Kapitel 19-Ben

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Bild von Noan im Anhang

(sry, dass ihr so lang warten musstet;))

Wie erstarrt lagen wir da und beobachteten die Handlungen des anderen. Wenn man es Handlungen nennen konnte. Wir starrten einander an. In seinen Augen spiegelte sich Verdutztheit und Schock, doch legte sich das nach einem Moment wieder. Seine Lippen waren leicht geöffnet, als wolle er etwas sagen. Doch tat er es nicht. Er starrte auf  meine Lippen und der Ausdruck in seinen Augen, schien fast lüstern zu sein. Ich spürte seinen Atem auf meinen Lippen und das Gewicht seines Körpers auf mir, störte mich nicht im Geringsten. Ich wollte ihn küssen und dieses Verlangen steigerte sich jeden Moment in dem wir so lagen. Seine Lippen waren so verführerisch von mir und doch musste ich mich beherrschen

Mein Herz schlug ins unermessliche und ich hatte Angst, er würde es merken. Denn dann würde er schlussfolgern, ich würde in ihn verliebt sein und das würde unsere Beziehung, wie sie jetzt war, zerstören.

Das wollte ich nicht, denn es war gut so. Ich war offensichtlich mit ihm befreundet, auch wenn wir uns gerade näher waren, als Freunde es für gewöhnlich waren.

Doch mit jedem Tag, den ich mit ihm verbrachte, liebte ich ihn mehr und so schwerer wurde es, mir keine Hoffnungen zu machen. Ich liebte ihn so sehr, ich hatte das Gefühl, es nicht in Worte, oder sogar Gedanken verfassen zu können.

Mein Blick huschte zu seinen Lippen. Er hatte sich immer noch nicht geregt und am liebsten würde ich seine Gedanken lesen können. Doch ich besaß diese Fähigkeit nicht und Noan regte sich. Ihm schien bewusst geworden zu sein, wer ich war und wer er war und wie wir zueinander standen.

Er rappelte sich auf, setzte sich gerade hin und räusperte sich leise. Auch ich setzte mich auf und merkte, wie meine Wangen vor Scham nun rot wurden.

Als ich meine Hände hinter meinem Rücken abstützen wollte, kam ich ausversehen mit denen von Noan in Verbindung und ich legte sie schnell wieder zurück in den Schoß.

Ernst schaute er mich an: „tut mir leid, dass ich dich heute geschubst habe und es tut mir auch leid, dass ich dich die ganzen letzten Jahre immer geschubst und gemobbt habe. Das hast du nicht verdient. Ich wundere mich schon, dass du überhaupt noch etwas mit mir zu tun haben willst."

Ich war überrascht. So etwas hatte ich  nicht erwartet. Eigentlich dachte ich, er schnauzt mich an und würde verduften.

Eine Weile lang schwieg ich, denn ich wusste nicht was ich darauf antworten sollte und dazu war ich viel zu verblüfft, um zu antworten.
Doch dann brachte ich ein schüchternes: „Ist schon gut", hervor.

„Vergessen wir diese peinliche Situation eben gerade ?", fragte er mich nun hoffnungsvoll und brachte mich damit zum grinsen. Wohl in dem Gewissen, dass ich das ganz bestimmt nie vergessen werde, nickte ich und sprang dann auf, um mich wieder auf das Bett zu setzen.

„Wollen wir uns einen Film ansehen ?", fragte ich ihn motiviert und strahlte ihn an. Ich war einfach glücklich, dass er mich wegen der "peinlichen Situation" nicht anschiss und sich dazu noch für alles entschuldigte hatte.

„Ich schaue keine Liebesfilme mit dir an", erklärte er mir entschlossen, doch ich grinste nur wissentlich und klopfte auf das Bett neben mich.

Dann stand ich auf und öffnete den Schrank gegenüber von dem Bett. Es war der Schrank, wo sich mein Fernseher drin befand und darunter meine Filmesammlung.

Naja. Sammlung konnte man es nicht gerade nennen, aber es waren 10 Filme, die sauber und ordentlich in einer Reihe standen.

Kurz überlegte ich und zog drei Filme raus. Zwei Actionfilme und einen Comedy. Dann ging ich zurück zum Bett und legte ihm die drei Filme hin. Überraschend sorgfältig las er jeden Klappentext durch und schob die Filme auf meiner Decke hin und her.

Konzentriert überlegte er und ich konnte ihn dabei in Ruhe betrachten. Das wohlgeformte Gesicht, die langen Wimpern und seine braunen Haare, die unfassbar flauschig und weich aussahen. Die Augen, die einen Mix aus braun und grün darstellten. Wenn Sonnenlicht in sie schien, waren sie grünlich, sonst bräunlich. Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen und verschaffte seiner Wange leichte Grübchen.

Auf der Nase waren sogar leicht ein paar Sommersprossen zu entdecken, wenn man genau hinschaute. Völlig in meine Betrachtungen vertieft merkte ich nicht, dass er sich entschieden hatte und mir den Film, den er wollte, hinhielt.

Kurz schüttelte ich den Kopf, um wieder zu Besinnung zu kommen und nahm ihm dann den Film ab. Es war einer der beiden Actionfilme und ich grinste schief. Durch Meg, kannte ich diesen Film zwar schon in und auswendig, doch es war Noan und ich konnte ihm nichts auschlagen.

Und so nickte ich und lief zurück zum Fernseher. Dort angekommen machte ich die Packung auf und konnte nicht anders, als breit zu grinsen. Anscheinend hatte ich die Filmpackungen vertauscht, denn in dieser Packung war die DVD von einem Liebesfilm drin. Ich weiß nicht warum, aber ich war quasi süchtig danach, Liebesfilme zu schauen und so waren die meisten Filme in diesem Haus Liebesfilme. Keine Ahnung, woher Noan das wusste, auf jeden Fall wusste er und ich stand jetzt hier und fragte mich, ob ich nun die richtige DVD suchen sollte, oder einfach ...

Mit einem schelmischen Grinsen entschied ich mich für das zweite und schob die falsche DVD in den Spieler. Mit einem hinterhältigen Grinsen, was ich schlecht verstecken konnte, nahm ich die Fernbedienung und ging zum Bett. Noan hatte es sich mittlerweile am Kopf des Bettes gemütlich gemacht und ich setzte mich mit relativ großen Abstand neben ihm.

„Warum setzt du dich nicht näher?", fragte er mich sofort und ich schaute ihn fassnungslos an. „Dein Ernst?!", fragte ich skeptisch und er nickte. „Ich bin immer noch schwul und habe mich eben schon beherrschen müssen, nicht über dich herzufallen. Noch mehr Nähe würde mich die Beherrschung verlieren lassen und solange du nicht vorhast, das Ufer zu wechseln, bleibst du auf deiner Seite des Bettes und ich auf meiner. Wenn du nicht so gut aussehen und riechen würdest, wäre das auch alles kein Problem", herrschte ich ihn an, ohne vorher nachzudenken und lief dann knallrot an.

Einen Moment starrte er mich verblüfft an, dann prustete er und lachte vor sich hin. Jetzt war es an mir, verblüfft zu schauen.

„Ich meinte das Ernst, Noan. Tod Ernst", brummte ich trocken und nun hörte er auf zu lachen. Mit großen Augen starrte er mich an und legte dabei den Kopf ein wenig schief. 

„Ernsthaft ?", fragte er und zog geistesabwesend an den Bändeln seines Pullis. „Wir Schwulen funktionieren auch nicht anders, als der Rest der Menschheit. Ich bin auch ein männliches Wesen und leide darunter hormongesteuert zu sein", verdeutlichte ich ihm und nun grinste er mich beschwichtigend an.

„Das ist mir schon klar", versuchte er mich zu beruhigen und hob die Hände, als wolle er sich verteidigen: „Ich dachte nur nicht, dass du tatsächlich auf mich stehst."

Damit hatte er zwar voll ins Schwarze getroffen, doch sollte er das nicht wissen. Denn wenn, würde das ganze hier peinlich enden.

„Nur weil ich gesagt habe, dass du heiß bist, muss ich doch nicht auf dich stehen. Du sabberst doch auch den Mädels in der Schule na-"

„Das tue ich nicht", warf er ein und ich hielt ihm die Hand vor den Mund. „Klappe, ich rede jetzt. Das tust du sehr wohl und trotzdem stehst du ja nicht auf sie", beendete ich meine Rede und schaute ihn wütend an.

„Okey, okey Kratzbürste", warf er ein und nahm mit einem sanften Griff meine Hand von seinem Mund. Dann grinste er mich belustigt an, hielt meine Hand jedoch weiterhin fest. „Du stehst trotzdem auf mich", neckte er mich und ich konnte nicht anders als mit den Augen zu rollen.

Anscheinend merkte er nicht, dass er meine Hand immer noch in seiner hatte. Denn er machte keine Anstalten sie von meiner zu lösen und ich wollte auch nichts sagen. Ich genoss es einfach still und heimlich.

You're gay- that's the problem #platinawards2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt