Lenya

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Er war schließlich im Krankenhaus wieder aufgewacht, hatte so einiges an Therapie über sich ergehen lassen, aber nichts hatte geholfen. Um den seelischen Schmerz zu überbrücken, und in dem Wissen, sich nicht noch einmal umbringen zu können, hatte er schließlich angefangen, sich zu ritzen. Und nun war er kurz davor es wieder zu tun. Aber nicht weil er seine Jungfräulichkeit an ein Mädchen verloren hatte, was sich leider Gottes in ihn verliebt hatte und es eher unfreiwillig von seiner Seite aus gewesen war, da er sich schon damals ob seiner Sexualität sicher war, nicht weil seine Mutter ihn und seinen Vater verlassen hatte, nein. Weil er dieses mal gegangen war. Weg von seinem Vater, und nun auch weg von Flo. Ohne es zu merken, war er an der selben Stelle gelandet wie damals, vor ungefähr 5 Jahren. Es war sogar die selbe Jahreszeit, Frühsommer. Er setzte an, fing schon an zu ziehen, als er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter spürte. Erschreckt drehte er sich um. Musste er denn schon wieder gestört werden? Wo er doch nur dabei war, den Wunsch seines Vaters wahr werden zu lassen? Er drehte sich um und blickte in ein freundliches, besorgtes Gesicht. Kurze Haare, die Seiten abrasiert. Auffälliges Make-Up und im dunkeln leuchtende, leicht schielende Kontaktlinsen. Es war ein Mädchen etwa anfang zwanzig, das ihn so mitleidig ansah, dass er keine Anstalten machte, die Klinge weiter zu ziehen. Er beobachtete, wie sie sich neben ihn setzte. "Hi. Ich bin Lenya. Darf ich mich setzen? So wie's aussieht hast du eine lange Geschichte zu erzählen."

When I first saw you #Kleider (Klengan + der Heider)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt