Türchen 10: Zwei Jahre später (Julian Weigl)

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Hey, ihr Lieben 😊

Ich wünsche euch einen schönen 2. Advent und viel Spaß mit Türchen Nummer 10🤗

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„Wann wird er aufwachen?" Ich sah mit einem leisen Seufzen zu Julia rüber. Die Ärztin sah nachdenklich auf die vielen Bildschirme um das Krankenbett herum.
„Ich weiß es nicht, Luna. Seine Werte sind nicht schlecht für seinen Zustand, aber wir warten schon seit Tagen."
„Er wird es schaffen!" Davon war ich überzeugt. Julian war schon immer ein Kämpfer gewesen.
„Ja, das wird er", lächelte sie und verließ dann das Zimmer. Eigentlich musste ich auch unbedingt weiter, aber seit ich wusste, dass er hier auf der Station lag, kam ich immer wieder her. Und trotzdem musste ich mich schließlich von seinem Anblick losreißen und mich um meine anderen Patienten kümmern.

In der Mittagspause traf ich mich mit Robin und Lena in unserem kleinen Aufenthaltsraum.
„Hey, ihr Lieben. Was gibt es Neues bei euch?", grinste Lena, als sie um die Ecke kam und sich mit einer Portion chinesischer Nudeln neben Robin auf das Sofa fallen ließ. Ich saß auf einem Hocker und zuckte nur die Schultern.
„Auf Lunas Station soll seit einer Woche irgendein Promi liegen. Hast du schon was mitbekommen?", Robin sah mich fragend an. Ich seufzte.
„Erzähl uns alles!", forderte Lena aufgeregt. „Wer ist es?"
„Julian Weigl..."
„Fußballer", beantwortete Robin direkt Lenas stille Frage.
„Sieht er gut aus? Hat er eine Freundin?"
„Nein, im Moment hat er keine Freundin", murmelte ich.
„Hast du dich denn dann schon mit ihm unterhalten? Damit er dich kennen lernt."
„Er liegt im Koma, Lena. Abgesehen davon braucht er mich nicht kennen lernen."
„Aber so eine Chance bekommst du nie wieder! Versuch doch dein Glück, wenn er aufwacht, vielleicht mag er dich ja."
„Ich war drei Jahre lang mit ihm zusammen", ließ ich die Bombe schließlich platzen. Dann ging ich schweigend aus dem Raum und stürzte mich wieder in die Arbeit. Den ganzen Tag lang war mir so, als würde ich die Blicke meiner Freunde noch immer im Rücken spüren.

„Einen schönen Feierabend wünsche ich dir. Bis übermorgen", verabschiedete mich meine ehemalige Ausbilderin Inga und winkte mir zu.
„Danke, das wünsche ich dir auch."
„Wo willst du denn noch hin?", fragte sie mich, als ich nicht den Weg zum Ausgang, sondern den Weg zu Julian einschlug.
„Ich will noch jemanden besuchen", antwortete ich mit einem leichten Lächeln.
„Stimmt die Geschichte mit dir und dem Jungen? Wart ihr wirklich zusammen?" Sie lächelte mich mitfühlend an, sodass ich nur leicht nickte.
„Alles Gute, Kind. Ich hoffe wirklich sehr, dass er bald aufwacht."
„Danke."

Julians Zimmer war hell erleuchtet wie immer. Er lag noch immer so da wie heute Vormittag. Er sah etwas blass aus, aber die Werte auf den Monitoren sahen weiterhin gut aus. Wieso wachte er bloß nicht auf. Es war schon der sechste Tag im Koma.
Ich setzte mich auf den Stuhl neben seinem Bett und nahm seine Hand in meine. Eine Weile saß ich so schweigend da, bis mir eine Träne über die Wange lief.
„Julian...", schniefte ich und legte meinen Kopf auf die schneeweiße Decke. Es war ein Fehler gewesen. Vor zwei Jahren hatte ich die dümmste Entscheidung meines Lebens getroffen und war einfach gegangen. Und jetzt lag er hier, weil er einen Autounfall gehabt hatte und ich konnte rein gar nichts tun. Absolut nichts. Ich vermisste Julian. Schon verdammt lange. Aber jetzt, wo ich ihn wieder jeden Tag sah und jeden Tag mehr um sein Leben bangte, wurde mir bewusst, dass ich damals so viel glücklicher gewesen war.
„Es tut mir so Leid", flüsterte ich und hielt seine Hand noch fester. Wenn ich das doch nur irgendwie wieder gut machen könnte. Ich würde alles dafür geben, dass er wieder aufwachte. Ich wollte nur noch einmal in seine warmen Augen sehen, nur noch einmal hören, wie er meinen Namen aussprach. Mehr wollte ich gar nicht. Obwohl eigentlich wollte ich ihn zurück. Ich wollte alles von damals zurück.

„Luna?" Ich hob erschrocken den Kopf und sah zu Julia, die an der Tür stand und mich erstaunt ansah. „Du bist immer noch hier?"
„Ja, ich wollte mich noch schnell verabschieden", murmelte ich und wischte mir hektisch die Tränen aus dem Gesicht.
„Er wird übermorgen auch noch hier sein. Ich ruf dich an, wenn er aufwachen sollte, versprochen."
„Okay, danke."
„Na los, jetzt geh schon", lachte sie dann leise. Also stand ich auf und sah noch einmal zu Julian. Ich wollte eigentlich nicht gehen. Seufzend legte ich seine Hand wieder vorsichtig auf die Decke und küsst ihn dann noch schnell auf die Stirn. Danach lief ich an Julia vorbei aus dem Raum und fuhr schließlich nach Hause.

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