Als ich den Laden betrat wehte mir sofort der vertraute Geruch von geschmolzenem Metall entgegen und ich fühlte mich gleich wohl. Hier hatte ich das letzte Jahr ausgeholfen um mir ein kleines Schiff kaufen zu können. "Danielle, schön dich zu sehen deine Waffen sind gleich fertig." begrüßte mich mein alter Freund und verschwand gleich darauf wieder im hinteren Teil der Schmiede. Ich schmunzelte, ihn würde ich bestimmt vermissen. Ihn und natürlich diesen Ort, immerhin hatte ich hier meine Ausbildung gemacht. Es mag ungewöhnlich für ein Mädchen sein, bei einem Schmied in die Lehre zu gehen, doch ich war schon immer von Waffen und deren Herstellung fasziniert. Und als der alte Schmied dann eine Aushilfe brauchte, ich mich anbot und sehr interessiert war, hat sich aus meiner Aushilfsarbeit bald eine dauerhafte Stelle ergeben. Noch immer schmunzelnd dachte ich an meinen ersten Tag als Lehrling zurück - ich hatte mich doch tatsächlich beim Feuer machen verbrannt und in weiterer Folge eine fast fertige Klinge zerstört. Das Donnerwetter das mich danach traf hat meinen weiteren Arbeitsverlauf sehr beeinflusst. Mag ich auch im Alltäglichen Leben ein Talent für Fettnäpfchen haben war ich sobald ich mit meiner Arbeit begann das komplette Gegenteil - der kleine Tollpatsch wurde im Verlauf der Zeit schlichtweg durch eine professionelle Schmiedin ersetzt. 'Professionell' - das traf es sogar ganz gut - zumindest bei Reparaturen oder dem restaurieren eines alten Schwerts, bei der Erschaffung einer Klinge jedoch würde ich nie an die Fertigkeiten meines Lehrmeisters herankommen - dazu fehlte mir schlichtweg die Muskelkraft. Mit einem Seufzen tauchte ich wieder aus meinen Gedanken auf, schon Morgen würde ich aufbrechen und die Schmiede sowie das Dorf und ihre Bewohner für lange Zeit nicht wiedersehen. Aber dafür würde ich viel Neues sehen und den Kindern später spannende Geschichten erzählen können.
Lächelnd wandte ich mich zur Ladentür, welche gerade mit einem energischen Ruck und dem anklagenden läuten der kleinen Glocke über dieser, geöffnet wurde. "Guten Morgen Herr Yamamoto, ist ihnen wieder eines ihrer Werkzeuge kaputtgegangen?" Der Blick des Angesprochenen wanderte in meine Richtung und sofort erschien ein Lächeln sein von Falten durchzogenes Gesicht. "Ja, dieses Mal ist es die Sense. Mein Sohn hat wohl wieder einmal versucht damit Holz zu spalten." verschmitzt legte er sich eine Hand in den Nacken und hielt mir die Sense hin. "Er wollte damit Holz spalten?" ein amüsiertes Grinsen verkneifend, ging ich auf den älteren Herrn zu und nahm ihm das Arbeitsgerät mit der zugegeben ziemlich verbogenen Klinge ab. ‚Also Holz gespalten hatte er damit bestimmt nicht, dazu war die arme Sense zu sehr mitgenommen - nicht, dass ich damit sagen wollte, mit einer Getreidesense Holz zu spalten wäre eine gute Idee. ' "Ich kümmere mich darum, schon bald ist ihre Sense wieder einsatzbereit." Ich lächelte und winkte dem alten Mann nochmals zu bevor ich mich ebenfalls - wie zuvor der Inhaber - in den hinteren Teil der Schmiede begab.
"Kazuto" der Name meines Meisters verklang fast schon durch den lauten Lärm den er durch das wühlen in verschiedenen Kisten verursachte. "Kazuto, wo seid ihr?" versuchte ich erneut über den Lärm hinweg die Aufmerksamkeit des Schmieds zu erlangen - und siehe da es funktionierte. Langsam tauchte der mit Staub und Ruß bedeckte Kopf meines alten Freundes zwischen den sich übereinander auftürmenden Kisten auf. Wie er sich bei diesem Chaos zurechtfand war mir seit jeher ein Rätsel. Einmal hatte ich während meiner Lehrzeit hier etwas aus diesem Durcheinander holen sollen und nach einer ein einhalb stündigen Suche - mit Staub und Spinnennetzen im Haar versteht sich- aufgegeben. Nur um den gewünschten Gegenstand im Nachhinein von meinem Meister lachend in die Hand gedrückt zu bekommen. Damals habe ich beschlossen diesem Kistenmonstrum nie wieder zu nahe zu kommen. "Hier bin ich" riss mich Kazuto aus meinen Gedanken, klopfe sich den Staub von den Kleidern und kam auf mich zu. "Warum hast du mich gesucht? Ich habe doch gesagt ich bringe dir deine Waffen, wenn sie fertig sind." fragte er mich als er vor mir zum Stehen kam. "Ja ich weiß, aber es geht ja nicht um meine Waffen." fragen schaute der Schmied zu mir hinunter. " um was geht es dann?" "Herr Yamamoto war gerade mit einem dringenden Auftrag hier und da dachte ich mir ich sollte dich besser gleich informieren." sagte ich und hob gleichzeitig die Sense hoch. Anscheinend war dem Schmied diese erst jetzt aufgefallen, denn sofort nahm er sie mir aus der Hand und betrachtete sie genauer. "Was hat er gesagt ist damit passiert?" noch immer begutachtete er die verbogene Klinge. "Er sagte, ich zitiere: "Mein Sohn hat wohl wieder einmal versucht damit Holz zu spalten". "Er wollte damit Holz spalten?" Seinem ungläubigen Gesichtsausdruck nach glaubte er mir wohl nicht. "Das hat er gesagt, obwohl ich eher glaube er meinte Felsen anstatt Holz." kicherte ich. Meinen Meister so ungläubig zu sehen sah auch zu komisch aus. "Das wäre auch meine Ansicht." Nochmals betrachtet er die verbogene Sense und begann auch zu lachen. "Da sieht man's mal wieder, das normale Volk kann mit uns Schmieden nicht mithalten." lachend legte er mir eine Hand auf die Schulter. "Du kannst ihm ausrichten, dass er seine Sense morgen abholen kann." noch immer lachend schob mich Kazuto wieder Richtung Verkaufsraum. " Wird erledigt." sagte ich als sich mein alter Freund sich schon wieder seiner Arbeit zuwandte. Lächeln machte ich mich auf den Weg, um Herrn Yamamoto die Nachricht zu überbringen während im Hintergrund noch immer das Lachen meines Meisters zu hören war.
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Sternenstaub - escape your Destiny
ФанфикDanielle lebt seit sie denken kann auf der Sommerinsel Hayamara. In wenigen Tagen wird sie 17 und ist damit endlich alt genug, um aufs Meer hinausfahren. Doch leider kann Danielle ihren Traum nicht lange Leben, denn ihre Eltern lüften endlich das Ge...