#14 || Von Reue und Zweifel

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Eilig bahne ich mir meinen Weg durch die dunklen Straßen von Konoha-Gakure.

Allein.

Mit jedem Schritt, den ich mich weiter von Kitty entferne, scheint mein Herz ein wenig mehr zu stechen.
Ich hätte sie nicht einfach so zurücklassen sollen.
Es war falsch.

"Sie ist nur ein Mensch.", höre ich Sasori's Stimme in mir flüstern und der vertraute Klang lindert den Schmerz, schiebt jeden Zweifel augenblicklich für einen Moment beiseite, und ich genieße es ungemein.

Ja, Kitty ist nur ein Mensch. Sie ist genau wie alle anderen, wie jeder meiner vorherigen Meister.

"Sie ist nichts Besonderes."

Doch die Zweifel kommen zurück...
Stärker als vorher, schmerzhafter.
Sie ist nichts Besonderes?
So wie Komushi?
Für ihn hat Sasori ebenfalls etwas gefühlt. Eine Zusammengehörigkeit und Vertrautheit, die selbst seine Großmutter nicht in ihm auslösen konnte.
An ihrem Grab haben wir Tränen vergossen, während Komushi's Tod ihn beinahe um den Verstand gebracht hat.

"Es war meine Schuld. Er hatte das nicht verdient."

Doch Kitty hat es verdient, dass man sie einfach so zurück lässt?
Allein und verletzt?
Nur zu gut erinnere ich mich an den Ausdruck ihrer dunklen, braunen Augen. Erinnere mich daran, wie sie mich flehend angesehen haben, das Mädchen mich verzweifelt zum Bleiben bewegen wollte.
Nein.
Sie hat es nicht verdient, dass man sie so behandelt.
Sie nicht.

"Es war zu ihrem Besten."

Tief atme ich durch, lasse mich komplett von Sasori's Ruhe durchströmen.
Kitty zurück zu lassen ist das Beste. Sie wird nach Hause gehen, keine Konsequenzen für diese Reise auf sich nehmen müssen und nicht unnötig in Gefahr gebracht.
Es war richtig.
Aber wieso tut es dann noch immer so weh? Wieso kann mich auch Sasori's innere Ruhe nicht davon abbringen mich schuldig zu fühlen? Zu bereuen? Zu denken, dass es nicht zu hundert Prozent richtig war?

Eine ganze Weile husche ich durch die Dunkelheit, suche Haus um Haus ab in der Hoffnung das Mädchen zu finden, welches mitverantwortlich für Sasori's Tod ist.
Die junge Kunoichi mit den pinken Haaren und den grünen Augen, deren Bild nur all zu deutlich in mein Gedächtnis gebrannt ist.
Es dauert unerträglich lang und bringt nicht den gewünschten Erfolg, was mich unheimlich frustriert.
Ich will diese Kunoichi finden.
Ich will sie töten.
Dieses ewige Suchen macht mich verrückt, denn ich hasse es zu warten.

"Aber hast du eine Ahnung wer sie überhaupt ist? Kennst du ihren Namen? Oder wo sie wohnt?"
"Ich kenne ihr Gesicht."
"Und du denkst das reicht?"
"Es muss reichen."

Doch es reicht nicht.
Kitty hatte Recht. Ich brauche einen Plan, doch unglücklicherweise habe ich nicht die geringste Ahnung, was ich tun soll. Bisher musste ich nie über so etwas nachdenken.
Ich habe Befehle befolgt, gekämpft wo es verlangt wurde und immer haben meine Meister die Pläne geschmiedet, die ich lediglich befolgt habe.
Ich war ein Werkzeug, eine Waffe.
Ich war ohne Gefühle, ohne Skrupel, ohne Gewissen.
Es war so einfach.

Was bin ich jetzt?

Ich habe keinen Meister mehr, der mich leiten könnte. Ich bin allein.
Geleitet werde ich nur durch den Plan einer Rache, angetrieben von der brennenden Ungeduld in meinem Inneren, die nicht einmal wirklich zu mir gehört. Die dem Mann gehört, den ich liebte und der mich verlassen hat.

Was bleibt mir jetzt?

Ich fühle mich hilflos, leer...
Ich habe alles verloren. Angefangen bei jedem meiner menschlichen Meister, über meine einzige Liebe bis hin zu der Perfektion, die Sasori in mir gesehen hat.

Wieso bin ich überhaupt hier?

Ich habe sie so sehr gehasst...
Großmutter und das Mädchen.
Gefühle.
Ich habe sie gehasst, als Sasori tot in meinen Armen lag. Ich habe geweint und mir geschworen, dass sie es bereuen werden. Ich habe geschworen alles dafür zu tun, um ihn zu rächen.
Und jetzt? Jetzt stehe ich hier im Schatten eines Hauses in Konoha-Gakure, habe Tränen vergossen am Grab der alten Frau, bin unfähig das Mädchen zu finden und fühle mich schlecht, weil ich Kitty verletzt habe. Kein Schritt nach vorne, wenn man mich fragt.
Es ist fast so, als würde die Wut in meinem Inneren gedämpft werden und zwar durch ein Gefühl, welches ich nicht zuordnen kann, da es nicht mir gehört.

Es gehört Sasori.

Seufzend lege ich meinen Kopf in den Nacken, sehe nach oben in den dunklen Himmel, an dem heute Nacht keine einzige Wolke die Sicht auf die Sterne versperrt.

Ja...
Was tue ich hier überhaupt?
Wer bin ich?
Ich bin nicht länger Rabiya, denn ich habe es nicht verdient den Namen zu tragen, den Sasori mir gab.

"Ich werde dich Rabiya nennen... Das bedeutet 'ewige Schönheit'. Ich weiß, das ist kein alltäglicher Name, aber er ist perfekt für dich."

Ewige Schönheit?
Wahre Kunst?
Perfekt?

"Ich bin Sasori vom roten Sand. Ich brauche keinen Schutz."

Stark?
Kalt?
Unnahbar?

Was ist nur aus mir geworden?
Aus uns?
Ich bin nicht länger ich selbst, doch Sasori bin ich auch nicht.

Was soll ich tun? Was kann ich tun?
Gerade jetzt könnte ich meinen Meister brauchen, der mich führt. Der meine Schritte für mich plant, mich beobachtet und die Lage abschätzt. Einen Puppenspieler, der für mich denkt und handelt.
Es war so einfach, nur eine Marionette zu sein. Ohne Gefühle, ohne diesen Schmerz.
Ich verstehe Sasori. Er wollte das alles nicht für sich, hat versucht das Menschsein loszulassen. Ist es meine Schuld, dass er es nicht geschafft hat? Habe ich ihm die Perfektion verweigert, die er sich so verzweifelt gewünscht hat?

Tief atme ich durch, schüttel schwach den Kopf.
Zu sagen ich bin verwirrt wäre eine absolute Untertreibung.
Zu sagen ich bin zerbrochen wäre eine noch größere.

Ich bin ausgelaugt, kraftlos. Ich will schreien, doch selbst dazu kann ich mich nicht aufraffen.

"Ach komm schon, Sakura. Du willst schon nach Hause?"
Langsam sehe ich in die Richtung,
aus der die unbekannte Mädchenstimme kam und sehe eine junge Frau mit langen blonden Haaren, die sie zu einem Zopf nach hinten gebunden hat.
Doch lang kann ich meine Aufmerksamkeit nicht bei ihr halten, denn beinahe sofort fällt mein Blick auf die Person, die neben der Blonden steht.
Ein Mädchen mit pinken Haaren und grünen Augen.
"Es ist spät, Ino. Außerdem breche ich morgen zu einer Mission auf und muss noch etwas vorbereiten."
"Gott, du bist so eine Langweilerin."

Sie ist hier...
Das Mädchen und die Gelegenheit für meine Rache...
Was jedoch fehlt ist der Hass, der noch vor Wochen mein einziger Antrieb war.

Püppchen, Püppchen - Die Rache [Wird überarbeitet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt