Gespannt und nervös zugleich sah ich in seine unnatürlichen Augen und wartete auf seine Worte. Er suchte anscheinend nach der richtigen Erklärung, um mich nicht zu ängstigen. Da nach einigen Augenblicken noch immer keine Silbe seine Lippen verlassen hatten ergriff ich das Wort. „Ich werde sterben, oder?", fragte ich wohl wissend, dass ich recht hatte. Ben zog seine Augenbrauen zusammen und sein Gesicht nahm mitleidige und traurige Züge an. „Dann kann wenigstens nichts schiefgehen, wie bei meinem Versuch.", flüsterte ich mehr zu mir selbst, doch Ben verstand jedes einzelne Wort, welches meine Lippen verließ. Bedacht darauf mich nicht zu erschrecken nahm er meine Hand und drückte sie leicht. „Du wirst nicht sterben. Ich helfe dir. Wir kriegen das schon hin." Gerade als ich ihm mitteilen wollte, dass es mir nichts ausmachte öffnete sich die Tür und Jane kam rein. Sie hielt mir ein paar schwarze Sachen entgegen, ich schätzte das war Unterwäsche. Ich stand auf und nahm ich ihr dankend die Sachen aus der Hand. Da ich keine saubere Unterwäsche hatte, konnte ich nach dem Duschen nur die Hose und den Hoodie anziehen. Ich entschuldigte mich und ging ins Badezimmer auf der anderen Seite des Ganges und zog mich vorsichtig aus. Die Unterwäsche saß ebenfalls etwas locker, aber war immer noch besser, als nichts drunter zuhaben. Mein Blick fiel in den Spiegel über dem Waschbecken. Ich hatte noch mehr abgenommen. Meine Wangenknochen stachen so hervor, dass man schon Angst haben könnte damit erstochen zu werden. Meine Lippen hatten jede Farbe verloren und es gab kaum noch einen Kontrast zwischen meiner blassen Haut und meinen trockenen, farblosen Lippen.Bevor ich mich noch weiter kritisieren konnte wandte ich mich von meinem Spiegelbild ab und zog die anderen Sachen wieder über. Leise schlich ich aus der Tür und wollte gerade die geschlossene Tür von Bens Zimmer öffnen, als ich Janes Stimme hörte: „...schafft es nicht. Sie ist klein und zerbrechlich. Man hat ihr schon so oft die Flügel gebrochen. Sie traut sich nicht mehr zu fliegen. Du machst ihr falsche Hoffnungen." Ich wusste auch ohne dass mein Name gefallen war, dass es um mich ging. „Aber was soll ich denn tun? Ich hab sie gern. Ich will nicht, dass sie stirbt." Bens Stimme klang so verzweifelt, wie ein Reh, welches angeschossen wurde und sich nicht mehr bewegen konnte. „Verbring mit ihr eine schöne Woche. Mach mit ihr das, was sie schon immer wollte und hilf ihr zu vergessen." Es ist komisch, aber jetzt wo es darum geht, dass ich getötet werden soll fürchte ich mich davor. Mein Herz schmerzt bei dem Gedanken Ben zu verlassen. Ich rutschte an der Wand neben der Tür runter und lauschte weiter. Eine Zeit lang war es still, bis Jane wieder das Wort ergriff. „Du kannst sie nicht zwingen jemandem das Leben zu nehmen, wenn sie das nicht will, nur um auf dieser Welt bleiben zu dürfen. Sie wollte es doch schon selber beenden." Meine Mundwinkel zuckten, als ich Bens Worte hörte. „Ich werde dafür sorgen, dass sie das Leben wieder lieben lernt. Ich werde ihr zeigen wie es ist wieder Spaß haben zu können." Die Tränen fanden wieder in meine Augen zurück, aber diesmal nicht aus Angst oder Trauer. Nein, aus Freude. Es gab jemanden, dem ich was bedeutete. So ein Gefühl hatte ich schon seit sehr langer Zeit nicht mehr.
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Liebe gegen Depressionen? (Creepypasta FF)
FanfictionArisa hat ein schweres Leben. Sie wurde seit der sechsten Klasse gemobbt und entwickelte dadurch starke Depressionen, Magersucht und Selbstverletzendes Verhalten. Eines Tages bekommt sie eine SMS von einer ihr unbekannten Person, der sich als Ben vo...