» Jemand wie ich kann dich nicht verletzten «

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Bevor gleich das nächste Kapitel losgeht, möchte ich mich bei einer sehr lieben Leserin bedanken, die schon meine erste Story 'The memories I lost in the fire' gelesen hat - NightWriters - Über jeden Kommentar von dir freue ich mich immer sehr :) 

Thía Ocean

Ich saß nun schon eine Weile im Wohnzimmer. Eine Weile. So kam es mir zumindest vor, doch als ich auf die Uhr sah, waren nicht einmal fünfzehn Minuten vergangen. Es war fast schon sechs Uhr morgens und eigentlich keine Uhrzeit, an der ich wach war. Hinter mir hörte ich, wie jemand die Treppe herunter kam, wollte aber nicht sehen, ob es Mom oder Damian war. » Schätzchen, du bist aber schon früh wach «, sagte meine Mom gut gelaunt. Ich wusste, dass sie das, was gestern passiert war, verdrängte. Das tat sie immer, deshalb hatte es mich auch gewundert, dass sie überhaupt im Krankenhaus gewesen war und danach fast „fürsorglich“. » Mhm «, gab ich nur von mir und ignorierte sie. Es war mir gerade einfach zu viel, mit ihr zu reden. Als ich dann auch Damian hinter mir herunter kommen hörte, hörte ich zudem noch, wie er meine Mom küsste. Entweder hatte er mich nicht gesehen, oder es machte ihm Spaß, mich zu ärgern. Langsam hatte ich das Gefühl, es war zweiteres. Was denkst du da eigentlich? Damian war nett zu dir, er hat sich um dich gekümmert, im Gegensatz zu deiner Mom, du solltest nicht schlecht von ihm Denken, hörte ich meine innere Stimme. Es war mir egal, was sie sagte. Auch wenn ich wusste, dass sie recht hatte, ich war… Wütend, traurig, Verletzt, wütend, wütend und nochmal wütend. Ich stand auf und ging ohne die beiden zu beachten nach oben. Dort zog ich mich an, doch es war nur eine einfache Jeans und ein weites T-Shirt. Meine Haare band ich zu einem lockeren Dutt und die Mühe, mich zu schminken, machte ich mir erst gar nicht. Ich zog mir meine Nike Sneaker an, ging wieder nach unten und nach draußen. » Thía… «, hörte ich Damian noch, als ich nach draußen ging, doch ich ignorierte ihn und lief. Lief einfach. Ich wusste nicht einmal, wohin ich lief, als ich irgendwann auf einer großen Wiese ankam. Das Gras war hoch und ich lief einfach darauf. Nach einer Weile blieb ich stehen. Die Strickjacke, die ich dabei hatte, legte ich auf den Boden und ich legte mich darauf. Wie lange lag ich nun schon hier? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass mir mal wieder die Tränen nach unten liefen. Die Sonne schien heiß auf mich herab. Im Moment wäre mir Regen lieber gewesen, doch hier war immer diese drückende Hitze. Als meine Tränen aufgebraucht waren, stand ich wieder auf. Auf dem Weg nach Hause, lief ich bei dem Hotel von Ryan vorbei. Ich klopfte an dessen Zimmertüre an und er öffnete nach kurzer Zeit. » Thía. Was machst du denn hier? «, fragte er mich bestürzt. Mhm, ich hatte mich vorher nicht im Spiegel angesehen. » Nichts. Alles gut. Wäre es okay, wenn ich Mia mitnehme? «, fragte ich. » Ähm… klar. Aber was ist denn los mit dir? «  » Nichts. Es ist wirklich alles gut «, meinte ich trocken. » Kannst du sie morgen wieder holen? «, fragte ich ihn, was er bejahte. Ich schnappte mir Mia, die schon auf mich zugelaufen war und verließ das Hotel mit ihr auf dem Arm. » Thía… Thía… «, sagte meine Schwester immer wieder. Auch wenn sie nur ein kleines Kind war, blieb ihr meine Stimmung nicht verborgen. Ich wusste nur nicht, wie ich mich fühlen sollte. Ich fühlte mich noch immer benutzt, dreckig… einfach schlecht, doch ich lächelte Mia an. Ich schloss die Haustüre auf und setzte Mia ab. » Mommy «, sagte Mia, als sie Mom sah. » Was macht denn Mia hier? «, fragte Mom und sah mich an. Ich wandte mich ab und sah in den Spiegel im Eingang. Meine Augen waren rot und ein bisschen dick. Mein Gesicht von der Sonne ein bisschen röter, aber nicht so schlimm, dass es auffiel. Nur wenn man genauer hinsah, sah man dies. » Sie ist meine Schwester. Ich passe auf sie auf «, sagte ich mit deutlich wütender Stimme. Warum war ich jetzt nur wütend? Sonst konnte ich es auch immer unterdrücken, sie anzuschreien oder sonst etwas. Sonst konnte ich immer über alles hinweg sehen. » So redest du nicht mit mir «, sagte meine Mom streng. » Wie rede ich denn mit dir, mhm? «  » Hör sofort auf, hier herum zu schreien. Was ist denn nun dein Problem? «  » Mein Problem? Ich hab doch kein Problem. Hast du eines? «, stieß ich bissig hervor. » Thía, hör sofort auf, so Respektlos mit mir zu reden. «  » Respektlos? Haha. « Meine Mom sah mich an. Ein Blick, der mich normalerweise einschüchtern würde, doch ich war Thía. Ich konnte es den Lehrern zeigen, wenn ich es wollte und das konnte ich nun auch. Nur seit wann? Wieso tat ich das? Ich bin wütend. Deshalb. Wütend auf alles und jeden. » Du gehst jetzt besser auf dein Zimmer und bleibst dort. «  » Ich mache das was ich will «, schrie ich sie an. Mia kam auf mich zu gelaufen, doch ich bemerkte sie nicht sofort. » Geh auf dein Zimmer. Geh mir aus den Augen. «, schrie mich nun meine Mom an. » Mackenzie, was ist los? «, hörte ich Damian fragen. Seit wann war er hier? Und was zum Teufel ging ihn das an. » Nichts, alles ist gut Damian «, wandte meine Mom sich an Damian, doch versah mich dann wieder mit ihrem Blick. » Ja, genau Mom, es ist alles okay. Es ist immer alles okay. Warum sollte man auch zugeben, dass nichts okay ist «, sagte ich laut. Wieder schnappte ich mir Mia, die nun weinte und lief mit ihr nach oben. » Thía, bleib gefälligst stehen… «, meinte meine Mom. » Wieso? Du hast mir doch gesagt, ich soll auf mein Zimmer gehen… dir aus den Augen gehen. Das mache ich doch «, sagte ich. Ich versuchte Mia zu beruhigen. Ich wusste nicht, was mit mir los war, dass ich das vor meiner Schwester machte. So etwas hatte sie noch nie miterleben müssen, doch jetzt… Nachdem Mia aufgehört hatte, zu weinen, war sie sofort wieder fröhlich. Wahrscheinlich wusste sie schon gar nicht mehr, warum sie geweint hatte. So war es bei mir früher immer gewesen. Nachdem ich aufgehört hatte zu weinen, wusste ich nicht mehr, warum ich eigentlich geweint hatte. Ich spielte mit ihr, bis es Abend wurde. Ich ging nach unten in die Küche und hoffte, dass dort niemand war. Mia hatte Hunger und sie musste unbedingt etwas Essen. Ihre Medikamente hatte sie von Ryan heute schon bekommen, wie ich von ihm erfahren hatte. In der Küche war niemand. Puh. Ich machte Mia ein Brot und schnitt es extra klein, damit sie es gut essen konnte. Ich hatte keinen Appetit, deshalb wollte ich wieder nach oben gehen, doch in der Türe stand Damian. Er stand dort eine Weile. Schweigend, doch er ging nicht auf die Seite, damit ich vorbei gehen konnte. Das hieß, dass er etwas sagen wollte. » Was ist los Thía. Was hat deine Mom getan? «, fragte er mich dann auch schon. » Was meine Mom getan hat? Nichts. Warum habe ich dann mit ihr gestritten? Weil ich Lust dazu hatte. «  » Das ist doch keine Lösung «, meinte er ruhig. » Keine Lösung? Was geht es dich eigentlich an? Bist du meine Mom? Nein, also lass mich verdammt noch mal in Ruhe. Meine Mom sitzt oben, also los, verschwinde «, den letzten Teil hatte ich etwas lauter gesagt, doch ich war schon wieder auf 180º. Damian sah mich an, als hätte ich ihn gerade verletzt, doch es interessierte mich nicht. Es war mir total egal. Genauso wie meine Mom mir egal war. » Sieh mich nicht so an, als hätte ich dich verletzt. Jemand wie ich, kann dich nicht verletzen, also lass mich jetzt vorbei. « Ohne etwas zu sagen, ließ er mich vorbei. Mit Mias Essen lief ich nach oben in mein Zimmer.

Waves of the OceanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt