9| K A P I T E L

711 31 25
                                    

Am nächsten Morgen wachte ich mit dem schlimmsten Muskelkater auf, den ich je hatte. Arme, Beine, Rücken - einfach alles tat weh.
Ächzend setzte ich mich auf und richtete meinen Blick gen Fenster.
Die Sonne stand bereits strahlend am wolkenfreiem Himmel, es musste wohl schon Mittag sein, wenn nicht sogar später.
Ich unterdrückte den Drang mich wieder ins Bett fallen zu lassen und motovierte mich mit dem Gedanken an das schöne Wetter. Und mit Essen. Vorallem Essen.

-

Um meinem Muskelkater etwas gutes zu tun, war ich einmal um die Stadtmauern geschlendert, hatte mich hin und wieder gedehnt und war sogar ab und zu gejoggt. Da ich davon jetzt auch genung hatte, machte ich mich auf den Weg zu Bergis Haus, wie fast jeden Tag.
Ich hoffte er hatte ein paar spannende Aufträge oder Gerüchte, über die wir recherchieren müssten. Selbst ein simples Informationszusammentragen war mir momentan recht - hauptsache etwas produktives.
Die letzten Tage waren so ereignissreich gewesen, da war mir ein wenig Alltag ganz recht.
Mit einem hoffnungsvollen Lächeln auf dem Gesicht klopfte ich an die Eingangstür und wartete geduldig.

Doch auch nachdem einiege Minuten verstrichen waren, öffnete mir keiner die Tür.
Ich zog den passenden Schlüssel aus meinem Rucksack und öffnete damit die Tür. Bergi konnte doch unmöglich schon wieder unterwegs sein! - oder immernoch, wenn man seinen eiligen Aufbruch berücksichtigte.

Doch auch nachdem ich sein verwinkeltes Haus nach ihm abgesucht hatte, fand ich weder meinen besten Freund, noch eine Notiz an mich.
Enttäuscht verließ ich das Haus wieder.
In den Bergen von Büchern und Zetteln selbst nach Aufträgen zu suchen war unmöglich.
Bergi musste dringends etwas gegen diese unordnung tun.
Und gegen sein ständiges Verschwinden, das war ja nicht mehr normal.

Da ich den Rest des Tages aber nicht alleine verbringen wollte, überlegte ich fieberhaft zu wem ich denn sonst gehen könnte. Allerdings war die Liste meiner Freunde kurz und mit der hälfte durfte ich mich in der Öffentlichkeit nicht sehen lassen.
Der Rest war meistens schwer beschäftigt, so wie Bergi.
Ich schloss seuftzend das quischende Holztor hinter mir und schleppte mich zum Marktplatz.
Wann immer ich nicht wusste was ich tun könnte, ging ich hier hin, in der Hoffnung über jemandem oder etwas zu treffen.

Kurioser Weise schien die gesamte Stadt heute ungewöhnlich still zu sein. Niemand kreuzte meinen Weg und auch auf dem Marktplatz standen nur zwei, maximal drei Verkäufer und dad auch nur weit abgeschlagen.
Eine leichte Briese fegte vom Meer her und wirbelten die Stofflaken mancher Stände umher und erzeugte ein unheimliches Schlackern.
Es war so ruhig, dass ich bereits ein leises, stetiges brummen in meinen Ohren hörte. Allerhöchstens wurde es von ein paar zerschellten Wellen übertönt.
Die Sonne hatte gerade ihren höchsten Stand erreicht und prickelte leicht auf meiner hellen Haut. Wann war es denn so warm geworden?

Mit bedacht leisen Schritten näherte ich mich der großen Karte - ursprünglich um nach Neuigkeiten ausschau zu halten.
Überrascht stellte ich jedoch fest, dass vor der Karte jemand herumlungerte.
Es war ein hochgewachsener, junger Mann, mit hellbraunen Haaren. Seine Statur war unscheinbar, wenn er auch ein wenig schlaksig wirkte.
Ich war mir ziemlich sicher ihn zuvor noch nie gesehen zu haben. Vielleicht war er ja neu in der Stadt.

Der fremde Mann suchte die Karte mit seinen Blicken ab, so als suche er etwas bestimmtes.
Ich räusperte mich etwas verhalten, um ihn nicht zu erschrecken:

》Kann ich...kann Ich ihnen vielleicht weiterhelfen?《

Der unbekannte zuckte dennoch zusammen und drehte sich eilig zu mir um. Als ich nun auch sein Gesicht erkennen konnte, überzog mich zuallererst ein eiskalter Schauer. Seine Augen waren tiefschwarz. So sehr, dass man die Iris nicht mehr von der Pupille unterscheiden konnte. Seine blasse Haut stand in starken Kontrast zu seinen Augen, ebenso wie seine hellen Lippen. Sein hellbraunes, fast blondes Haar verdeckte beinahe sein linkes Auge, doch das schien ihn nicht weiter zu stören.
Er erinnerte mich ein wenig an Bergi, doch die Gesichtszüge von dem Fremden waren markanter, seine Haltung steifer und seine Figur schmaler.
Der unbekannte musterte mich ebenso, wie ich ihn. Dabei antwortete er mir:

P S Y C H O  -HerrBergmann ff-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt