“Nein, Schatz d-das können wir nicht a-aber ...” ich unterbrach die Frau vor mir, “Dann erklärt es mir. Ihr könnt nicht all diese Dinge sagen und erwarten, dass ich ...” ich brach ab, Tränen flossen unaufhörlich über mein Gesicht und verschleierten meinen Blick. Die zuvor noch so unbändige Wut auf die Menschen vor mir war einem Gefühl der Hilflosigkeit gewichen. Meine Beine fühlten sich an wie Gummi, unmöglich die Last meines Körpers noch länger tragen zu können, konnte ich nicht anders als mich wieder auf den Stuhl fallen zu lassen. “Bitte” es war ein von Schluchzen gebrochenes Flehen “Ich will doch nur wissen wo ich hingehöre.”. “I-in Ordnung” die tränenerstickte Stimme meiner Ziehmutter war kaum zu verstehen, als sie etwas von ihrem Schoß nahm und es auf den Tisch vor mir legte. Vorsichtig streckte ich meine Hand danach aus. Es war dunkelblau und fühlte sich weich an, doch erkennen konnte ich es durch den Tränenschleier nicht. Ich zog es näher zu mir und strich erneut darüber. Langsam klärte sich auch meine Sicht und ich erkannte, das es sich bei dem blauen Gegenstand um ein Tuch oder eine Decke handelte. Verständnislos sah ich die Frau mir gegenüber an. ‘Was sollte ich mit dem Tuch? Meine Tränen trocknen?’ sie schien meinen Blick wohl richtig zu deuten, denn mit einer Bewegung in Richtung des Tuches begann sie zu sprechen. “In dieses Tuch warst du eingewickelt, als wir dich fanden. Du warst ganz ruhig und hast dir deine neue Umgebung genau angesehen.” ein leichtes Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht und erweichte die Traurigkeit die sich darin spiegele für einen kurzen Moment. “Du warst so wunderschön, doch wie sehr wir uns auch freuten dich endlich in den Armen halten zu können, ” sie holte kurz Luft und löste ihren Blick von meinen Augen. “Wussten wir doch, dass unsere gemeinsame Zeit beschränkt sein würde.” Irritiert schaute ich von ihr zu der Decke in meinen Händen. Langsam begann ich sie auseinander zu falten und die silberne Stickerei darauf freizulegen. Aufgeregt fuhren meine Finger durch die Falten des Tuches und begannen damit es auszubreiten und glatt zu streichen. Als ich schließlich fertig war betrachtete ich mein Werk. Die silbernen Stickereien waren wunderschön und es sah beinahe so aus wie Schriftzeichen. “Wir haben bereits versucht zu verstehen, was dort steht aber leider, ohne Erfolg.” richtete nun mein Ziehvater das Wort an mich. “Vielleicht hast du mehr Glück.” Abwesend nickte ich, um ehrlich zu sein hatte ich ihm nichtmal richtig zugehört. Die Stickereien waren viel zu faszinierend, als dass ich meinen Blick von ihnen hätte abwenden können. Vorsichtig hob ich meine Hand und wie in Trance legte ich sie auf die ersten Linien.
Erst geschah nichts, doch dann durchzuckte mich plötzlich ein Gefühl, als hätte ich einen elektrischen Schlag erhalten. “Autsch” entkam es meinen Lippen und ich wollte meine Hand gerade von dem Tuch nehmen, als mein Blick auf die silbernen Linien unter meinen Fingerspitzen fiel. Es schien fast so als hätten sie mit einem Mal ein Eigenleben entwickelt, da sie nun leicht leuchteten und vor meinen Augen zu richtigen Buchstaben wurden. ‘St-Starlight’ las ich überrascht, als die Linien endlich wieder zum Stillstand kamen. ‘War das etwa mein Name?’ vorsichtig, als würden die Buchstaben wieder verschwinden fuhr ich den Schriftzug nach. ‘Starlight, wie es wohl klingen würde den Namen auszusprechen?‘ Ein weiteres Mal fuhr ich die silbernen Linien nach, bevor ich mich den nächsten Zeichen widmen wollte, als ein Geräusch aus meinen Gedanken aufschrecken ließ. Die Frau vor mir hatte noch etwas auf den Tisch gelegt. Was es war, konnte ich jedoch nicht erkennen, da ihre Hand noch über dem kleinen Gegenstand lag. “Die Decke war nicht das einzige, dass du bei dir trugst. Als wir dich fanden hieltest du dies... ” Meine Ziehmutter hob ihre Hand und gab den Blick auf eine kleine Blau schimmernde Phiole frei. “... fest in deinen kleinen Händen. “ endete sie und reichte mir den zerbrechlichen Gegenstand. Sogleich schlossen sich meine Finger behutsam um das dünne Glas. Kurz hielt ich die Faust um die Phiole noch geschlossen und ließ die Kühle des Glases auf mich wirken, als es sich langsam erwärmte und anfing zu leuchten. Zunächst war das Strahlen noch recht gering und man sah es nur wenn ich die Faust öffnete. “Danielle, was… “ wollte mein Ziehvater mich wohl gerade auf das Leuchten ansprechen, als ich ihn unterbrach. “Starlight “,das kleine Gefäß in meiner Hand pulsierte. Er schaute mich verwirrt an. “Mein Name lautet Starlight!“, woher ich plötzlich Gewissheit hatte, dass der Name den ich vorhin gelesen hatte mein eigener war wusste ich nicht, doch er fühlte sich richtig an. Und als würde mir das kleine Fläschchen recht geben pulsierte es erneut und gab dem Leuchten somit mehr Kraft.
Kurz schloss ich die Augen und es gab nur noch mich und die wohlige Wärme, die sich von meiner Hand aus in meinem ganzen Körper ausbreitet. ‘Ob sich der Ort an dem ich geboren wurde auch so anfühlt?’ Mittlerweile waren das Licht und die Wärme so stark, dass sie meinen ganzen Körper einhüllten und ganz leise konnte ich eine Stimme vernehmen. Vor meinem inneren Auge wurde es ebenfalls heller und langsam zeichneten sich die Umrisse einer Gestalt ab. Sie war groß, weiblich und soweit ich das erkennen konnte in ein langes helles Kleid gehüllt. Ihr Gesicht konnte ich nicht erkennen da, sie vor Zentrum des Lichts stand und ihre Erscheinung dieses wie mir schien, nochmals reflektierte. Vorsichtig wollte ich näher an die Gestalt heran treten, doch ebenso wie meine Stimme verwehrten meine Beine mir ihren Dienst. Dann erklang plötzlich erneut die Stimme, die ich zuvor als Flüstern vernommen hatte. Dieses Mal jedoch war sie viel klarer und ich konnte das gesagte auch verstehen: “Starlight, Gesannte der Sterne endlich seid ihr hier… ‘Gesannte der Sterne?‘, ich war verwirrt, ‘Sie konnte doch nicht wirklich mich damit meinen oder?’
“Es ist lange her, da ihr uns verlassen habt, doch nun seid ihr bereit zurück zu kehren… “, ‘Zurückkehren - wohin? ‘. “... zuvor müsst ihr euch aber euer Hab und Gut zurückholen. Eine lange Reise erwartete euch und vieles werdet ihr nicht kampflos zurückerlangen deshalb, werde ich euch einen Wegweiser mitgeben.” ‘Mein Hab und Gut? Eine Reise? Was für ein Wegwei.. ‘, meine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als sich ein unsagbarer Schmerz durch meinen linken Arm zog. Der Arm glühte und langsam wurden feine goldene Linien auf meinem Unterarm sichtbar. Ich schrie, doch meine Stimme blieb weiterhin stumm. Panisch verfolgte ich die golden glühenden Linien, die sich immer weiter in meinen Arm brannten. Bald schon hatte ich das Gefühl, als würde mein Gesamter Körper in Flammen stehen und ich hatte nur einen Gedanken. ‘Bitte mach das es aufhört!’ Vollkommen verzweifelt hob ich meinen Blick wieder und schaute sie flehend an. “Möge deine Reise erfolgreich sein. “, war das letzte das die Gestalt sagte, bevor das Licht plötzlich erlosch und ich die Kontrolle über meinen Körper zurück erhielt. Laut und schrill erklang mein Schrei, als ich meine brennende Hand an mich drückte und den Boden unter meinen Füßen verlor.
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Sternenstaub - escape your Destiny
FanficDanielle lebt seit sie denken kann auf der Sommerinsel Hayamara. In wenigen Tagen wird sie 17 und ist damit endlich alt genug, um aufs Meer hinausfahren. Doch leider kann Danielle ihren Traum nicht lange Leben, denn ihre Eltern lüften endlich das Ge...