Verwirrt stand ich noch immer wenige Schritte vom Eingang der Küche entfernt, meinen Blick auf die Rücken meiner Eltern fixiert. 'Wie konnte die fröhliche Stimmung von vorhin nur so schnell umschlagen? Warum sprachen sie davon mich zu verlieren - für immer zu verlieren?' Am liebsten hätte ich die Beiden augenblicklich in den Arm genommen, sie getröstet, gesagt, dass sie mich nicht verlieren werden. Doch ich konnte mich nicht überwinden den Raum vor mir zu betreten. Etwas in mir hielt mich zurück und ließ mich, als ich hörte, wie ein Stuhl zurückgeschoben wurde, Richtung Treppe laufen. Langsam stieg ich die Stufen hinauf. Mir war bewusst, dass ich meine Eltern auf das, was ich gerade in der Küche gesehen hatte ansprechen sollte. Aber nicht jetzt - zuvor sollten sie und ich uns beruhigen.
Seufzend betrat ich mein Zimmer und mein Blick glitt zu der Bettdecke, die fein säuberlich zusammengelegt auf meinem Schreibtisch lag. Dort hatte sie meine Mutter heute Morgen hingelegt. ' Hätte mir jemand verraten, dass sich heute alle Leute in meiner Umgebung komisch verhalten, wäre ich im Bett geblieben. ' Doch ich war nun einmal aufgestanden, da konnte ich meine Sachen ja auch endlich packen. Entschlossen schob ich sowohl die Begegnung mit der violettäugigen Frau, als auch die Szene meiner weinenden Eltern in den hintersten Winkel meines Gedächtnisses und ging zielstrebig auf den großen Seesack zu. Als Erstes verschwanden meine Kleidung und Hygieneartikel im Sack. Darauf folgten ein paar Handtücher, ein Familienfoto und eine weitere Decke. Zugegeben ich hatte bereits eine Decke sowie ein Kissen auf meinem kleinen Schiff, aber schaden konnte eine weiter bestimmt nicht. Mein Werkzeug sowie ein paar Schleifsteine verpackte ich zuerst in ein anderes Tuch, bevor ich auch dieses Bündel im Seesack verschwinden ließ und ihn mit größer Mühe schloss. Im Kopf ging ich nochmals all' die Dinge durch, die ich brauchen würde: ' Kleidung - Check, Hygieneartikel - Check, Familienfoto und Werkzeug - ebenfalls Check. ' Mein Blick fiel auf den zweiten, noch leeren Rucksack. Darin würde ich meinen Proviant verstauen. ' Zumindest, wenn ich diesen aus der Küche geholt hatte.', und das brachte mich wieder zurück zu meinen weinenden Eltern.
Ich schloss meine Augen und ließ mich - ihre Unterhaltung in Gedanken erneut verfolgend, vorwärts auf mein Bett fallen. ' Warum hatte meine Mutter Angst mich zu verlieren? Traute sie mir etwa nicht zu auf dem Meer zu überleben oder sprach sie von etwas anderem?', ich drehte mich um und lag nun auf dem Rücken. ' Und hatte mein Vater nicht etwas von >> Wir hätten sie ohnehin früher oder später gehen lassen müssen.<< und >>Wir sollten dankbar dafür sein, wenigsten so lange an ihrer Seite sein zu dürfen.<< gesagt? Was hatte der damit gemeint, ich war doch ihre Tochter warum sollte ich sie also für immer verlassen? Oder waren sie etwa krank und würden bald sterben? ', ich schüttelte den Kopf. Nein sie waren beide gesund, langsam wurden meine Gedanken immer absurder und ich war froh durch ein Klopfen an meiner Zimmertür daraus entkommen zu können. "Herein", ich setze mich auf und sah zur Tür.
Mein Vater trug die beiden Taschen mit dem Proviant ins Zimmer und setzte sich zu mir. Er sah erschöpft aus. "Vater... geht es dir gut?", der Gedanke, dass meine Eltern krank waren, drängt sich bereits wieder in den Vordergrund. "Ja, natürlich Schätzchen die Taschen waren nur etwas schwer." er lächelte verschmitzt "Du weißt doch, ich bin nicht mehr der Jüngste." 'Lüge' schoss es mir durch den Kopf, ich hatte die Taschen selbst getragen und wusste, sie waren nicht so schwer. "Sicher", ich war mir nicht sicher wie ich auf seine offensichtliche Lüge reagieren sollte, daher beschloss ich mich dem Proviant zu widmen. Langsam packte ich daher die verschiedenen Lebensmittel aus und verstaute sie anschließend im Rucksack. "Danielle, ich gehe deiner Mutter im Garten helfen, komm einfach später dazu, ja?", mein Vater war aufgestanden und stand bereits im Türrahmen. "Ja, ich mache das hier nur noch fertig.", antwortete ich und er verschwand mit einem Nicken aus der Tür.Erleichtert ließ ich mich nach hinten sinken und starrte an die Decke. 'Was war das denn?', so hatte ich meinen Vater ja noch nie erlebt. Normalerweise war er immer gut gelaunt, brachte mich zum Lachen oder redete wie ein Wasserfall. 'Normalerweise lügt er dich auch nicht an', hallte es in meinem Kopf, zugegeben es war keine richtige Lüge gewesen aber dennoch Vertrauen und Wahrheit standen in unsere Familie an oberster Stellte. Warum wollte er mir also nicht den wahren Grund seiner Erschöpfung sagen? Hatte es mit dem Vorfall in der Küche zu tun? Erneut erschien das Bild vor meinem inneren Auge. Frustriert legte ich die restlichen Lebensmittel beiseite und stand auf. So konnte ich nicht weitermachen. Morgen würde ich meine Reise antreten. Ich würde neue Welten erkunden und Abenteuer erleben, aber das konnte ich nicht, wenn ich wusste, dass es meiner Familie nicht gut ging. Ich werde sie jetzt einfach darauf ansprechen, doch dazu brauchte ich einen klaren Kopf. Entschlossen lief ins Badezimmer und drehte dort den Wasserhahn auf. Kaltes Wasser war das einzige, das mir in verzwickten Situationen wieder einen klaren Kopf brachte. Schnell spritz ich mir die eisige Flüssigkeit ins Gesicht und schaute in den Spiegel. Entschlossenheit sprach aus einem Blick. Schnell trocknete ich mich ab, verließ das Badezimmer und verstaute auf dem Weg zu Tür meinen restlichen Proviant im Rucksack.
Während ich die Treppe hinunter lief band ich mir noch schnell meine Haare zusammen. Ich wollte meinen Eltern bei dem Gespräch in die Augen sehen, dabei konnte ich keine nervigen Strähnen im Gesicht gebrauchen. Unten angekommen steuerte ich auch gleich die Hintertür an. Meine Eltern saßen am Gartentisch und unterhielten sich, doch als ich ins Freie trat verstummten sie. Ein weitere untypische Handlung und somit ein weiteres Zeichen dafür , dass etwas nicht stimmte.
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Hier ist das neue Kapitel :)
Ich hoffe ich habe euch mit meinen unregelmäßigen Updates nicht verjagt ❤
alles liebt Layla
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Sternenstaub - escape your Destiny
FanficDanielle lebt seit sie denken kann auf der Sommerinsel Hayamara. In wenigen Tagen wird sie 17 und ist damit endlich alt genug, um aufs Meer hinausfahren. Doch leider kann Danielle ihren Traum nicht lange Leben, denn ihre Eltern lüften endlich das Ge...