Kapitel 13

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Mit einem dumpfen Aufprall landeten wir auf dem kalten Schnee

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Mit einem dumpfen Aufprall landeten wir auf dem kalten Schnee. Regungslos blieb ich liegen und starrte der Schneedecke über uns entgegen. Sie könnte jeder Zeit auf uns hinunter krachen und uns unter sich begraben.

Ich wurde an den Schultern gepackt und hoch gerissen. Jacobs panische Augen suchten meinen Blick. Doch nun starrte ich die Felswand hinter ihm an. „Marly, es tut mir so leid. Es tut mir so verdammt Leid", flüsterte er. Ich konnte hören wie er mit sich kämpfte nicht gleich los zu heulen.

Ich gab keinen Mucks von mir. Seine kalten Hände umfassten mein Gesicht und strichen mir über die Wangen. „Marly, sieh mich an. Bitte", murmelte er verzweifelt, doch ich reagierte nicht.

Das Orange Seil tanzte mir vor den Augen. Moritz Schreie, eine in schwarz gekleidete Person, die neben mir hing. Meine zitternde Hand, die ein rotes Schweizer Taschenmesser umklammert hielt. Weiße Dampfwolken, die aus meinem Mund aufstiegen. Mein laut Pochendes Herz und das Adrenalin, dass durch meine Adern gepumpt wurde.

Nur diese Bilder tanzten mir vor den Augen. Sonst nichts.

Ich hatte gar nicht mitbekommen, wie mich Jacob an die eiskalte Steinmauer gelehnt hatte. Er hatte sich auf die Gegenüberliegende Seite gehockt. Die Kinder saßen in einem Meter Abstand neben ihm und starrten mich ängstlich an. Kein Wunder, vermutlich hatten sie noch nie jemanden in Schockstarre gesehen.

„Was hat sie?", fragte ein Junge Jacob. Er holte schon Luft um zu antworten, jedoch schnitt ich ihm das Wort ab.

„Es war der 25. März 2012. Die Wetterlage war gut, fast schon zu perfekt. Auf den Pisten tummelten sich tausende von Skifahrern, wir waren ständig in Bereitschaft. Vor allem, da die Lawinengefahr immer noch sehr hoch war.

Gegen 16 Uhr kam ein Notruf rein. Eine Fünfköpfige Gruppe Chinesischer Bergwanderer war abgestürzt. Sie hatten den Verdacht, dass ihr Bergführer Tod war. Sie hingen jedoch alle an einem Seil, die Steilkante hinunter. 800 Meter weit ging es steilgerade hinunter. Und unten würden Felsvorsprünge und gefrorener Schnee auf sie warten, wenn wir sie nicht sofort retteten.

Wir sind sofort zur Kante geflogen. Michel hat uns raus gelassen. Lare hat sich um den Bergführer gekümmert. Für ihn kam alle Hilfe zu spät. Das war Maxis erster Richtiger Einsatz. Wir sicherten uns doppelt. Wir wollten kein Risiko eingehen. Sogar Michel hat geholfen.

Die Zeit spielte gegen uns. Das Seil der Chinesen hing nur noch ganz knapp. Lange würde es dem Gewicht nicht mehr standhalten. Moritz sprang hinunter. Spiderman-Style. So wie er es immer tat. Ich war noch dabei mich zu sichern.

Plötzlich war da nur noch ein Ruck und ich lag auf dem Boden und wurde auf die Kante zugezogen. Maxi und Michel haben mich nicht mehr erwischt. Ich flog über die Kante. Ich konnte von Glück reden, dass der Knoten hielt. Ich hing nun mit an Moritz Seil mit dran.

Wir wussten, dass das Seil uns nicht aushalten würde.

Ich hörte wie Moritz mir seine Anweisungen zu brüllte. Ich solle den Chinesen rechts neben mir an unser Seil hängen, und uns abschneiden. Es war das Beste so. Jeder Bergretter hätte so entschieden. Zumal es ein fünfzehn Jähriger Junge war. Er hatte noch sein ganzes Leben vor sich.

Ich zog den Jungen zu mir her und sicherte ihn genügend. Kaum lag sein Gewicht auch noch auf dem Seil, riss die zweite Sicherung.

Moritz schrie, ich solle doch endlich durchschneiden.

Ich kramte nach meinem Taschenmesser. Und setzte es an.

Und schnitt durch.

750 Meter freier Fall.

Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis wir endlich aufkamen.

Es hat sich angefühlt, als würde alle Luft in meinem Körper rauskommen. Ich hatte keine Schmerzen. Aber als ich mich umdrehte um nach Moritz zu sehen. Ich hatte mich auf die falsche Seite gedreht und knallte den Felsvorsprung hinunter. Hinein in die kleine Schlucht.

Und dann war alles Schwarz.

Das Einzige an was ich mich jetzt noch erinnern kann, ist dass ihr gekommen seid und Moritz geholt habt. Mich habt ihr liegen lassen. Ich konnte nicht schreien. Ich konnte gar nichts machen. Ich lag da einfach nur und sah den Sternen entgegen.

Es war Nacht. Und ich wusste, dass ihr nicht wieder zurückkommen würdet um mich zu suchen.

Das ist das Letzte an das ich mich erinnern kann"

Den Bergen so nahWo Geschichten leben. Entdecke jetzt