1| K A P I T E L

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Voller Vorfreude folgte ich dem Kiesweg, welcher durch die liebliche Stadt "Leben" führte.
Es war einer der ersten, warmen Frühlingstage, weshalb einige der Bewohner bereits in den kühlen Wald, oder an den nahegelgenden Strand flüchteten.
Jeder wollte ein paar der kostbaren Sonnenstrahlen abbekommen, die sich über das Land legten.
Vollkommen nachvollziehbar nach der letzten Woche, in der es wie aus Kübeln geschüttet hatte.

Mein Blick senkte sich abrupt, als ich unsanft angerempelt wurde.

》Entschuldigung, das tut mir leid.《

Erklärte sich der Mann hektisch und eilte schon im nächsten Atemzug an mir vorbei.
Verwirrt blickte ich dem blauhäutrigem hinterher und beobachtete wie er seinen braunen Hut stur an Ort und Stelle hielt, während er den Kiesweg entlang rannte.
Ich glaubte den Typen schon einmal gesehen zu haben, konnte mich jedoch nicht an seinen Namen erinnern.

Kein Wunder, bei den vielen neuen Bewohnern, die erst kürzlich zu uns gezogen waren.
Aber schließlich war "Leben" ein beliebtes Dorf geworden, mit seinem wachsenden Markt, den vielen ländlichen Nutzflächen und den steigenden Angeboten an Religion, Freiheit und Macht.

-

Zu meiner rechten erblickte ich den Turm von Herr Elpeh, der wie es schien wieder einmal 'gewachsen' zu sein. Mal wieder überragte der Turm, den Turm von Takaishii um gerade Mal ein paar Meter.
Vermutlich würde das nicht lange der Fall sein, da Herr Elpeh und Takaishii einen unausgesprochenen Wettstreit führten, wer denn nun den höheren Turm bauen konnte.

Ich lief weiter und blieb bei meinem Ziel -ein kleines,uhrieges Haus - stehen.
Ein Briefkasten mit der Aufschrift "From the Future - Wir nehmen keinen Block vor den Mund" schmückte den Eingang und ließ den Eigentümer dieses Grundstückes erahnen.
Ein nostalisches Schmunzeln huschte über mein Gesicht, als ich daran dachte wie aufgeregt Bergi gewesen war, als er seine Zeitungsredaktion mit diesem Schild offiziel eröffnet hatte.

Ich Schritt durch das Holztor und begrüßte zuallererst Bergis dunkle Stute Almanach, ehe ich die Steinstufen zu dem Hauseingang empor stieg.
Ich hatte kaum zu klopfen begonnen, da hörte ich schon eine vertraute Stimme rufen:

》Tür ist offen, Allison!《

Ich kam der Aufforderung nach und trat in das gemütlich eingerichtete Haus ein, wie schon so oft zuvor.

Der offen gestaltete Flur war wie sonst auch Menschenleer.
Meistens befand sich Herr Bergmann - für mich Bergi - im Erdgeschoss seines Anwesens. Dort fand nämlich das Herzsstück des Hauses seinen Platz - sein Schreibtisch und somit der Hauptsitz seiner Redaktion.
Nicht selten tüftelte er tagelang an neuen Ideen, Designs und Artikeln für seine Zeitung "From the Future".

Als ich die Treppen hinunter zu ihm ging, wäre ich beinahe in die nächste Person gerannt.
Diesmal war es allerdings Herr Selbstgespräch, der sich überschwänglich zu entschuldigen versuchte.
Dabei zuckten seine Hybried-Katzenohren unruhig hin und her und signalisierten mir wie unwohl sich der junge Mann dabei fühlte.

》Ist ja noch mal gut gegangen, Herr Selbstgespräch, keine Sorge.《

Versicherte ich ihm beruhigend und drängte mich anschließend an ihm vorbei zu Bergi, der mich erstmal in die Arme schloss.
Nachdem wir uns voneinander lösten, wollte ich mich über den heute vorgesehenen Ablauf informieren:

》Was ist unser Plan für heute? Schreiben wir den Artikel über die Amenosekte, recherchieren wir weiter zum Fall Paluten-《

Bergi unterbrach meine Aufzählung und meinte schnell:

》Nein, Nein, wir werden heute bei Herrn Elpeh einbrechen.《

Er erzählte es in der selben ausdruckslosen Stimmenlage, mit der man nach dem Wetter fragte, oder eine Bestellung im Restaurant abgab.
Als sei es das normalste der Welt, geradezu selbstverständlich.

P S Y C H O  -HerrBergmann ff-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt