• Kapitel 4 •

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PoV Taehyung

Er saß auf dem Bett und weinte bitterlich. Schon während er uns alles erzählte brach er immer wieder in Tränen aus und musste kurz stocken bevor er weiter erzählen konnte. Es muss schlimm sein so etwas zu sehen, aber jeder der jetzt noch lebt hat so etwas oder ähnliches durchgemacht. Er ist damit nicht alleine.

Ich kann gut verstehen, dass er psychisch am Ende ist. Am liebsten hätte ich ihn sofort in meine Arme gezogen und getröstet, aber ich traute mich nicht. Vielleicht will er grade keine körperliche Nähe, ich konnte es nicht sagen. Dazu kommt, dass wir uns eigentlich gar nicht kennen.

Nachdem er fertig war mit erzählen, überwand ich den Abstand und setzte mich langsam zu ihm aufs Bett. "Hey, es ist okay. Komm her." Ich breitete meine Arme einladend aus und er warf sich regelrecht in sie. Er weinte sich an meiner Schulter aus und vor Erschöpfung schlief er kurze Zeit später dann an mich gelehnt ein.

Als sein Atem immer gleichmäßiger wurde legte ich ihn vorsichtig hin und stand langsam auf.  Die anderen waren schonmal vorgegangen, vermutlich waren jetzt alle in unserer 'Küche'. Im Grunde war dieser Raum nur etwas größer als die anderen Zimmer und es stand ein großer Tisch in der Mitte. Ein paar Sitzgelegenheiten waren drum herum verteilt, mehr Möbel waren in diesem Raum nicht. Eine kleine Campinglampe spendete gerade ausreichend Licht.

Ich sah Jungkook nochmal genau an.
Er war etwa so groß wie ich und mindestens genauso dünn, wenn nicht sogar noch abgemagerter. Seine Augen waren dunkelbraun, aber wenn man genau hinsah, konnte man verschiedene Brauntöne erkennen. Auch wenn seine Haare schon etwas länger waren, sahen sie trotz der Umstände weich aus. Sein Gesicht war wunderschön, nicht mal Models, welche man oft in Zeitschriften oder auf Plakaten sah, waren so hübsch wie er. Ich wusste schon früh das ich bisexuell bin, für meine Eltern war es zum Glück nie ein Problem gewesen. Bisher hatte ich zwar nur Freundinnen gehabt, aber keine war auch nur annähernd so schön wie er. Ich wollte ihn kennenlernen, ihn am liebsten nie wieder gehen lassen und als Meins bezeichnen können. Aber selbst wenn wir uns vor dem Ausbruch kennengelernt hätten, er ist mit Sicherheit hetero.

Niedergeschlagen drehte ich mich um und ging zu den Anderen. Wie ich vermutet hatte, waren sie in der Küche. Ich hörte leises Gemurmel das sofort verstummte, als ich den Raum betrat.

"Ist er eingeschlafen?", fragte J-Hope mich sofort. "Ja er hat sich in den Schlaf geweint. Es ist schwer für ihn damit klar zu kommen. Aber da er jetzt ja erstmal schläft, muss niemand mehr auf ihn aufpassen. ", sprach ich meine Gedanken aus.
"Na endlich muss ich ihn nicht mehr bewachen. Eine langweiligere Aufgabe als das gibt es nicht. Und schlafen darf man auch nicht.", meldete sich jetzt Yoongi zu Wort. "Ja das stimmt. Aber irgendwer muss es trotzdem machen. Das Nächste mal wird jemand anderes Wache halten. Dass heißt aber nicht, dass du dann faul sein kannst.", warnend sah J-Hope ihn an. "Ja weiß ich doch. Lasst uns jetzt über den Grund reden, warum ich meine wertvolle Zeit überhaupt damit verschwenden musste. Was haltet ihr von dem Fremden? Meint ihr, er wird dicht halten das wir hier oben leben?"

Er sah in die Runde. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. "Ich glaube, dass wir ihm vertrauen können. Er macht auf mich einen netten Eindruck.", meldete sich Namjoon zu Wort. Jimin gab ihm recht: "Ja ich stimme
Namjoon zu. Den Tod hat er nicht verdient, schließlich stellt er keine Gefahr für unsere Gruppe dar." Wieder entstand eine Pause in der keiner etwas zu sagen wusste.

"Auch wenn wir ihn wieder gehen lassen, wohin sollte er denn? Er hat doch selbst gesagt, dass er nichts mehr hat. Keine Freunde oder Familie, keinen Weg und kein Ziel. Findet ihr nicht, dass er wenigstens die Chance bekommen sollte, sich uns anzuschließen? Er kann immer noch ablehnen, aber so geben wir ihm wenigstens die Möglichkeit zu überleben. Ihr wisst genauso gut wie ich, dass er draußen innerhalb kürzester Zeit tot sein wird. Aufgefressen von den Toten oder ermordet von anderen Menschen. Bitte gebt ihm eine Möglichkeit zu leben. Ich werde auch die Verantwortung für ihn übernehmen. Ich zeige ihm alles, passe auf ihn auf und stehe für seine Fehler gerade.", gespannt sah ich die anderen an. "Deine Argumente waren gut, aber trotzdem bleibt ein kleines Risiko. Da wir nur als Gruppe funktionieren, werden wir darüber abstimmen. Jeder kann nun kurz darüber nachdenken, dann wird es entschieden.", bestimmte J-Hope.

Ein paar Minuten später war es dann soweit. 
"Jeder der dafür ist, dass Jungkook bei uns bleibt und Teil der Gruppe wird, hebt seine Hand.", begann J-Hope die Abstimmung.
Ich hob meine Hand schnell an. Auch Jin, Jimin, Namjoon und J-Hope hoben ihre Hände. Nur Yoongis Hand blieb auf dem Tisch liegen.

Verwundert sah Jimin seinen Freund an:" Warum bist du dagegen Schatz?" Yoongi überlegte einen Moment, eher er langsam zu seinem Freund sah. "Ich traue keinen Fremden, aus Prinzip. Ihr kennt meine Einstellung gegenüber anderen." Damit stand er auf und verließ den Raum. "Okay, auch wenn er dagegen ist, die Mehrheit ist dafür Jungkook zu fragen ob er bei uns bleiben will." Freudestrahlend sah ich die anderen an. Juhu, ich hatte es geschafft. Vielleicht würde er wirklich das Angebot annehmen und bei uns bleiben, dann könnten wir Freunde werden. Endlich passierte mal etwas Gutes außer die ständige Angst und das Töten.

Jetzt mussten wir nur noch warten bis er wieder aufwachte. Solange übernahm ich freiwillig die Wache. Ich ging also wieder zu seinem Zimmer und setzte mich an den Eingang auf den Boden. Auch wenn ich aus der Entfernung kaum etwas erkennen konnte, ließ sich trotzdem der süße Junge erahnen, in den ich mich gerade verliebte.
Verträumt sah ich in seine Richtung und malte mir schon aus, wie unser Leben aussehen würde so als große WG. Auch wenn wir zwei Paare hatten, waren wir auch alle gut befreundet.

So verging einige Zeit und ich wurde aus meiner Gedankenwelt gerissen, als ich irgendwann eine leise Stimme wahrnahm.
Er war aufgewacht.

The survivors {BTS FF}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt