„Kein Grund ihren Zauberstab gegen mich zu erheben, Mister Malfoy.", schnarrte sein Gegenüber plötzlich, dem offensichtlich nicht entgangen war, nach was Draco gegriffen hatte. Die eintönig ruhige, aber dennoch autoritäre Stimme, kam dem Blonden nur zu bekannt vor. Als er erkannte wer die Person war, war er sich nicht sicher ob er darüber nun erleichtert oder verärgert sein sollte. Trotzdem lies er den Zauberstab, wenn auch sehr widerwillig, wieder sinken.„Professor Snape.", murmelte er und versuchte dabei so gleichgültig zu klingen, wie es ihm in diesem Zustand eben möglich war. Doch er merkte selbst wie zittrig und gepresst sich seine eigene Stimme verhielt. Er unterdrückte ein Aufseufzen. Auf eine Unterhaltung mit seinem Hauslehrer hätte er im Moment gut verzichten können. „Wären Sie so freundlich mir das Licht nicht direkt ins Gesicht zu halten.", forderte Draco, den der helle Strahl des Zauberstabes immer noch blendete. Tatsächlich entfernte sich der heftige Lichtstrahl aus seinem Gesicht und nach einigem Blinzeln konnte er immer mehr Umrisse und Züge seines Professors erkennen.
„Draco, ich muss Sie hoffentlich nicht darin erinnern, dass auch Sie die Nachtruhe einzuhalten haben, die vor über einer Stunde begonnen hat.", sprach Severus Snape erneut in dieser schleppenden, emotionslosen Tonlage, der Draco auch als sechszehnjähriger noch mit einen gewissen Respekt begegnete. „Nein müssen Sie nicht. Ich finde den Weg zu den Kerkern alleine. Guten Abend, Professor.", entgegnete Draco ihm stumpf und wandte sich zum Gehen um. Er hatte einfach kein Interesse an einer weiteren Diskussion mit seinem Patenonkel. Dieses Schuljahr hatte es schon zu viele von diesen Unterhaltungen gegeben und sie waren, seiner Meinung nach, vollkommend irrelevant.
„Stehen bleiben.", kommentierte Snape in einem solch scharfen Tonfall, dass Draco leicht zusammenfuhr und gegen seinen Willen stehen blieb. In der Stimme seines Lehrers lag eine solche Endgültigkeit, dass er nicht austesten wollte wie weit dessen Geduld reichte. „Was wollen Sie von mir verdammt?", zischte Draco auf und eine Spur seiner üblichen Arrogant schlich sich in seine Aussage mit ein. Er wandte sich äußerst widerwillig erneut seinem Hauslehrer zu, nur um ihn mit einem irgendwie trotzig wirkenden Ausdruck ansehen zu können. Der Blick wurde von seinem Gegenüber eisern und unnachgiebig erwidert. Er schien Draco's Gesicht regelrecht zu mustern, aber weshalb?
Als Draco begriffen hatte, dass sein Gesicht immer noch gerötet und verweint aussehen musste, drehte er sich mit einer viel zu hastigen Bewegung von seinem Patenonkel weg und fuhr, mit den Ärmeln seines Umhanges, seine blassen Wangen entlang. „Sie müssen Ihre Tränen nicht vor mir verbergen, Draco. Ich habe sie bereits bemerkt.", wies der Professor ihn trocken auf das Offensichtliche hin. „Großartig. Dann darf ich mir jetzt eine weitere Predigt anhören, wie dringend Sie mir doch helfen wollen, hab ich Recht, Professor?" Draco sprach vor allem das letzte Wort seines Satzes mit solch einer erstaunlichen Verachtung aus, dass jedem Trottel aufgefallen wäre, was er von dem Besagten hielt. Er gab ihm die Schuld, dass Lucius bei dem dunklen Lord in Ungnade gefallen war. Zumindest befand er, dass er mitschuldig war. Schließlich war er der neue Liebling des dunklen Zauberers.
Doch der Professor schien wenig beeindruckt von seiner Aussage. Er zog die Augenbrauen ein Stück weit nach oben und für den Bruchteil einer Sekunde lag ein fast amüsierter Ausdruck in seinen Augen. „Sie? Meine Hilfe? Nicht doch. Sie kommen doch so offensichtlich wunderbar ohne mich zurecht. Wie sie hier nachts ziellos und regelrecht panisch durch die Gänge irren. Das zeugt wahrlich davon, wie sehr alles Ihrer Kontrolle unterliegt.", kommentierte er dann und seine monotone Stimme triefte nur so vor Zynismus. Wut staute sich in dem Jüngeren der Beiden an. Wenn es etwas gab, dass er verabscheute, waren es sarkastische Bemerkungen, die man auf seine Kosten machte. Vor allem in seiner aktuellen Gefühlslage, rief das nichts Gutes in ihm hervor.
„Sparren Sie sich ihre Kommentare. Sie werden schon sehen, dass ich es schaffe. Ich werde diese Aufgabe erfüllen und dann ist die Ehre meiner Familie wieder hergestellt und Vater wird aus Azkaban befreit werden und Sie werden nicht länger der Liebling des Lords sein.", keifte er ihn ungehalten an.
Severus schüttelte genervt mit dem Kopf, ehe er einen großen, bedrohlichen Schritt auf sein Patenkind zu machte. „Sie dummer Narr! Hier geht es nicht darum die Gunst des dunklen Lords zu erlangen. Sind Sie wirklich so starrsinnig, dass Sie nicht verstehst was sich um Sie herum abspielt? Ihnen wurde aufgetragen ein Menschenleben auszulöschen, Draco. Haben Sie auch nur den Hauch einer Ahnung, was das mit Ihrer Seele anrichten wird?", zischte er mit solch einer Ernsthaftigkeit in der Stimme, dass Draco schwer schlucken musste.
„Ja ich muss einen Menschen töten, um meine Familie davor zu bewahren kaltblütig ermordet zu werden. Und ich habe noch keine sinnvolle Idee, wie ich das machen soll, aber das geht Sie einen Scheißdreck an und das habe ich Ihnen hiermit zum aller letzten Mal gesagt." Draco hatte seine Wut nicht mehr unter Kontrolle und schrie seinen Gegenüber regelrecht an, so dass seine Worte verzerrt, irgendwie unheimlich, als Echo wiedergegeben wurden. Sein Gesicht war vor Zorn verzogen und seine Hände hatten sich zu Fäusten geballt.
„Sehr gut, Draco. Schreien Sie noch ein bisschen lauter, damit die ganze Schule aufwacht und von ihrem Auftrag erfährt. Zumindest müssten Sie sich dann keine Gedanken mehr darum machen wie sie die Person zu ermorden haben, weil Sie dann mit den nächstbesten Auroren zu ihrem Vater nach Azkaban gebracht werden.", argumentierte Severus wieder in dieser emotionslosen Tonlange, die nur so vor seinem trockenen Humor protzte.
„Gehen Sie mir aus dem Weg oder ich schwöre Ihnen, dass Sie der Jenige sein werden, den die Auroren nach Azkaban begleiten werden.", brachte Draco unter zusammen gepressten Zähne hervor. Er war so aufgebracht von den Worten seines Gegenübers, dass er ihn seinen abgrundtiefen Hass nicht nur spüren lies, sondern ihn ihm praktisch entgegen schmetterte. Seine Stimme überschlug sich dabei fast vor Rage. Sicher war ihm auf eine Weise bewusst, dass sich dieser angestaute Hass nicht auf seinen Patenonkel bezog, sondern auf die Menschen, die ihn in diese Lage gebracht hatten, aber er verdrängte es einfach. All seine Wut, die gerade immer mehr und mehr an die Oberfläche drang, richtete sich auf seinen jetzigen Gesprächspartner.
Kaum hatten die Worte Draco's Mund verlassen, kam sein Lehrer gefährlich nah auf ihn zu. Ein wütendes Flackern, dass er noch nie zuvor an ihm gesehen hatte, blitze in seinen tiefschwarzen Augen auf und hinterließ ein mulmiges Gefühl in Draco's Magengegend. Er hätte diese Drohung wohl besser nicht aussprechen sollen, aber dafür war es nun so wie so zu spät...
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Das war jetzt Teil zwei der Don't cry Kurzgeschichte. Ich hoffe euch hat es bis hier her gefallen. Über liebe Kommentare, aber auch Verbesserungsvorschläge, würde ich mich sehr freuen. 😊
Die Fortsetzung ist nach wie vor geplant, wird allerdings noch eine Weile dauern.
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Harry Potter Oneshots
Fanfictionboyxboy girlxgirl boyxgirl One Shots zu allen möglichen Ships aus dem Harry Potter Universum. Wunschpairings dürfen gerne in die Kommentare geschrieben werden und ich sehe was sich daraus machen lässt. :D Viel Spaß beim Lesen.