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Ich hatte Recht. Ich hatte so verdammt Recht. Natürlich war er nicht mehr da, was hatte ich mir auch erhofft. Dass er, wenn ich aufwache noch da ist? Dass er mir sagt, wie sehr er mich liebt? Natürlich würde er das nicht machen. Er war nun mal er. Und wenn er trank... war er noch einmal anders.

Aber, da er in letzter Zeit nur noch trank, war ich es nicht anders gewohnt. Klar, vielleicht war das nicht der Taddl, den ich zu lieben gelernt hatte, aber ich konnte meine Gefühle für ihn auch nicht stoppen.

Seufzend versuchte ich aufzustehen, was etwas kompliziert war, da mein Hintern schmerzte. Das würde heute ein lustiger Tag werden.

Langsam stand ich auf und bewegte mich in Richtung des Badezimmers, um zu duschen.

Da ich sowieso nichts mehr an hatte, stellte ich mich unter die Dusche und ließ das Wasser über meinen Kopf und meine Schultern prasseln.

Ich dachte wieder an letzte Nacht und bekam ein Bauchkribbeln. Taddl... er war nach Hause gekommen, auch wenn es nur für diese eine Sache war.

Aber daran war ich gewöhnt, so lief es jedes Mal ab. Jedes verdammte Mal. Und ich konnte nichts dagegen machen. Es ist fast so, als wäre ich abhängig von ihm. Aber ich liebte ihn doch. Und ich hätte alles für ihn gemacht.

Alles! Wirklich alles. Ich würde sogar sterben für ihn. Auch, wenn er nicht dasselbe für mich machen würde, was er natürlich nicht tun würde.

Mit einem weiteren Seufzer schaltete ich die Dusche wieder ab, ich war anscheinend wieder zu weit abgedriftet.

Mit einem Handtuch um meine Hüften geschlungen, machte ich mich auf den Weg zurück in das Schlafzimmer, um mir frische Sachen anzuziehen.

Auf den Weg dorthin sammelte ich - so gut es ging - die Sachen auf, die Taddl mir gestern ausgezogen hatte. Überraschenderweise hatte er auch seinen Hydra Pullover hier gelassen, den er sonst nie vergessen hatte. Merkwürdig.

Alles erledigt und mich fertig angezogen setzte ich mich auf meinen Stuhl. Ich hatte noch ein Video zu schneiden.

Leider funktionierte das nicht, wie gewollt. Ich zischte voller Schmerz auf, als mein Hintern den Sessel berührte.

Eigentlich sollte ich mich schon an diese Schmerzen gewöhnt haben, aber das hatte ich noch nicht und würde wahrscheinlich auch niemals.

Da ich das meiste schon gestern gemacht hatte, fehlte nicht mehr viel und ich war auch schnell fertig. Gott sei Dank!

Ein Blick auf die Uhr bestätigte mit auch, dass ich in einer halben Stunde einen Aufnahme-Termin mit Palle, Zombey und Maudado habe.

Da ich sowieso nicht wusste, was ich sonst tun sollte und ich nicht noch einmal aufstehen wollte, öffnete ich den Team Speak und sah, dass Zombey auch schon online war. Ich wechselte also in seinen Channel und begrüßte ihn.

„Guten Morgen, Micha", sagte ich und versuchte, nicht all zu grimmig, zu sein.

„Oh... hey Manu! Na, gut geschlafen?", fragte er und lachte.

Ich bejahte dies einfach monoton. „Und du?", fügte ich noch hinzu.

„Klar!", antwortete er und ich hörte sein Grinsen durch die Leitung. Irgendwie bereitete mir das alleine schon bessere Laune.

„Und hast du dein Video gestern noch fertig bekommen?", fragte er mich schließlich.

„Uhm... Ich hab es heute fertig geschnitten", erzählte ich ihm. „Ich wurde gestern wieder abgehalten", fügte ich leise hinzu.

„War er wieder hier?", fragte er nun monoton.

Zombey wusste von ihm. Ich hatte es ihm erzählt, gerade als ich eine der schlimmsten Tief-Phasen meines Lebens hatte. Ich konnte damals nicht mehr.

„Manu... du solltest dich echt mal wehren", seufzte er schließlich. „Ich hab dir schon gesagt, dass es so nicht weiter gehen kann. Er kann nicht einfach kommen und gehen, wie er will!"

„Micha, ich weiß doch... Ich habe auch versucht, ihn zu stoppen. Aber... es geht eben nicht. Er- Ich liebe ihn eben, auch wenn er nicht mehr der ist, der er früher war. Ich weiß, dass in ihm noch sein wahres Ich steckt. Zwischen den ganzen Drogen und Alkohol." Ich seufzte und Zombey war still, er atmete einmal ein und aus.

„Du hast was besseres verdient", sagte er traurig. „Jemanden der dich gut behandelt."

„Ich-", sagte ich gerade, als Maudado den Channel betrat. War etwa so schnell die Zeit vergangen?

„Hallo Maudado!", wechselte ich das Thema. Zombey seufzte noch einmal und begrüßte dann auch Maudado.

Jetzt fehlte nur noch Paluten und dann könnten wir endlich das Video aufnehmen.

Liberation 「Zomger|GLPaddl」 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt