Blut und schlechte Erziehung

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Zögerlich drückte Timon den Klingelknopf. Ein Surren ertönte, und, Florian immernoch an der Hand haltend, stieg Timon langsam die Treppen hinauf. Oben angekommen, atmete er noch einmal tief durch. Flo nickte ihm aufmunternd zu, auch er war zu aufgeregt, um Wörter rauszubringen. "Papa? Ich bin von der Uni wieder da, und ich hab jemanden mitgebracht!" Zitternd lief Klengan in die Wohnung. Flo's Hand hatte er mittlerweile losgelassen. Sein Vater kam aus der Küche auf sie zugestapft und grunzte zur Bergrüßung. "Äähm Papa, das ist Florian Heider. Mein..." er atmete nochmal tief ein "Mein fester Freund." Augenblicklich sah der schon etwas heruntergekommene Mann in seine Richtung. Erst zu seinem Sohn, dann zu dessen Mitbringsel, dann wieder zu seinem Sohn. "Bitte was?" donnerte er schließlich los. "IHR SEID WAS?!?!" Er marschierte auf Timon zu, der vor Angst wie gelähmt war. "DA HAT MAN SEINEN EINZIGEN SOHN SO LANGE UND SO GUT ERZOGEN, UND DOCH ENTSCHEIDET ER SICH GEGEN MICH UND MEINE WERTE???" "Papa, ich..." weiter kam Timon nicht, denn noch als er versuchte es seinem Vater zu erklären, hatte dieser ausgeholt und im mitten ins Gesicht geschlagen. Überraschte stolperte Timon nach hinten, das Gesicht blutüberströmt, dank des Schlagrings seines Vaters. Flo stellte sich zwischen die beiden, um sein ein und alles zu beschützen, doch ehe er wirklich was tun konnte, hatte der aufgebrachte Mann noch einmal ausgeholt. Flo hatte vor einigen Jahren mal Kampfsport betrieben, und das kam ihm nun zu gute, denn er parierte den Schlag geschickt ab, eher er sich nach seinem Klengan umdrehte. Dieser lag zusammengekauert hinter ihm und hielt sich das blutende und Tränenüberströmte Gesicht. Rasch packte Flo den jüngeren, um ihn aus der Gefahrenzone zu schaffen, und ging mit ihm in das nächstgelegene Zimmer, anscheinend Timon's, um erstmal die Tür abzuschließen. Drinnen suchte er alle Dinge die man für einen Auszug brauchte: genügend Kleidungsstücke, sämtliche elektrischen Geräte und ein paar Dinge, die Klengan wohl mit schönen Erinnerungen verband. Er stopfte alles so schnell es ging in eine Tasche. Timon sah ihm dabei zu, zeigte hin und wieder noch auf das eine oder andere Spiel oder Buch, welches Flo noch schnell einpackte. Als sie alles hatten, was dem kleinen nervlichen Wrack am Herzen lag, gingen sie zurück auf den Flur. Timon hatte sich so weit zusammengerissen, dass er eigenständig lief, Flo trug die Tasche. Sie hatten sich schnell und ohne Worte verständigt: hier wollte und konnte Timon nicht mehr wohnen. Der Vater hatte sich anscheinend wieder so weit beruhigt, dass er keine Physischen Angriffe mehr wagte, aber er beobachtete die beiden beim hinausgehen. "Tschüss, Papa" "Papa? Nein. Du bist nicht mein Sohn, und wirst es auch niemals wieder sein. Denk an meine Worte: So kann kein Mensch glücklich werden. Was du tust ist unmenschlich! Ich verachte dich, und deinen Ekelhaften Freund erst recht, es wäre besser für die ganze Menschheit, wenn ihr beide euch von der Brücke stürzt, und die ganzen anderen Schwuchteln und Lesben gleich hinterher!" Flo knallte die Tür zu, damit Timon sich das ganze nicht mehr anhören musste, aber er spürte, wie sehr es ihn schon getroffen und verletzt hatte. Wortlos und immer noch weinend stieg ein kleines Häufchen Elend vor Flo die Treppe hinab. Was sollten sie jetzt machen? Und wo sollte Timon jetzt hin? War es doch etwas zu voreilig gewesen, auszuziehen?

When I first saw you #Kleider (Klengan + der Heider)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt