22|| Das zweiundzwanzigste Kapitel oder Fragen über Fragen
Ich saß auf dem Sessel im Gemeinschaftsraum der Slytherins und wartete auf Draco. Er wollte mit mir irgendwas besprechen und hatte mich hierher gerufen.
Der Ausruf der Teilnehmer am Trimagischen Turniers war nun schon einige Tage her und die erste Disziplin stand vor der Tür. Harry wusste, dass es Drachen waren. Das hatte er schließlich kompliziert unkompliziert von Ron erfahren. Diese Geschichte brachte mich immer noch zum Schmunzeln.
So oder so ich würde auf sie aufpassen. Nur falls etwas passierte.
Es war schon langsam dunkel geworden und der Mond hob sich am dunkelblauen Himmelszelt hervor, wie ein alter Freund, vorbei am düsteren Fensterrahmen des Slytherin-Gemeinschaftsraumes und direkt vor mich. Er war schön und leise. Ein Einzelgänger, im Schatten der Sonne. Ein Freund, der immer allein, aber nie wirklich einsam war.
Ich konnte mittlerweile wieder komplett laufen, aber ich hatte Gefallen am Fliegen gefunden, also brauste ich immer noch durch die Gänge wie ein Motorboot durch die Meere. Ein, zwei Schüler hatte ich schon überrascht, gerade beim Knutschen in den Katakomben, aber so wirklich gestört hatte meine unglaublich geräuschlose Art noch niemanden.
Mein Blut hatte ich heute Abend schon bekommen und mir ging es dadurch auch außergewöhnlich gut, weshalb ich auch gar nicht bemerkte, wie sehr sich Draco schon verspätet hatte.
Ich genoss es, im Licht des Mondes zu baden und an nichts zu denken. Meine Augen zu, aber mein Geist umso wacher. Ich nahm jede Bewegung im halbleeren Raum auf, spürte sie an meinen Muskeln und bemerkte erneut, wie schön es war, sich nicht so unglaublich nach fremdem Blut zu verzehren wie sonst immer.
Ich machte die Augen auf als ich Pansy Parkinsons Präsens vor mir spürte. Sie schien genervt von meiner Ruhe und ich blinzelte sie verwirrt an. Ihre Aura strahlte Missbilligung und eine dicke Ladung falschen Stolzes aus.
Ich setzte mich aufrecht hin und beobachtete, wie sie sich ihre Haare noch einmal richtig legte.
Das passierte immer mal. Dass Mädchen sich durch die Haare führen oder die Klamotten richteten. Manche von ihnen waren angezogen von mir oder waren verknallt in mich, aber sie war eine der Menschen, die sich schlecht fühlten, wenn sie meine vermeintliche Schönheit sahen.
Sie wollte gut aussehen, damit sie sich gut fühlte.
Und obwohl ich sie nicht sonderlich mochte, lächelte ich ihr aufmunternd zu und tatsächlich lockerten sich ihre Schultern.,,Draco sagt, er schafft es erst in einer Stunde.", sagte sie. Ihre Stimme war sehr schwer, als würde sie etwas an dieser Tatsache stören.
Ich lächelte.
,,Okay, danke, dass du es mir gesagt hast.", schmunzelte ich und sie drehte sich um. Sie zögerte kurz, doch ging dann doch entschlossenen Schrittes in Richtung ihres Zimmers.
Ich stand seufzend auf und wanderte aus dem Gemeinschaftsraum in Richtung Inneres des Schlosses. Ich pfiff nach meinem Besen und er kam in Windeseile angeflogen, direkt in Kniehöhe, damit ich mich gleich drauf setzen konnte.
Das Schloss war schon fast leer gefegt und ich schwebte mit einer Leichtigkeit durch die Gänge, als wäre mein Leben noch nie schöner gewesen, wenn in Wahrheit genau das Gegenteil herrschte.
Meine Gedanken kreisten. Die ersten Jungen hatten die ersten Mädchen auf den Tanz eingeladen und ich wartete darauf, dass mich Fred fragte. Ich wusste, dass ich rein theoretisch nicht mit ihm gehen sollte, aber die Hoffnung in mir kämpfte bis zum bitteren Ende.
Ich hatte mir dennoch vorgenommen, den ersten Jungen anzunehmen, der mich fragte. So war es fair und ich hatte keine wirkliche Kontrolle darüber, mit wem ich wirklich ging. Das war gut, denn dann fühlte ich mich nicht so schlecht.