Kapitel 14

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Er führte mich zu seinem Wagen, der wie Davids und Milos an einem Privatplatz am Haus stand. Es gab einen größeren Parkplatz für uns Mitarbeiter, einen für die Gäste des Clubs und dann noch weitere für die Führungsebene. Während Valentins Abwesenheit hatte der Parkplatz wohl ständig leer gestanden. Verdutzt sah ich dabei zu, wie Valentin zur Beifahrertüre ging und sie mir aufhielt. Wie aufmerksam von ihm. Ich musste mir aber einreden, dass ich nicht die Einzige war, bei der er das machte. Wahrscheinlich gab es eine Menge Frauen bei denen er das Tat, vielleicht sogar bei Josie!? Ich versuchte das komische Gefühl los zu werden, dass mich beschlich, wenn ich mir den Mann, der nun neben mir den Wagen auf die Straße lenkte, mit einer anderen Frau vorstellte. Mich hatte es echt erwischt! » Wohin geht's? «, fragte Valentin nach und sah kurz zu mir herüber. Dieser kurze Blick war für mich bedeutungsvoller, als er sein sollte. Auch wenn er etwas mit mir unternehmen wollte, so war das ganze doch nur freundschaftlicher Natur. Immer wieder musste ich mir das einreden und langsam nervte es mich, dass ich so auf ihn reagierte. Aber ich fühlte mich in seiner Nähe langsam viel zu wohl und wünschte, solche Momente würden ewig dauern. Ich gab ihm die Adresse. Je weiter wir dem Altersheim kamen, desto mehr freute ich mich. » Ich warte dann hier, bis du wieder kommst. «, meinte Valentin gerade, als ich ausstieg. Ich fand den Gedanken, ihn hier warten zu lassen, obwohl er mich extra hergebracht hatte, nicht so gut. Außerdem würde Grandma mir den Marsch blasen, wenn ich ihn hier einfach warten ließ. » Komm doch mit rein. «, bot ich daher an und hoffte, er würde annehmen. Ich glaube, er murmelte so etwas wie eine Zustimmung, denn er stieg aus seinem Wagen - übrigens ein total heißer Schlitten, ein dunkelgrauer Ford Mustang GT, wenn mich nicht alles täuschte. Da ich es langsam gewohnt war, dass alle meine Freunde solche Autos fuhren, hatte mich der Anblick des Wagens nicht mehr umgehauen, wie es früher einmal der Fall gewesen war. Außerdem war mir sonnenklar, dass ein reicher - wie reich eigentlich? - Anwalt wie er so einen schicken und sportlichen Wagen fuhr. Von weitem sah ich meine Grandma auf die Bank sitzen, genau wie die Pflegerin mir gesagt hatte. Ohne nachzudenken lief ich los und umarmte meine Grandma stürmisch, noch bevor sie überhaupt richtig bemerkte, dass ich es war. Ich wollte sie gar nicht mehr loslassen, so sehr freute ich mich, sie zu sehen. » Hallo, meine Kleine. «, hörte ich meine Grandma. Es tat gut, ihre Stimme zu hören, obwohl wir doch erst vor ein paar Tagen telefoniert hatten. » Ich habe dich ganz schrecklich vermisst. «, sagte ich, nachdem ich mich von ihr gelöst hatte. » Ich hab dich auch vermisst. « Was war ich doch für eine schlechte Enkeltochter. Ich hätte sie schon viel eher besuchen sollen! Nachdem, was sie alles für mich getan hatte, sollte ich sie noch viel öfter besuchen. Da ich aber damals nicht so viel Geld verdient hatte, konnte ich mir häufige besuche nicht leisten. Immer hatte ich Schichten einschieben müssen und sie daher höchstens einmal die Woche gesehen. Zwar verdiente ich jetzt auch nur so viel, um unser beider Leben zu finanzieren, aber ich hatte doch eigentlich viel mehr Zeit. Warum nur hatte ich sie jetzt schon so lange nicht mehr besucht? Weil ein ungewöhnlich schöner Mann in dein Leben getreten ist und dir den Kopf verdreht hat! Mist! Ich hatte ihn ganz vergessen. Ich löste mich von der wichtigsten Person in meinem Leben, hielt aber weiterhin ihre Hand. Sie war schon mit Falten durchzogen, aber die liebste Hand, die ich halten wollte. Abgesehen von Valentins! » Entschuldigt! Grandma, du kannst dich doch bestimmt noch an Valentin Holmes erinnern. Ich war früher mit seiner Schwester Lily befreundet. Valentin, das ist meine Grams. «, stellte ich die beiden endlich vor. Er trat vor und nahm Grandmas ausgestreckte Hand entgegen. » Schön, Sie wiederzusehen. «, hörte ich Valentins wunderschöne Stimme sagen. Könnte ich je genug davon haben? » Die Freude ist ganz meinerseits. Es freut mich, dass mein kleines Mädchen endlich jemand kennengelernt hat. « Ich errötete so stark, dass ich das Gefühl hatte, eine Tomate ähnlich zu sehen. Wie kam sie denn auf so eine Idee? » Nein Grams, wir sind nur Freunde! «, stieß ich aus. » Oh. «, sagte sie überrascht und sah zwischen mir und Valentin hin und her. » Mein Fehler. Du hast mir noch nie jemanden vorgestellt, da dachte ich, ihr beide seid... « Ein Paar - wollte sie sagen, brachte es aber scheinbar nicht hervor. Und sie hatte Recht. Es gab noch keinen Mann, den ich ihr je vorgestellt hatte - von meinen besten Freunden David und Milo mal abgesehen. Und bei denen wusste Grams schon vorher, dass wir nur Freunde sind. Von daher konnte man ihr diese Annahme nicht verübeln. Ich hätte ihr vorher Bescheid geben sollen, aber ich hatte den Verlauf der letzten Stunde selbst nicht erwartet und dann vergessen, es ihr am Telefon zu sagen. » Ja wissen Sie, Mrs Breeland, Romys Zuneigung muss man sich hart verdienen. Ich weiß noch nicht, ob ich es so weit schon geschafft habe, aber ich arbeite daran. «, sagte Valentin und sah meine Grandma an, die sofort lächelte. Wie schnell er meine Grams um den Finger wickeln konnte. Naja, bei mir war es ja nichts anderes gewesen. Und was bitte meinte er damit? » Da könntest du Recht haben. «, antwortete Grams. Waren sie jetzt alle gegen mich? » Aber glaub mir, sie mag dich bereits, sonst hätte sie dich nicht mit hergenommen. « Wieder einmal an diesem Tag errötete ich. War es wirklich nötig gewesen, ihm das auf die Nase zu binden? Meine Grams neigte schon immer dazu, Dinge auszusprechen, die andere lieber tot schwiegen. » Du bist ja ganz blass. «, sagte Grandma jetzt wieder an mich gewandt und strich mir mit ihrer Hand übers Gesicht. Komisch! Gerade dachte ich noch, ich wäre rot angelaufen, aber scheinbar war das schon wieder verflogen. Dass ich blass war, konnte ich mir allerdings nicht vorstellen. » Und außerdem bist du ganz mager geworden. Isst du denn nicht genug? Ich könnte schwören, seit deinem letzten Besuch hast du einiges an Gewicht verloren. « Ich fand es schön zu wissen, dass sie sich um mich sorgte, andererseits bildete sie sich das wirklich nur ein. Ich hatte definitiv nicht abgenommen und war auch ganz bestimmt nicht mager! » Ach quatsch. «, sagte ich lachend. » Ich sehe noch genauso aus, wie beim letzten Mal. Mir geht's gut Grams. « Und um das Thema von mir abzulenken, fragte ich sie, wie es ihr ging. Sie winkte nur lachend ab und meinte, dass sie eben alt sei. Wie immer! Valentin, der sich auf einem Stuhl niedergelassen hatte, beantwortete geduldig alle Fragen meiner Grandma. Und die lies wirklich keine Frage aus. Jetzt wusste sie - und ich auch! - dass er einer der besten Anwälte war, die es in Amerika zu finden gab, außerdem, warum er zurückgekommen war und noch vieles mehr. Valentin hatte eine Pause von seinem jetzigen Leben gebraucht, was ich nur verstehen konnte. Ich konnte mir gut vorstellen, dass jeder Mann, der so viel zu tun hatte wie er, brauchte davon irgendwann einmal Abstand. Allerdings hatte er doch hier genauso viel um die Ohren, oder? Schließlich kümmerte er sich jetzt wieder um den Club und war jeden Tag dort. Langsam bekam ich ein schlechtes Gewissen. Er hatte eh schon genug zu tun und war nun hier, nur weil mein Auto kaputt war. » Grandma, wir fahren jetzt wieder. «, sagte ich zu ihr. Ich musste noch kurz zur Sekretärin, um die monatliche Miete zu bezahlen. Länger wollte ich Valentins Zeit nicht mehr in Anspruch nehmen. » Okay meine Kleine, schön, dass du da warst. Ich freue mich schon auf deinen nächsten Besuch, aber bitte nur, wenn du auch wirklich Zeit hast, okay? « Ich liebte meine Grams einfach abgöttisch. Niemand hatte bisher mehr Platz in meinem Herzen als sie. » Ich komme doch eh nur dann, wenn es wirklich passt, was viel zu selten ist. Bis dann! Hab dich lieb. «  » Hab dich auch lieb. «, sagte meine Grandma noch, dann folgte Valentin mir zum Gebäude. Nachdem ich alles bezahlt hatte, machten wir uns auf den Weg. Zuerst verlief die Fahrt ganz schweigsam, bis Valentin die Stille brach. » Du bist traurig, weil du das Gefühl hast, dich zu wenig um sie zu kümmern. «, stellte er ohne zu zögern fest. Perplex sah ich auf und musterte ihn von der Seite. Er hielt den Blick auf die Straße gerichtet, während seine rechte Hand den Steuerknüppel umfasste und seine linke das Lenkrad festhielt. » Vielleicht. «, gab ich zu. » Das Einzige, was ich für sie tun kann, ist die Miete zu zahlen und sie ab und an zu besuchen. « Noch immer beobachtete ich ihn von der Seite. Er schien genau zu überlegen, bevor er antwortete. » Sie schien glücklich zu sein. Ich glaube also nicht, dass es noch etwas gäbe, das du tun könntest. « Ich seufzte. Es war doch beruhigend zu hören, dass sie glücklich schien. Nichts anderes würde ich mir für sie wünschen. Nachdem sie mich jahrelang großgezogen hatte, verdiente sie es. Eine Weile sprachen wir noch darüber, bis Valentin vor meiner Wohnung hielt. » Danke fürs fahren! «, sagte ich uns sah ihn an. Er hatte seinen Blick auf mich gerichtet. Seine unglaublich blauen Augen machten mich verrückt. » Du hast mir den Tag gerettet und entschuldige, dass ich deine Zeit vertrödelt habe. « Ohne einmal mit der Wimper zu zucken stieg er aus seinem Wagen und umrundete ihn noch bevor ich richtig ausgestiegen war. Er umschlang meine Hand mit seiner und sah mir wieder direkt in die Augen. Ich spürte die Schmetterlinge in meinem Bauch und das Kribbeln auf meiner Haut und alles nur, weil er mich berührte! » Glaube ja nicht, dass es mir Umstände bereitete hat. Ich habe das gerne getan und außerdem fand ich es schön, deine Grandma wiederzusehen. « Ich konnte einfach nicht anders. Ich starrte ihn an und wünschte, er würde mich küssen. Wünschte, ich könnte seine Lippen auf meinen spüren. Ich bemerkte seine Hand, die mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich und dann federleicht meine Haut berührte. Meine Lippen berührte. Ich war in diesem Moment gefangen und bemerkte nichts anderes mehr um mich herum. Für mich gab es in diesem Moment nur noch ihn. Valentin. Er war mir ganz nah, sodass nur noch ein paar Zentimeter zwischen und gefehlt hätten. Kurz dachte ich, er würde mich küssen, doch das tat er nicht. Viel zu schnell war dieser Moment wieder vorbei, als er mich abrupt los lies und von mir zurücktrat. Ich zuckte zusammen. Was hatte ihn nur so zurückschrecken lassen? Hatte er nun eingesehen, dass ich nichts für ihn war? War ich wirklich so abstoßend, dass er mich nicht einmal küssen wollte? So viele Fragen irrten in meinem Kopf umher, doch niemand konnte sie mir beantworten. » Wir sehen uns morgen. «, sagte er zum Abschied. Dann sah ich, wie er davon fuhr.

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