Kapitel 4

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Bevor ich das Haus betrat, warf ich noch einen Blick auf die Uhr. Mittlerweile war es nach Mitternacht. Da ich nicht glaubte, dass meine Eltern noch wach waren, suchte ich nach dem Ersatzschlüssel, den ich hier auf der Veranda versteckte. Zuletzt hatte ich ihn unter die große Topfpflanze rechts vom Eingang gelegt. Ich hob leicht den Topf an und fand auch schon den Schlüssel. Ich fragte mich, wieso ich keine Tasche mitgenommen hatte. Durch den Stress, den meine Mutter und Aaron verursacht hatten, kam sowieso mein ganzer Tagesplan durcheinander. Mit dem Schlüssel in der Hand ging ich zurück zur Eingangstür und schloss auf. Ich versuchte so wenig Krach wie möglich zu machen. Meine Befürchtung bestätigte sich. Niemand war mehr wach.  Ich lief ohne groß über etwas nachzudenken in mein Zimmer. Dort zog ich mir auch schon das Kleid aus. Man könnte es eher vom Körper reißen nennen. So schnell würde ich das Ding nicht wieder anziehen. Schade eigentlich. Ich mochte das Kleid. Aus dem Schrank kramte ich mir den erstbesten Schlafanzug zum anziehen heraus. Schnell zog ich mich um und huschte noch einmal ins Badezimmer, um mich soweit bettfertig zu machen. Nach gut zehn Minuten konnte ich mich endlich ins Bett legen. In meinem Körper breitete sich eine Erschöpfung aus. Es war wie nach einem harten Wandertag. Dabei war ich nur ein paar Stunden aus. Nun ja, wenn man den Rest nicht dazu zählt.

Gerade hatte ich das Nachtlicht ausgeschaltet, als mein Handy seinen SMS-Ton von sich gab. Genervt setzte ich mich auf und griff nach einem Handy. Eine unbekannte Nummer hatte mir geschrieben. Stirnrunzelnd tippt ich auf die Nachricht.

Unbekannt – 09.Juni 2013

Süße Unterwäsche, die du da anhast. ;) An deiner Stelle würde ich das nächste Mal die Gardinen zumachen. x

Schlagartig schoss mir das Blut ins Gesicht. Meine Hände verkrampften sich um das Handy. Ich las die SMS ein zweites Mal. Nach dem dritten Mal sprang ich auf und lief zum Fenster. Vorsichtig beugte ich mich vor und sah auf die Straße hinunter. Es war nur ein kurzer Augenblick, doch dieser reichte aus, um eine menschliche Gestalt im Schatten verschwinden zu sehen. Sofort riss ich an den Gardinen, sodass niemand mehr rein sehen konnte. Ich verharrte einige Minuten dort. Was war das gerade? Wer war das? Mit noch immer pochendem Herzen legte ich mich zurück ins Bett.   Die Erschöpfung war nun in den Hintergrund gerückt.

Ich zerbrach mir noch eine ganze Weile den Kopf über diese Person, bis ich letztendlich in einen unruhigen Schlaf fiel.

Ich lief fröhlich durch die Straßen. Die Sonne schien hell vom Himmel herab. Der Himmel war wunderschön blau. Der Wind wehte mir durch die Haare. Vögel zwitscherten. Kinder lachten. Der Tag war wunderschön. Doch auf einmal änderte sich alles. Der Himmel verdüsterte sich. Der Wind wurde stärker. Meine Haare peitschten mir ins Gesicht. Die Vögel und Kinder verschwanden. Auf meinem Körper breitete sich eine erschreckende Gänsehaut aus. Panisch drehte ich mich in alle Richtungen. Auch die Straße war verschwunden. Ich befand mich nun in einem dunklen Wald.
„Hallo?!“ rief ich und hoffte, dass mich jemand hören würde. „Hallo!“
„Niemand wird dich finden.“
Ich schreckte zusammen und drehte mich um. Vor mir stand eine Person. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen. Es war zu dunkel. Ich erkannte an seiner Statur bloß, dass es eine männliche Person war.
„Was?“ gab ich von mir.
Der Mann trat näher. Sein Gesicht war noch immer im Schatten verborgen. „Dich wird niemand finden. Dafür werde ich persönlich sorgen.“ Er trat näher an mich heran.
„Nein!“ rief ich.

„Nein!“

Mit einem lauten Schrei setzte ich mich auf. Schweiß strömte mir über das Gesicht. Meine Hände zitterten. Ich schlug die Decke zur Seite und setzte mich an den Bettrand. Seufzend stützte ich mein Gesicht in die Hände. Was sollte das? Als hätte mir der nächtliche Spanner nicht schon gereicht, träumte ich auch noch so etwas!

Ich wurde noch paranoid!

Mit zitternder Hand fuhr ich mir durch die Haare und sah zu meinem Wecker.

„Scheiße!“ rief ich und sprang aus dem Bett. Die Uhr zeigte halb neun an. Ich war schon 30 Minuten zu spät und ich war nicht einmal richtig wach! In Rekordgeschwindigkeit machte ich mich fertig und stürmte aus dem Haus. Howard verpennte in letzter Zeit auch so einiges, also waren wir beide spät dran. Er fuhr mich zur Schule, wo ich dann die Gänge entlang rannte und schließlich die Tür meines Klassenzimmers aufriss. Ein Fehler, denn jeder Im Raum schaut nur zu mir. Peinlich berührt murmelte ich eine Entschuldigung und setzte mich auf meinen Platz. Mein Blick huschte nach hinten zu Justin, welcher mich mit einem fragenden Blick ansah. Ich schüttelte bloß den Kopf und formte ein später mit dem Mund. Er nickte.

Die Stunde ging nicht mehr sehr lange, da ich sowieso schon viel zu spät gekommen war. Es klingelte zur Pause und zusammen mit Justin machte ich mich auf den Weg zum Schulgang.

„Ich bin mir sicher, dass du niemals zu spät kommst. Was ist passiert?“ fragte er sofort.

Ich erzählte ihm von gestern Abend, wie diese Nachricht kam und dann dieser Mann vor meinem Haus stand, von dem Traum und dem Verschlafen.

„Selena, bist du sicher, dass es ein Spanner ist? Die SMS könnte auch ein Streich sein und der Mann vor deinem Haus bloß ein Spaziergänger.“

Ich schüttelte schnell den Kopf. „Nein. Ich habe die Gardinen ja nicht zugemacht und mich so umgezogen. Das kann kein Zufall sein.“ Schlagartig wurde ich rot, als ich mit meine Worte durch den Kopf gehen ließ. Doch Justin achtete gar nicht erst darauf.

„Dann pass das nächste Mal auf. Und wenn das wieder passiert, ruf mich einfach an.“ Er lächelte mir aufmunternd zu. Doch irgendwas stimmte daran nicht.

This love will be the death of meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt