er mich verletzt hatte. Dass ich ihn eigentlich loslassen sollte, auch wenn es schwer werden würde.

Anderseits hatte er mich noch nie auf einen seiner Auftritte eingeladen. Und so freundlich und süß wie heute, war er auch schon so lange nicht mehr. Auch wenn es am Ende wieder auf das Gleiche hinausgekommen ist. Aber so endet es immer.

„Taddl...", fing ich an. Er mustere mich bloß und ich sah seine Augen wirklich funkeln, als würde er wirklich hoffen, dass ich kommen würde.

„Ich weiß nicht." Er blickte mich nur an und sagte erst einmal für einen Moment gar nichts.

Anscheinend schien er, sich nach ein paar Minuten wieder gefangen zu haben, denn er seufzte schließlich.

„Manu, ich kann dich nicht zwingen, aber du würdest mir so eine unendlich große Freude bereiten", lächelte er mich an.

„Ich überlege es mir", sagte ich nur leise, woraufhin er wieder zu grinsen begann. Er wusste genau, dass er mich an der Angel hatte.

Ich wusste echt nicht, was ich machen sollte. Eine Nacht darüber zu schlafen, würde mir mit Sicherheit helfen.

~

Am nächsten Morgen wurde ich von meinem Handy, welches auf einmal läutete aufgeweckt. Es war Michael. Fuck, der Aufnahmetermin.

„Micha, sorry... Ich hab verschlafen und-", hob ich ab und hörte ihn nur am anderen Ende der Leitung lachen.

„Hey, was ist so witzig?", fragte ich ihn dann und war noch immer vollkommen verwirrt. Was auch sonst, wenn man gerade aufgestanden ist.

„Ach Manu, keine Sorge. Das kann jedem Mal passieren. Kein Stress", versuchte er mich zu beruhigen. „Auch wenn du dir normalerweise 'nen Wecker stellst."

„Das muss ich wohl vergessen haben", sagte ich nur. Er durfte doch nicht wissen, dass ich Taddl wieder rein gelassen hatte.

Wenn man vom Teufel spricht, wo war Taddl überhaupt.

„Micha, ich komme gleich on. Bis dann", erklärte ich ihm und legte auf.

Kurz blickte ich mich noch in meiner kleinen Wohnung um, ob Taddl da war. Vergebens. Er war nirgendwo, was mir meine Entscheidung gerade irgendwie vereinfachte.

Etwas niedergeschlagen ging ich in meinem Aufnahmeraum, da erblickte ich etwas auf meinem Sessel.

Es war einer der Dat Adam-Hoodies und eine Kuvert, an dem ein Ticket und ein Backstage-Pass haftete. In dem Umschlag schien noch ein Brief zu sein.

Wollte ich es überhaupt lesen? Hatte er es verdient? Immerhin hätte er es mir persönlich sagen können.

Kopfschüttelnd packte ich es auf die Seite und setzte mich hin. Michael wartete bestimmt schon.

Headset auf, in den Teamspeak rein und fertig.

„Hallo Micha!", begrüßte ich ihn.

„Hey, Manu-uuu", erwiderte er meine Begrüßung. „Alles okay?"

„Ja, ja. Klar!", sagte ich bloß und er seufzte.

„Manuel. Hast du ihn gestern wieder reingelassen?", fragte er mich schließlich. Mist.

„Ist das denn so offensichtlich?", stellte ich ihm die Gegenfrage.

„Ja...", meinte er nur. „Was wollte er denn?"

„Gar nichts", murmelte ich. „Er war gestern total nett und liebevoll. Er hat mich sogar zu einem seiner Auftritte eingeladen", erklärte ich Michael.

„Hat er? Und du wirst hingehen?"

„Ich weiß noch nicht", gab ich zu. „Ich muss die ganze Zeit an dich denken, an deine Worte", erklärte ich meinem besten Freund. „Du hast gesagt, ich muss ihm stand halten, doch ich schaff es einfach nicht. Er findet immer und immer wieder meine Schwachstelle und nutzt sie aus."

„Weißt du, ich will es nicht ausschließen, dass er sich vielleicht doch ändert. Aber das scheint mir ziemlich unwahrscheinlich. Vielleicht war es einer seiner Tricks?", überlegte er.

Ich nickte bloß, bis mir einfiel, dass er das gar nicht sehen würde.

„Das habe ich mir auch schon gedacht... Aber er war so unendlich nett und süß." Ich seufzte. Es würde wohl immer so weiter gehen. Und ich heulte immer wieder Michael voll.

„Ich sollte echt aufhören. Abschließen", meinte ich dann schließlich.

„Dann nimm es doch als Abschluss und verabschiede dich von ihm", meinte er. Gar keine schlechte Idee, naja. Am Ende wusste ich sowieso wieder, wie es enden würde. Eben so wie immer.

„Ich überlege es mir. Und jetzt lass uns aufnehmen! Sonst wirst du dein Video nicht mehr hochladen können", lachte ich.

Er seufzte nur auf, fiel dann aber ins Lachen mit ein. „Ach, Manu! Du Doofie!"

Liberation 「Zomger|GLPaddl」 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt