#15 || Verfolgung

565 76 7
                                    

Sie ist hier...
Keine 10 Meter von mir entfernt verabschiedet sich das Mädchen, welches dabei geholfen hat meinen Meister zu töten, von der Blonden neben ihr bevor sie durch die dunklen Straßen des Dorfes läuft.
Ich folge ihr in sicherer Entfernung, doch meine Beine bewegen sich eher automatisch während meine Gedanken immer wieder beinahe komplett abschweifen.

Ich habe diesen Moment begierig herbeigesehnt, seit Sasori mich verlassen hat. Seit ich ihn in meinen Armen gehalten und auf seinen leblosen Körper geschaut habe.
Ich habe so ungeduldig darauf gewartet endlich meine Rache zu bekommen.
Diese Emotionen zusammen mit ungezügelter Wut haben die letzten Tage und Wochen meiner Existenz beherrscht. Jetzt jedoch spüre ich lediglich eine deutliche Abneigung.
Der brennende Hass in meinem Inneren, der eigentlich gerade jetzt, wo das Mädchen doch direkt vor mir ist, alles andere überschatten sollte, wird durch Sasori's Ruhe gedämpft und das erlaubt mir klar zu denken. Es erlaubt mir zu planen.
Ich kann das Mädchen nicht hier töten. Nicht in Konoha, das als eines der größten Ninjadörfer gilt. Unterbrechungen egal welcher Art kann ich mir nicht erlauben, wenn ich meine Rache üben will. Ich werde also noch weiter warten und das Mädchen irgendwie von hier weg schaffen müssen. Beides Sachen, die meine nicht vorhandene Geduld strapazieren und mich bestimmt einiges an Planung kosten werden. Planung, die ich nicht gewohnt bin.
Bei der ich nur zu gut Hilfe gebrauchen könnte. Sofort erscheint Kitty's Gesicht in meinem Kopf, doch ich schiebe ihr Bild beiseite.
Die Puppenspielerin steht nicht mehr zur Auswahl. Wahrscheinlich ist sie bereits auf dem Weg zurück ins Windreich und bereut, mich erst bis hier her begleitet und sich mir geöffnet zu haben.
Bereut mir vertraut zu haben.

"Ich dachte du bist fort, wenn ich aufwache. Dass du ohne mich gegangen bist."
"Wieso?"
"Weil es schon immer so war."

"Wir sind Freunde, schon vergessen?"

Ich versuche ihre Stimme aus meiner Erinnerung zu drängen, mich auf das Mädchen zu konzentrieren, welches inzwischen in einem Haus angekommen ist und sich dort schlafen legt. Vom Dach des gegenüber liegenden Hauses aus im Schatten des Kamins sehe ich durch das Fenster ihres Schlafzimmers, erkenne ihre Silhouette auf dem Bett liegen.
Und ich warte...
Warte auf den Morgen und darauf, dass vielleicht ein Plan in meinem Kopf Gestalt annimmt.

----

Ich hätte sie gleich töten sollen...

Dieser Gedanke kommt mir, als ich der Kunoichi so unauffällig wie mir nur irgendwie möglich durch das Dorf folge. Noch nicht all zu viele Leute sind unterwegs, denn schließlich ist die Sonne gerade erst über den Bäumen des umliegenden Waldes aufgestiegen. Es ist riskant, denn ich bin nicht gerade jemand, der es schafft hier mit der sowieso nicht vorhandenen Masse zu verschmelzen. Ich versuche noch immer mithilfe meines Mantels zu verstecken, dass ich eine Marionette bin und nicht nur das verschafft mir von dem ein oder anderen Anwohner einen merkwürdigen Blick.
Ich gehöre hier nicht hin und sie merken das.
Es wäre deutlich leichter gewesen das Mädchen im Schlaf zu töten als durch die Straßen zu laufen und zu versuchen, die rosafarbenen Haare der Kunoichi in der Ferne nicht aus den Augen zu verlieren. Zu dicht kann ich nicht an sie heran, denn ich will nicht, dass sie mich bemerkt.
Ja es wäre leichter gewesen durch das Fenster des Schlafzimmers zu steigen und ihr die Kehle durch zu schneiden.
Doch ich habe mich dagegen entschieden. Ich will, dass sie mich ansieht, während ich ihr eine Klinge durchs Herz stoße. Sie soll wissen, was sie mir genommen hat und weshalb sie sterben muss.
Sie soll wissen, dass sie den Tod findet, weil sie mir Sasori genommen hat, den einzigen Mann, den ich je geliebt habe.
Ich verlangsame meine Schritte, als das Mädchen auf der Straße stehen bleibt. Ein Junge mit kurzen blonden Haaren steht bei ihr, grinst breit und erzählt stark gestikulierend irgendetwas, was ich auf die Entfernung nicht verstehen kann. Auch er trägt das Stirnband von Konoha-Gakure und als er erneut etwas erzählt beginnt die Kunoichi laut zu lachen.
Sie stehen sich nah...
Vorsichtig verringere ich die Entfernung weiter, beobachte die beiden, während eine Idee in meinem Kopf Gestalt annimmt.
Sie hat mir genommen, wer mir am Wichtigsten war. Es wäre nur fair ebenfalls jemanden zu töten, den sie liebt.
Vielleicht das Mädchen von gestern abend oder dieser Junge nun bei ihr.
Es wäre fair...
"Ich hab jetzt wirklich keine Zeit mehr, Naruto.", kann ich die Kunoichi reden hören, als ich die beiden beinahe erreicht habe.
"Ach komm schon, Sakura-chan. Wann hatten wir das letzte Mal die Gelegenheit, zusammen eine Nudelsuppe essen zu gehen? Das ist ewig her, echt jetzt!"
"Vorgestern haben wir eine gegessen."
"Ja, aber da waren Kiba und Shikamaru auch dabei."
Der Junge klingt ein wenig enttäuscht und seufzend schüttelt das Mädchen den Kopf.
"Frag doch Hinata, sie freut sich bestimmt."
"Freuen? Sie wird immer bewusstlos, wenn ich sie anspreche. Wie soll ich sie da fragen?"
"Tu es einfach. Ich muss jetzt los zu meiner Mission. Wir essen eine Nudelsuppe, wenn ich wieder da bin okay?", schlägt sie vor und schließlich gibt sich auch der Blonde geschlagen.
"Na gut. Viel Glück, wir sehen uns."
Kurz winkt der Junge noch bevor er in meine Richtung davon geht und das Mädchen ihren Weg fortsetzt. Als er an mir vorbei läuft schenkt er mir ein freundliches Grinsen und verwirrt bleibe ich stehen, während er seinen Weg unbeirrt fort setzt.
Es ist merkwürdig...
Ich weiß nicht wieso aber er erinnert mich an Komushi. Vielleicht, weil sein Blick nicht voreingenommen und misstrauisch war wie die der anderen Leute auf den Straßen. Vielleicht, weil sein Grinsen nicht gespielt sondern ehrlich und fröhlich war.

"Hey, Sasori! Wie geht's, mein Freund?"

Kurz schüttel ich den Kopf bevor ich erneut dem Mädchen folge. 
Wenn ich recht überlege sah es für mich nicht so aus, als würden sich die Kunoichi und der Blonde so nah stehen...
Es wäre sinnlos, dem Jungen etwas zu tun. Außerdem habe ich jetzt keine Zeit für ihn, denn ich will das Mädchen nicht verlieren.

Schließlich ist sie mein Ziel.
Ihr Tod, nicht der des Blonden.

Püppchen, Püppchen - Die Rache [Wird überarbeitet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt