Till the world stops turning around {Severus & Lily - One Shot}

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_spielt gegen Ende des 4ten Schuljahres von Severus und Lily_

Es war ein sonniger Nachmittag in Hogwarts. Der Unterricht hatte vor einer knappen Stunde geendet, weswegen der schwarzhaarige Slytherin nun gegen eine uralte, hochgewachsene Buche gelehnt da saß und gedankenverloren auf das in Sonnenstrahlen gedrängte, große Außengelände blickte, das sich anmutig vor ihm erstreckte. Auf seinen angewinkelten Knien lag seine angefangene Hausaufgabe für Kräuterkunde, die er nun schon seit ein paar Tagen vor sich her geschoben hatte, da er für dieses Fach einfach kein ehrliches Interesse aufbringen konnte. Er seufzte einmal schwermütig auf, ehe er seine Schreibfeder lustlos in die Tinte eintunkte und sich dazu zwang an seinem Aufsatz weiter zu schreiben.
Weit kam er allerdings nicht, da ihn eine weibliche, ihm nur zu bekannte Stimme, ablenkte und aufhorchen lies. „Na du wirkst ja sehr begeistert. Lass mich raten. Du sitzt an der Hausarbeit für Kräuterkunde?" Lily war neben ihm zum Stehen gekommen und ihr bezauberndes, leises Kichern drang an seine Ohren und brachte ihn augenblicklich dazu, zu ihr aufzusehen. „Ich hasse dieses Fach.", klagte er, schenkte ihr dabei aber ein sanftes Lächeln und deutete ihr mit einer einladenden Handbewegung an sich zu setzen. „Ich weis." Auch auf ihren wohlgeformten Lippen, hatte sich ein herzliches Lächeln gebildet, dass ihn mit unbeschreiblicher Wärme erfüllte. Insbesondere, weil sie es in seiner Gegenwart in letzter Zeit nicht sehr häufig getan hatte. Dafür hatten sie sich zu oft über Severus neue, wie sie sie nannte, rüpelhafte Freunde gestritten. Um so mehr freute es ihn, dass sie nun auf ihn zugekommen war und das allem Anschein nach in friedlicher Absicht.
Erst als ihr seidenes, rotes Haar seine Haut streifte und ihn somit kitzelte, bemerkte er, dass sie sich neben ihn sinken hat lassen und sich, neugierig wie sie war, mit dem Kopf über seine Hausaufgabe beugte. „Sev, du hast ja noch fast gar nichts und der Abgabetermin ist schon morgen." Ihre Stimme hatte einen gespielt tadelnden Klang angenommen, während ihre Augen weiter über die geschriebenen Zeilen huschten. „Mir fällt zu dem Thema einfach nichts ein. Es ist so langweilig.", rechtfertigte sich der Slytherin recht schnell und seufzte dabei theatralisch auf, ehe er den Aufsatz inklusive Schreibfeder zur Seite legte und seine Aufmerksamkeit ganz dem Mädchen neben sich schenkte. „Ich habe mir ein Buch über Wasserkräuter ausgeliehen, was für den Aufsatz echt hilfreich war. Wenn du willst leihe ich es dir, hab es noch nicht zurückgegeben." Zum Ende hin waren ihre Worte nur noch ein zartes Flüstern, da es ihr, als sie den intensiven Blick ihres besten Freundes bemerkte, dem sie durch ihre aktuelle Sitzposition unbewusst, sehr nahe gekommen war, zunehmend schwerer fiel sich zu konzentrieren. Ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt und es schien für einige Sekunden so als würden sie sich gänzlich in den Augen des Anderen verlieren.
Schließlich war sie es die sich ein wenig peinlich berührt, aber mit einem Lächeln auf den Lippen, wieder von ihm abwandte und sich stattdessen in die Wiese legte, den Kopf auf Severus Beinen abgestützt. „Ja das wäre toll. Danke. Dann hole ich es später einfach ab?", fragte er und versuchte das wohlige Kribbeln, dass im Begriff war sich in seiner Magengegend auszubreiten, so gut er konnte zu unterdrücken. Er hatte die gemeinsame Zeit mit ihr, ihre aufgeweckte Art und ihre Nähe schrecklich vermisst. Nein, wenn er wirklich ehrlich zu sich selbst war, hatte ihm einfach alles an ihr gefehlt. Um so glücklicher machte ihn ihre kleine Geste der Zuneigung und einfach nur die Tatsache, dass sie hier mit ihm war.
Lily nickte, als schlichte Antwort auf seine Frage und schloss für einen Moment lang die smaragdgrün schimmernden Augen, um sie vor den Sonnenstrahlen zu schützen, die auf ihrer blassen Haut umher tänzelten. Ihre langen Haare lagen in natürlichen Wellen verteilt auf Severus Schulumhang und reichten bis zum Rasen unter ihnen. Sie sah trotz ihrer noch recht kindlichen Gesichtszügen, wunderschön aus und lies sein Herz, als er auf sie hinab blickte, wie schon so oft, höher schlagen.
Er war sich seiner Gefühle für dieses besondere Mädchen schon seit einiger Zeit bewusst, aber das würde er ihr nicht sagen. Dazu fehlte ihm der Mut. Zudem befürchtete er, dass er sie mit dem Geständnis, seiner wahren Gefühle, nur verschrecken würde und das wollte er um jeden Preis vermeiden. Außerdem reichte es ihm vollkommen aus, nur mit ihr befreundet zu sein und solche ruhigen, schönen Momente, wie jetzt, mit ihr zu erleben. Mehr wünschte er sich gar nicht. Doch würde dieser auferlegte Frieden zwischen ihnen überhaupt anhalten? Was wenn sie sich bald wieder wegen seinen älteren Slytherin Freunden stritten? Nein. Er wollte jetzt nicht darüber nachdenken. Der Augenblick war zu wertvoll für negative Gedanken.
Er sah erneut zu ihr hinunter und bemerkte dass auch ihr Blick auf ihn gerichtet war. Sie wirkte nachdenklich. „Sev?", unterbrach sie schließlich die angenehme Stille, die sich über die beiden Viertklässler gelegt hatte. Ihre Stimme hatte einen unsicheren Klang angenommen, als wüsste sie nicht genau, wie sie ihre vermeintliche Frage formulieren sollte, oder ob sie sie überhaupt aussprechen sollte. „Ja?" Seine Neugierde war geweckt. Sie biss leicht auf ihrer Unterlippe herum, eine Angewohnheit die sie pflegte, wenn sie nervös war, holte dann einmal tief Luft und stellte ihm die Frage, die ihr schon das ganze Gespräch über auf der Zunge brannte.
„Gehst du eigentlich auf diesen Ball, der nächste Woche stattfindet?" Damit hatte er nicht gerechnet. Der Ball war für ihn überhaupt kein Thema gewesen, da er es als sinnlosen Zeitvertreib ansah, der nur dazu führte, dass danach noch einige nervtötende Liebespärchen mehr auf den Schulfluren anzutreffen waren. „Du meinst den Ball zu Ehren unseres überaus weisen, in Rente gehenden, Kräuterkunde Lehrers, der uns ständig diese absolut lehrreichen und sinnvollen Hausarbeiten aufgibt?" Severus Sarkasmus war nicht zu überhören und machte ihr deutlich, dass er nicht im Begriff war auch nur einen Fuß auf den besagten Ball zu setzen. Sie hatte sich inzwischen wieder aufgesetzt und sah ihn kopfschüttelnd, mit einem belustigtem Gesichtsausdruck an. „Man, das war ernstgemeint. Alle gehen da hin!", empörte sie sich dann und verpasste ihm einen sanften Seitenhieb.  „Du auch?" Er blickte sie nun etwas ernster als zuvor an. Bei der bloßen Vorstellung Lily würde mit irgend einem Jungen auf diesen bescheuerten Ball gehen und mit ihm danach eventuell eins dieser nervtötenden Liebespaare, auf den Fluren verkörpern, hinterließ ein stechendes Gefühl der Eifersucht in seiner Magengegend. So viel zu, es reichte ihm nur mit Lily befreundet zu sein. Aber es musste ihm einfach reichen. Schließlich wollte er es unter keinen Umständen riskieren, sie deswegen zu verlieren.
„Naja ich habe niemanden der mit mir hingeht. James Potter hat mich zwar gefragt aber..." Sie kam gar nicht dazu den Satz zu vollenden. Dem Schwarzhaarigen stand die Wut, die allein der Name des Gryffindors in ihm auslöste, ins Gesicht geschrieben. Er hatte ihr gar nicht mehr richtig zugehört. „Was?! Du wirst doch nicht etwa mit diesem arrogantem, wichtigtuerischem..." Aufgebracht wie er war, merkte er zunächst nicht, dass seine Stimme einen unfreundlichen Klang angenommen hatte und lauter geworden war. Erst als er ihren warnenden Blick bemerkte, beruhigte sich sein aufbrausendes Temperament wieder und er verstummte. „Ich habe nein gesagt.", entgegnete sie nun etwas verstimmt.
Severus hingegen fiel ein Stein vom Herzen. Ihm war schon seit längerem bewusst, dass Potter etwas für seine beste Freundin empfand und alleine die Vorstellung sie könnte diese Gefühle für ihn erwidern, brachte sein Inneres zum Beben. Trotzdem sah er sie, nachdem er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, entschuldigend an. Seine Worte hatten sie gegen ihn aufgebracht und das war das Letzte was er wollte. Sie hatten sich doch gerade erst wieder vertragen. „Oh ähm das ist gut... Tut mir Leid." Nun sprach er wieder in einer ruhigen, nahezu sanften Tonlage, die, schon seit sie sich kannten, nur für sie bestimmt zu sein schien. Doch das Mädchen neben ihm schien das nicht mal annähernd zu registrieren. Stattdessen hatte sie Mühe daran nicht die Augen zu verdrehen.
Das war doch zum Verrückt werden. Es hatte sie so viel Überwindung gekostet diesen bevorstehenden Ball überhaupt anzusprechen und ihr bester Freund verstand nicht mal im Geringsten was sie eigentlich damit andeuten wollte. Waren denn alle Jungs so schwer von Begriff? Sie hatte es doch eigentlich deutlich genug gemacht, oder nicht? „Das ist doch... du kapierst wirklich nicht worauf ich hinaus will, oder?", fragte sie deswegen und konnte sich dabei ein leises Seufzen nicht verkneifen. „Nein?" Nun war sie sich zumindest sicher. Er hatte wirklich keinen blassen Schimmer. Jungs waren wirklich anstrengend.
Nach dem sie einmal tief Luft geholt hatte, machte sie es ihm schließlich mit den Worten:„Verdammt Sev, ich würde gerne mit dir zum Ball gehen.", überdeutlich. Die Verwunderung, die diese Worte in dem Schwarzhaarigen hervorrief, stand ihm nahezu ins Gesicht geschrieben. Seine Augen waren weit aufgerissen und aus seinem Mund, den er immer wieder aufmachte, nur um ihn kurz darauf wieder zu schließen, kam kein Ton heraus.
Sie wusste nicht was sie von seiner Reaktion halten sollte. Was hatte sein Schweigen denn nun zu bedeuten? Dass er sich freute und deswegen sprachlos war? Oder fand er die Vorstellung mit ihr auf den Ball zu gehen so schrecklich und wusste einfach nur nicht wie er ihr das mitteilen sollte? Jede Sekunde in der er sie weiterhin anschwieg, lies sie mehr und mehr an der Entscheidung zweifeln, ihn überhaupt gefragt zu haben.
Severus bekam davon allerdings überhaupt nichts mit, da er seinen Ohren, in welchen ihre Worte immer noch nachhallten, nicht zu trauen vermochte. Hatte sie, das Mädchen, dass er so sehr mochte, wirklich ihn, den verhassten Slytherin, gerade um eine Verabredung gebeten? Nie, wirklich niemals hätte er damit gerechnet und doch hatte sie es gerade getan. Die Aufregung und das unbeschreiblich wohlig warme Gefühl, dass sich in ihm ausgebreitet hatte, benebelten seinen Verstand, so dass er nicht mehr in der Lage war einen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn zu sprechen.
„Es ist in Ordnung, wenn du nicht willst.", brach sie schließlich die Stille zwischen ihnen, da sie es nicht mehr aushielt noch länger auf eine Antwort zu warten. Das und die Enttäuschung in ihren Augen, die sie nicht vor ihm verbergen konnte, als ihre Blicke aufeinander trafen, schien ihn nun doch endlich wach zu rütteln. „Nein, nein. Das ist es nicht. Ich habe nur nicht damit gerechnet, weil wir uns doch in letzter Zeit nicht so gut verstanden haben wegen meinen Freunden und..." Sie unterbrach ihn. „Sev du bist nach wie vor mein bester Freund und ich würde diesen Abend wirklich gern mit dir verbringen. Deine Freunde haben doch nichts damit zu tun, wenn wir zusammen auf den Ball gehen, tanzen und Spaß haben." Zuerst huschte ein Lächeln über seine schmalen Lippen. Es machte ihn überglücklich zu wissen, dass sie noch immer mit ihm befreundet sein wollte und diese Veranstaltung, die ihr sehr wichtig zu sein schien, mit ihm besuchen wollte.
Doch als er ihr weiter zuhörte, veränderte sich seine Mimik. „Tanzen?" Seine Stimme hatte einen untypisch hohen, kratzigen Klang angenommen und sein Gesicht, dass er zu einer biederen Grimasse verzogen hatte, zeugte davon, dass ihn die Vorstellung tanzen zu müssen, dezent verschreckte. Wenn er etwas nicht beherrschte war das Gesellschaftstanz. Er hatte es nie gelernt. Wozu auch? Nie hatte er die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass er in naher Zukunft davon Gebrauch machen müsste. „Ist schon gut, vergiss es.", entgegnete Lily ihm nun und zwang sich zu einem halbherzigem Lächeln.
Sie hatte seine Aussage völlig falsch aufgenommen. In dem festen Glauben, dass er nur nach Ausreden suchte, um nicht mit ihr zum Ball gehen zu müssen, weil er das im Grunde gar nicht wollte und nur zu höflich war um ihr das ins Gesicht zu sagen, stand sie auf und wandte den Blick von ihm ab. Diese Vermutung, die sich in ihrem Kopf schon als Wahrheit verfestigt hatte, verletzte sie. Sogar sehr und sie wollte es vermeiden, dass er dies bemerkte. Schließlich war es seine Entscheidung und wenn er nicht mit ihr hingehen wollte, hatte sie das zu akzeptieren, auch wenn es weh tat.
„Nein ich..." Severus hatte sich nun auch aufgerichtet und machte, während er sprach, zögernd ein paar Schritte auf sie zu. Dicht hinter ihr blieb er stehen. Doch sie lies ihm keine rechte Zeit sich zu erklären, da sie bereits zu wissen glaubte, was er ihr zu sagen versuchte. „Du musst dich nicht rechtfertigen. Es ist okay, dass du nicht mitkommen willst. Ehrlich." Sie bemühte sich vergebens ihre Stimme neutral zu halten, aber als sich seine Hand mit bedachter Behutsamkeit auf ihre Schulter legte und ihr andeutete sich umzudrehen, waren ihre Worte nur noch ein betrübtes Flüstern. Dass er so nahe an sie heran gekommen war, machte das Ganze für sie nur noch schlimmer. Deswegen drehte sie sich trotz seiner Geste auch nicht zu ihm um, sondern starrte weiterhin gerade aus, konnte allerdings ein hörbares Schlucken nicht unterdrücken.
Ihre Worte machten ihm deutlich, dass sie ihn völlig falsch verstanden hatte. Nur wusste er nicht wie er sie nun vom Gegenteil überzeugen sollte. Mit zunehmend schwererem Atem, kratzte er all seinen Mut zusammen und strich mit seinen Fingern unsicher und dennoch so sanft über ihr Schulterblatt, als hätte er Angst, er könnte sie mit nur einer falschen Berührung für immer verlieren. „Lily." Es war nur ein Wort. Nur ein Name. Nur ein leises Hauchen, kaum lauter als das Rascheln des Baumes hinter ihnen und doch sprach er es mit solch einer Intensität aus, als ob es das Wichtigste wäre, dass er jemals gesagt hatte.
Ihr lief ein wohliger Schauer über den Rücken und ihr Herz, dass ihr in diesem Moment bis zum Hals schlug, verdrängten die negativen Gedanken, die sie sich bis eben noch gemacht hatte und veranlasste sie dazu, sich nun doch langsam zu ihm umzudrehen. Dunkle Augen blickten forschend in ihre und brachten sie, schon zum zweiten Mal an diesem Tag dazu, sich in ihnen zu verlieren. „Lily Evans..." Er sprach wieder in dieser gefühlvollen Tonlage mit ihr, die nur und auch nur für sie bestimmt war und machte dann eine kurze Pause, in der er ihre zierliche Hand ergriff um sie mit seiner zu verschränken. Dann vollendete er seinen Satz: „Es wäre mir eine Ehre dich zum Ball zu begleiten." Sie brauchte einen kurzen Moment um seine Worte zu realisieren. „Wirklich?" Er quittierte das mit einem kurzen Nicken und schenkte ihr ein liebevolles Lächeln. Das atemberaubend schöne, freudige Funkeln, das daraufhin in ihren, eben noch so traurig wirkenden Augen, aufleuchtete, erfüllte ihn mit Glück. Es war der Moment in dem er sich gänzlich und unwiderruflich in sie verliebte. Sie bemerkte es. Die Art wie er sie in diesem Augenblick ansah, machte es ihr überdeutlich und auch wenn ihre Gefühle noch nich so stark waren wie die Seinen. Sie waren dennoch da. Das konnte sie nicht leugnen und das wollte sie auch gar nicht. Aber darüber wollte sie sich jetzt auch nicht weiter den Kopf zerbrechen. Stattdessen folgte sie einfach ihren Gefühlen und umarmte ihn. Ihre Arme schlangen sich um seinen Rücken und ihren Kopf lehnte sie, mit einem glücklichem Lächeln auf den Lippen, gegen seine Brust.
Es war ein befremdliches Gefühl für den jungen Slytherin umarmt zu werden, da er in seinem bisherigen Leben kaum Zuneigung erfahren hatte. Er gewöhnte sich aber recht schnell an ihre Nähe und legte die Arme dann ebenfalls um sie. Der angenehm süßliche Duft ihres Parfüms stieg ihm in die Nase und er schloss für einen Moment lang die Augen. Am liebsten hätte er sie einfach nie mehr losgelassen. Zu schön, war das Gefühl dieses eine Mädchen, dass ihm so viel bedeutete, in seinen Armen zu wissen und sie glücklich gemacht zu haben. Natürlich, er selbst hielt noch immer nichts von dieser Veranstaltung, aber sie tat es und das war das, was für ihn zählte. Er wollte sie glücklich sehen und wenn sie das war, wenn er sie auf diesen Ball begleitete, erfüllte er ihr diesen Wunsch mit Freuden. Es war schließlich nicht irgendjemand, sondern sie. Außerdem konnte er so bei seiner Lily sein und das war alles was er wollte.
Erst nach einer kleinen Ewigkeit, in der sie sich in den Armen liegend da standen und die Nähe des Anderen genossen, lösten sie sich wieder voneinander und sahen sich an. „Eine Sache wäre da aber noch wegen dem Ball.", meinte der Schwarzhaarige nach einem Moment der Stille und aus seinem Unterton war deutlich zu vernehmen, dass ihm das Gesprächsthema, dass er gerade anschnitt, peinlich war. Sie sah fragend zu ihm hinauf, was ihn dazu verleitete sich etwas verlegen am Hinterkopf zu kratzen. „Naja ich kann nicht tanzen.", gestand er ihr schließlich. Jetzt lächelte sie. „Ich kann es dir beibringen." Er seufzte leise auf und sie zog, wegen seiner, sich maßlos in Grenzen haltenden, Begeisterung, belustigt die Augenbrauen hoch. „Ich habe befürchtet, dass du das jetzt sagst.", antworte er ihr in einem nahezu wehleidigen Tonfall, was sie nun gänzlich zum Lachen brachte. „Ach komm Sev, das wird lustig. Aber jetzt sollten wir erst mal zusehen, dass wir ins Schloss kommen. Es gibt bald Abendessen und ich wollte dir noch das Buch für deine Hausarbeit geben." Er stimmte ihr zu und die Beiden machten sich auf den Weg zurück ins Schloss, wo sie gemeinsam zum Abendessen erschienen und Lily ihm danach bei seinem Aufsatz half, den sie gerade noch so, vor der angehenden Sperrstunde fertig bekamen.
Die darauffolgenden Tage, in denen die Beiden aufgrund der Tanzstunden, auf denen sie beharrte, durchgehend Zeit miteinander verbrachten, vergingen wie im Fluge. Anfangs verzweifelte er zwar nahezu an der Sache mit dem Tanzen, aber sie hatte die nötige Geduld mit ihm und schon bald stellte er sich gar nicht mehr so schlecht an.
Dann war es so weit. Der Tag an dem der Ball stattfand war gekommen. Alle Schüler waren deswegen schon während des Unterrichts in voller Aufruhr gewesen und es gab ungelogen kein anderes Gesprächsthema mehr, was den jungen Slytherin wirklich so einiges an Nerven kostete, auch wenn er sich zugegebenermaßen auch auf den Abend freute. Allerdings nicht wegen des Balles selbst, so wie alle anderen, sondern, weil er dort mit Lily hingehen würde. Bei diesem Gedanken schlich sich ein kaum merkliches Lächeln auf sein Gesicht, während er sich durch die Masse an Schülern drängte und zusah dass er in seinen Gemeinschaftsraum kam, um die nächsten Stunden wenigstens noch ein bisschen Ruhe genießen zu können, bevor die besagte Veranstaltung beginnen würde. Dort angekommen verschwand er in dem Jungenschlafsaal und lies sich auf sein Bett fallen, wo er ein wenig die Augen schloss und vor sich hin träumte.
Später an diesem Tag, stand er vor dem Spiegel und zupfte nun bestimmt schon zum hundertsten Mal, an seiner nicht ganz perfekt sitzenden, silbernen Krawatte herum. Die Behauptung, dass er nervös war, war noch eine gewaltige Untertreibung. Natürlich, er freute sich auf Lily und ihren gemeinsamen Abend, aber er hatte auch große Angst davor irgendetwas falsch zu machen, angefangen bei seinem Aussehen. Zuvor hatte er sich darum nie wirklich Gedanken gemacht, aber für sie wollte er gut aussehen. Erneut warf er einen kritischen Blick in den Spiegel. Sein schulterlanges, schwarzes Haar hatte er mit Gel bearbeitet und zu einem adrettem Zopf zusammengebunden, was ihn erwachsener wirken lies und seine dunklen Augen besser zur Geltung brachte. Außerdem trug er den Anzug, den er vor einiger Zeit geerbt hatte und den ihm seine Mutter, nach dem er sie in einem Brief dringlichst darum gebeten hatte, zugeschickt hatte. Einen neuen hätte er sich unter keinen Umständen leisten können. Der besagte Anzug bestand aus einem anliegendem, weißem Hemd, einem edlen, dunklen Jacket, dass für seine schmächtige Figur nicht unbedingt optimal, aber durchaus tragbar war und einer gleichfarbigen Hose, die aus eben so hochwertigem Stoff gefertigt wurde wie der Frack.
Er seufzte einmal hörbar auf und entschied sich dann dazu es auf sich beruhen zu lassen. Schließlich machte ihn das ständige richten seines Outfits nur noch unruhiger, als er es ohnehin schon war und außerdem sollte er sich, wenn er nicht zu spät kommen wollte und das wollte er um jeden Preis vermeiden, langsam aber sicher auf den Weg zur großen Halle machen. Deshalb griff er nach dem Blumenstrauß, der für Lily bestimmt war und ging schnellen Schrittes aus den Kerkern und Richtung großer Halle. Je näher er ihrem ausgemachtem Treffpunkt kam, umso höher schlug sein Herz. Und dann sah er sie. Schon aus der Ferne sah er sie vor dem Eingang stehen, mit ihren Freundinnen feixend und ihr reizendes Lachen drang an seine Ohren. Er blieb für einen Moment stehen und starrte sie einfach nur an. Nichts anderes nahm er mehr war. Nur sie. Sie sah in seinen Augen so atemberaubend schön aus. Ihr bodenlanges, eng anliegendes graues Kleid, schmiegte sich nahezu perfekt an ihren Körper und betonte so ihre zierliche, zunehmend weiblicher werdende Figur. Die silbernen Perlen, mit denen das Kleid mühsam bestickt worden war, glänzten in dem dämmrigen Fackelschein, dass sie umgab und ihr langes, orangerotes Haar fiel ihr in einer Lockenpracht über den Rücken.
Eine ihrer Freundinnen schien ihn nun bemerkt zu haben. Sie stupste Lily an und deutete kichernd, mit einer Kopfbewegung in seine Richtung. Daraufhin drehte sich Lily zu ihm um und ein strahlendes Lächeln umschmeichelte ihre Lippen, als sie ihn entdeckte. Beide machten ein paar Schritte auf den Anderen zu und blieben dann dicht voreinander stehen. „Du siehst bezaubernd aus, Lily.", brachte er mit stockendem Atem hervor und reichte ihr die weißen Lilien, die er bis eben hinter seinem Rücken verborgen gehalten hatte. Er wusste, dass das ihre Lieblingsblumen waren. „Danke." Ihre Wangen hatten nach seinem Kompliment einen zarten rosa Ton angenommen und ihr Lächeln wurde als sie den Blumenstrauß entgegen nahm, noch eine Oktave breiter und lies sie noch hübscher aussehen. „Du hast dich aber auch ganz schön herausgeputzt.", fügte sie jetzt noch hinzu und brachte somit auch seine blassen Wangen zum Glühen. Mit einem schüchternem Lächeln hielt er ihr seine Hand hin, die sie auch sogleich ergriff und führte sie so in die große Halle. Dort war alles liebevoll dekoriert worden. Es waren große Plakate zu Ehren ihres Kräuterkunde Professors aufgehangen worden auf denen ihm zum Ruhestand gratuliert wurde. Die Tische der einzelnen Häuser waren in unzählige kleinere Gruppentische aufgeteilt, die rings um die Tanzfläche aufgestellt und festlich geschmückt waren. Auf ihnen türmte sich herrlich duftendes Essen. Die Hauselfen und alle die sonst noch bei der Vorbereitung dieses Festes mitgewirkt hatten, hatten sich wirklich selbst übertroffen. „Wow. Das ist wirklich wahnsinnig schön. Findest du nicht?", fragte sie ihn nun, nachdem sie Beide stehen geblieben waren um alles im Raum bestaunen zu können. „Ja das ist es." Er nickte zustimmend und lächelte ihr kurz zu, bevor sie sich zusammen an einen der Tische begaben. All seine Bedenken wegen dieses Abends hatten sich verflüchtigt und er war einfach nur froh darüber mit ihr hier zu sein. Es gab keinen anderen Ort wo er gerade lieber wäre.
Während den langen Reden, von denen eine Albus Dumbledore hielt und die darauffolgenden der Rest der Lehrerschaft um ihren Kollegen gebührend zu verabschieden, warfen sich die beiden Jugendlichen immer wieder sanfte Blicke zu. Keiner von ihnen konnte an diesem besonderem Abend die Augen von dem Anderen lassen. Sie zogen sich nahezu magisch an. Genau so verhielt es sich auch, als die letzte Rede geschwungen und das Buffett eröffnet war. Obwohl sich Lily während dem Essen, immer mal wieder mit ein paar ihrer Freundinnen, die sich mit ihren Begleitungen zu ihnen an den Tisch gesetzt hatten, unterhielt, trafen ihre Blicke immer wieder aufeinander. Nachdem auch der letzte sein Essen beendet hatte und alles abgeräumt worden war, fing die Liveband an zu spielen und immer mehr Schüler, darunter auch einige ihrer Freundinnen, stürmten auf die Tanzfläche. Gerade als sie im Begriff war sich zu ihm zu drehen und zum Reden anzusetzen, hielt er ihr die Hand hin und fragte mit auferlegt förmlichem Tonfall: „Darf ich Sie um diesen Tanz bitten Miss Evans?" Sie kicherte und legte ihre zierliche Hand in die Seine. „Und ob Sie das dürfen." Die Beiden erhoben sich und schritten zur Tanzfläche. Er atmete einmal tief durch, seine Nervosität von zuvor drang nun doch wieder an die Oberfläche und legte dann, wie sie es in den Tanzstunden geübt hatten, seine Hand an ihre Hüfte und verschränkte die Andere mit der Ihren. Das nächste Lied erklang und die gefühlvolle Stimme der Sängerin drang an ihre Ohren. Es war ein langsames, melodisches Liebeslied. Lily fing an sich im Takt der Musik zu bewegen und auch er versuchte sich in den Tanz einzufinden, was ihm durch seine Aufregung allerdings nur bedingt gelang. Immer wieder wanderte sein Blick unsicher zu seinen Füßen, die nicht so recht das taten, was er von ihnen verlangte. „Sev." Ihre Stimme war ein sanftes Flüstern. „Sei ganz locker und sieh einfach mich an." Sie löste ihre Hand aus der Seinen und legte sie stattdessen an seine Wange, was ihn augenblicklich dazu verleitete zu ihr aufzusehen. Ihre Blicke trafen erneut aufeinander, intensiv und voller Zuneigung für den Anderen. Keiner von ihnen spielte auch nur mit dem Gedanken wegzusehen. Es war ein perfekter Moment. Es war ihr Moment und beide wussten das. Seine Hand fuhr nun zu seinem Gesicht und über ihre Finger, die dort zur Ruhe gekommen waren. „Ich..." Er wollte es ihr sagen. Ihr sagen was er schon seit langer Zeit für sie empfand. Er war bereit es ihr zu gestehen. Endlich. Doch das musste er gar nicht. „Ich weis.", unterbrach sie ihn und ein wissendes, liebevolles Lächeln zierte ihre Lippen. Mehr Worte brauchte es nicht. Sie hatten es Beide verstanden.
Und so beugte sie sich dichter zu ihm hinüber, so dass ihre Lippen nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt lagen und sein unregelmäßiger Atem ihre Haut streifte. Dann schlossen sie im gleichen Moment die Lücke, die noch zwischen ihnen lag und küssten sich. Vorsichtig, aber dennoch voller Gefühl. Es war für Beide ein völlig neues Erlebnis, dass sie zusammen teilten und sie genossen es. Beide gleichermaßen. Ihre Arme schlangen sich um seinen Nacken und er, die eine Hand ruhte noch immer an ihrer Hüfte, strich mit der Anderen behutsam durch ihre roten Locken.
Doch ihr zärtlicher Kuss, aus dem sie sich nach längerem wieder betont langsam gelöst hatten, blieb nicht unbemerkt. Ein erstauntes Raunen ging durch die Menge und ein ganz bestimmter Schüler nahm dieses Ereignis besonders schwer auf. James Potter. Seine Rumtreiber Freunde hatten Mühe daran ihn zurückzuhalten, nicht auf Severus loszugehen und seine wütenden Ausrufe, in denen er ihm alle möglichen Beleidigungen an den Kopf warf, drang auch an die Ohren der beiden Verliebten. Lily war im Begriff ihn vor James zu verteidigen, aber er hielt sie zurück. „Es ist mir egal.", lies er sie leise wissen und lächelte sie verliebt an. Es war die Wahrheit. Es interessierte ihn in diesem Augenblick nicht, dass Potter ihn beleidigt hatte.
Alles was für ihn in diesem Moment zählte war Lily, die er an diesem Abend für sich gewonnen hatte. Sie war nun sein Mädchen. Seine Lily. Und das immer.

Harry Potter OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt