Das vierte Kapitel oder die erste Stunde mit Professor Moody

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4|| Das vierte Kapitel oder die erste Stunde mit Professor Moody

Ich schnupperte noch einmal an dem Beutel. Dann warf ich einen Blick auf Snape, der sich auf seinem Stuhl hinter dem alten Schreibtisch niedergelassen hatte.

Er wusste genau, wie das lief; ich würde den Beutelinhalt trinken, mich bedanken und dann gehen. Danach würde ich schnell zu Mines und meinem Zimmer rennen, damit ich mir meine Uniform anziehen und in den Unterricht gehen könnte.

Aber ich sah, dass ihn etwas bedrückte und ließ mein Essen langsam sinken. Ich ging in Zeitlupe zu ihm rüber und versuchte nicht all zu sehr wie ein Raubtier auf Beutezug auszusehen.
Er sah aus wie immer, roch wie immer (ganz leicht nach Zartbitterschokolade und Vanilleseife) und sein Atem hörte sich an wie immer.

Ich seufzte kurz, denn er blickte immer noch stur nach vorn, es musste ihn echt beschäftigen, wenn er mir schon jetzt nichts sagte, denn ich war hungrig und ausgelaugt, und er der einzige Mensch weit und breit.

,,Was ist los mit Ihnen, Snape?", fragte ich matt und bemerkte jetzt richtig, dass ich mein Essen benötigte. Er sah mich mit seinen tiefen, dunklen, schwarzen Kulleraugen an und öffnete seinen Mund um zu sprechen.
,,Ich mache mir Sorgen um Sie, Miss Robinson."

Seine Stimme klang väterlich. Severus Snape und ich blieben immer bei den Nachnamen und der höflichen Anredeform, doch ich wusste, dass er größtes Verständnis für meine Lage hatte und das rechnete ich ihm hoch an. Obwohl Dumbledore ihn darum gebeten hatte, Nahrung für mich zu holen, hegte Snape eine gewisse Besorgnis für mich, die mich immer wieder wundern ließ.

,,Warum?", wollte ich wissen und ich verzog mich beinahe nach dem Blut auf der Couch.
,,Dieses Jahr gibt es das Trimagische Turnier und Sie könnten sich ja dort anmelden." Nun redete er mit mir, wie mit Harry, stockend und nachdenklich, aber gleichzeitig bedrohlich.
,,Das ist meine Sache.", schnaubte ich, denn ich hatte schon einmal darüber nachgedacht.

Das Geld könnte ich für meine Mutter gebrauchen und für den Grabstein meines Vaters. Wir hatten uns keinen leisten können und selbst das viele Geld in meinem Gringottsverließ konnte ich dafür nicht nehmen. Das käme mir vor, wie stehlen. Ich brauchte es zwar nur für die Gebühren des Waisenhauses und für die Bus- und Bahnfahrten zum Krankenhaus, in dem meine Mum war, aber das brauchte ich wirklich. Persönliche Dinge traute ich mir noch nicht zu, gerade weil das Ministerium alles schärfer überwachte. Gerade nach Sirius Black.

,,Ich würde es bevorzugen, wenn Sie sich diesen albernen Gedanken aus dem Kopf schlagen würden.", schimpfte Snape und riss mich aus meinen Gedanken.
,,Sie sind nicht gänzlich unverletzbar, das wissen Sie."

Ich warf ihm einen bösen Blick zu. Natürlich wusste ich, dass ich nicht unverletzbar war, das konnte man mit einem Blick unter meinen Schal und unter meine Bandagen entziffern, aber ich war schwer verletzbar und ich beherrschte viele Zauberformeln und Sprüche.

Doch dann stellte sich die Frage, ob es nicht unfair war, mich daran teilnehmen zu lassen und außerdem war der Minister schon eingeschaltet. Aber du brauchst das Geld, flüsterte meine innere Stimme und ich gab ihr Recht.

Ich war sehr unschlüssig.

,,Ich weiß", antwortete ich. ,,Aber ich kann mich verteidigen."
Ich reckte mein Kinn in die Höhe um meinen Standpunkt klar zu machen. Er schüttelte nur seinen Kopf und ich wusste, dass das Thema noch nicht vom Tisch war.

Nachdem ich gegessen hatte, machte ich mich auf den Rückweg und überstanden diesen ohne Zwischenfälle.

Ich tippte vorsichtig das Portrait der fetten Dame an, aber die schnarchte einfach weiter. Ich tippte noch einmal an und sie erwachte mit einem mehr oder weniger lauten Grunzen.
,,Wer da?", rief sie etwas laut und ich machte mich bemerkbar.
,,Ach du bist es! Wieder draußen gewesen die ganze Nacht, wie?" Noch lauter ging es ja wohl nicht. Ich presste meinen Zeigefinger an die Lippen.
,,Ja ja! Wo warst du überhaupt?", maulte sie nicht minder leise und ich wusste, dass ich schnell machen musste, wenn ich wollte, dass die Schule weiterschläft. Aber ich wusste auch, dass sie mich trotz meiner relativ guten Schauspielkunst entlarven würde, würde ich es wagen, sie anzulügen.
,,Filch, Pomfrey, Snape.", wisperte ich zaghaft.
,,Was wolltest du denn da?", fragte sie wieder laut.
,,Ich habe bei Filch sauber gemacht, bei Madame Pomfrey ein paar Patienten gepflegt und bei Snape wegen einer Arbeit nachgefragt, die ich über die Ferien abgegeben hatte." Das letzte war zwar eine Lüge, aber ich hoffte, dass sie sie übersehen würde, bei den vielen anderen Informationen.
,,Eine richtige Wohltäterin haben wir hier.", brüllte sie erneut.
,,Keine Sorge, du kannst mir das, was du wirklich bei Snape gemacht hast auch später erzählen.", fügte sie noch lächelnd und mittlerweile flüsternd hinzu und ich schenkte ihr einen dankbaren Blick.
,,Nun aber nicht sentimental werden, her mit dem Passwort.", grunzte sie.
,,Apfel-Schokoladen-Strudel"

Love your painWo Geschichten leben. Entdecke jetzt