» Mom, ich hasse Damian nicht. «

513 12 6
                                    

Thía Ocean

Wütend lief ich nach Hause. Ja, wütend. Die Schule war noch nicht zu Ende, doch ich wurde von meinem Lehrer nach Hause geschickt. Nicht etwa, weil es mir schlecht ging, sondern weil ich „respektlos“ ihm gegenüber war. Ich, respektlos? Dann hätte er sich selbst einmal zuhören müssen. Ich schlug die Haustüre mit einem lauten Knall zu, auch wenn es niemand hören konnte. Gerade wollte ich nach oben gehen, als es an der Türe klingelte. Wer war das um diese Uhrzeit? Ich öffnete diese und vor mir stand ein Junge. Ich hatte ihn doch schon einmal gesehen. » Hey Thía. Ähm… Kennst du mich noch? Ich bin dein Nachbar, Carlos «, begrüßte er mich. Genau. Ich wusste, dass ich ihn schon einmal gesehen hatte. Der Spanier. » Und? «, fragte ich etwas zickig, vorraufhin er lachte. Wieso lachte er? » Ich hab dich gerade zur Tür hinein gehen sehen und dann die Tür knallen gehört. Ist alles in Ordnung bei dir? «, fragte er. » Natürlich ist alles in Ordnung «, sagte ich erneut zickig. » Okay, na dann. Ich wollte dich eigentlich schon lange einmal fragen, ob wir vielleicht einmal zusammen ins Kino gehen wollen oder so? « Ich überlegte kurz und mir viel ein, dass gerade wirklich ein Film kam, den ich sehen wollte. » Du zahlst. « Wieder lachte er. Warum lachte er andauernd. »Klar «, sagte er knapp. Gerade wollte ich einfach die Türe schließen, als er noch er seinen Fuß dazwischen stellte. » Was? «, fragte ich leicht genervt. » Bist du immer so drauf? «, fragte er wirklich interessiert. » Kann sein. «  » Okay, na dann, ich hol dich am Samstag um halb fünf Uhr hier ab «, meinte er noch, bevor er auch schon nach neben an ging. Mhm. Ich ging nach oben in mein Zimmer und schloss zu aller erst meinen Laptop an meinen Boxen an. Ich drehte sie laut auf und hörte Musik. Ich hörte alle Lieder, die ich gut fand nur heute war es leider meiner Stimmung entsprechend Metallica. Die Songs wurden durchgehen geschrien und eigentlich hasste ich diese Musik, doch heute war es anders. Ich legte mich auf mein Bett und versuchte meine Gedanken abzuschalten, aber wie jeder weiß, funktionierte das nicht. Ich hatte mir gestern alles von der Seele geredet, doch trotzdem war ich immer noch wütend auf alles und jeden. Wieso? Nachdem ich einfach eine Weile dort gelegen war, hörte ich, wie meine Zimmertüre aufgemacht wurde und Damian vor mir stand. ER sah mich kurz an, ging dann zu meinen Boxen, um die Musik abzudrehen. Dann drehte er sich wieder zu mir und sah mich fragend an. » Was ist los? «  » Nichts «, sagte ich knapp. » Es ist nichts, doch trotzdem hörst du diese Musik und drehst sie so laut auf, dass man sie bis nach draußen hören kann? «, fragte er mich. Ich nickte nur genervt. Ich dachte, es war alles, was Damian wollte, doch er machte keine Anstalten, zu gehen. » Ist noch was? «, fragte ich ihn deshalb. » Wollen wir nach draußen gehen? «, fragte er mich zu meiner Überraschung. » Und was tun? «, fragte ich zurück. » Nichts tun. Nur spazieren gehen «, meinte er. Ich wusste nicht, ob ich es machen sollte, doch ich entschied mich dann dafür. » Okay «, sagte ich.

Wir gingen jetzt schon eine Weile durch die Gegend, bis wir an der Wiese ankamen, auf der ich zuletzt schon einmal gewesen bin. Wir machten es genauso, wie ich es getan hatten. Wir legten uns auf unsere Jacken und ich sah einfach eine Weile zum Himmel hoch. » Thía «, fing Damian nach einer Weile an, » ich möchte dir nochmal sagen, dass wenn irgendetwas ist, wenn es dir schlecht geht oder sonst etwas, du mit mir reden kannst. Ich urteile nicht über dich, sondern ich will dir einfach helfen, egal mit was «, sagte er leise, aber doch so, dass ich es hören konnte. Ich weiß nicht, warum mich seine Worte wieder weicher werden ließen, doch es war so. Eine Weile sagte keiner mehr etwas, bis ich schlicht » Danke « sagte. Sein Kopf drehte sich automatisch in meine Richtung, sodass ich in seine grauen Augen sehen konnte. Sein Blick blieb an den meinen hängen und wir verharrten so, bis ich bemerkte, dass die Sonne langsam unterging. Es war ein schönes Bild, diese Orange- und Rottöne. Auch Damian schien der Anblick zu gefallen. Für manche wäre so ein Sonnenuntergang anzusehen uncool, doch für mich war es einfach wunderschön. » Damian «, hörte ich mich plötzlich selber sagen, » ich wurde heute aus dem Unterricht rausgeschmissen und nach Hause geschickt «, fügte ich hinzu. Er schien zu überlegen, was er darauf antworten sollte, deshalb wunderte das » Okay « mich, dass er als einziges zu mir sagte. » Okay? « » Naja, ich kann natürlich nicht sagen, dass es gut ist, aber wie gesagt, ich verurteile dich nicht. Wieso bist du raus geworfen worden? « Ich überlegte kurz. Konnte ich ihm den Grund sagen? Warum nicht? Ich hatte ihm ja auch schon gesagt, dass ich raus geworfen wurde, da kann ich ihm auch den Grund sagen. Dies tat ich dann. Wieder sagte er nur » Okay «. Diesmal fragte ich nicht nach, was es zu bedeuten hatte. Wir verfielen wie so oft in Schweigen, bis er es brach. » In dem Brief von der Schule stand, dass du dich in Englisch schwertust. « » Mhm. Kann man ja auch hören «, meinte ich nur. » Ich weiß, dass es für dich hier schwer ist, mit einer Sprache, mit der du nicht aufgewachsen bist und dich damit unsicher fühlst, aber ich will dir helfen «, meinte er. » Helfen? «, fragte ich nach. » Naja, ich habe dich schon des Öfteren Englisch sprechen hören, doch mit mir sprichst du immer in deiner Muttersprache. Ich kann dir mit dem schriftlichen und dem mündlichen helfen. Grammatik und das alles, wenn du das möchtest «, schlug er vor. Ich sah ihn eine Weile schweigend, noch immer liegend an. Er dagegen hatte sich aufgesetzt. » Nein, ich glaube, das ist mir zu peinlich. Ich mein reden ist weniger schlimm, da ich mit meinen Freunden auch Englisch sprechen muss, aber das schriftliche… Nein «, meinte ich. » Thía. Vor mir muss dir nichts, aber auch gar nichts peinlich sein. «  » Mhm. « Auch wenn ich mich unwohl fühlte, sagte ich zu. Es musste schließlich sein. Ich war außer, dass ich frech zu den Lehrern war, eben schlecht. Nachdem es fast schon richtig dunkel war, machten wir uns dann auf den Weg zurück. Mom würde schließlich bald nach Hause kommen. 

Waves of the OceanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt