Hazel

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Grinsend verließ ich Nico's Hütte. Wir hatten noch eine Weile gelacht und ich hatte zum ersten Mal das Gefühl gehabt, ein richtiges Bruder-Schwester-Gespräch geführt zu haben. Ich glaube Nico hatte es auch gut getan seine Sorgen mit jemandem zuteilen. Nun musste ich ihn nur noch mit Will, dem Hüttenältesten der Apollo-Kinder zusammenbringen und dann ...

„Hazel?" riss mich plötzlich eine nur zu bekannte Stimme aus den Gedanken. Verwundert drehte ich meinen Kopf zur Seite und sah das Frank neben mir lief.

„Was ist los?" entschuldigend sah ich ihn an. Wie lange lief er denn schon neben mir?

Frank versucht angestrengt nicht laut loszulachen und prustet mir deshalb ein unverständliches: "Ist mit Nico alles okay?" entgegen.

„Ja bei dem ist alles gut. Aber wieso lachst du mich aus?" gespielt beleidigt verschränkte ich die Arme vor der Brust und schob meine Unterlippe vor.

Frank konnte sich jedoch nicht mehr zügeln und prustete immer noch vor sich hin, während er gleichzeitig nach Luft schnappend versuchte sich zu beruhigen und mir schließlich erklärte, dass ich so in Gedanken versunken war und fies vor mich hin gegrinst hatte, dass ich seine Frage überhört hatte und anscheinend einen sehr schrägen Anblick abgegeben hatte. Mein Freund brach in einen erneuten Lachkrampf aus und ich musste verträumt zugeben, dass seine Bäckchen beim Lachen richtig süß aussahen. Verhemmt musste ich den Reflex unterbinden Frank in diese zu knuffen. Das wäre auch zu peinlich, vor all den Campern um uns herum gewesen.

„Und weiter?" fragte ich deshalb ungeduldig und meinen Sabberblick überspielend. Frank musste jedoch erst ein paar Atemübungen einlegen um sich beruhigen zu können. Durch tiefes Ein- und Ausatmen gelang es ihm schließlich halbwegs gefasst meine Frage zu beantworten.

„Naja, du hast mich dann, als du bemerkt hattest das ich mit dir rede ganz ertappt angeguckt. Fast so, als würdest du grade einen Plan aushecken wie du den Aphrodite-Kindern am besten eine Farbbombe in die Hütte schmuggeln könntest um..." schnell unterbrach ich seinen Redefluss mit einem hinterhältigen Grinsen. 

„Das sollten wir wirklich mal machen ... aber schrei das besser nicht so laut herum, sonst gefährdest du unser Vorhaben" verschmitzt grinste ich ihn an. Ich mochte außer Piper niemanden aus der Aphrodite-Hütte und sie war ja leider zu den Römern gezogen. Das hieß, dass wir anderen Camper nun das übertrieben hohe Selbstwertgefühl dieser Truppe ohne die geringste Milderung einer ernstzunehmenden Person wie Piper über uns ergehen lassen mussten. Diese Leute benahmen sich immer, als wären sie der Mittelpunkt der Erde, wenn nicht sogar des ganzen Universums und dass nur weil sie dem gerade angesagten Schönheitsideal entsprachen und Ahnung von Mode und so einem Zeug hatten.

„Hazel, du bist unverbesserlich" grinsend schüttelte Frank den Kopf. Er wusste genau wie ich zu den Aphrodite-Leuten stand und würde wahrscheinlich sofort mitmachen.

Immer noch grinsend fragte ich ihn jedoch nach einer kurzen Stille, in der wir beide wohl unseren Gedanken zur besten Umsetzung dieses grandiosen Plans nachgehangen waren, wo wir denn eigentlich gerade hingingen.

„Zu Annabeth und Percy. Ich war doch vorher bei ihnen um zu sehen ob Nico mit diesem Rumtreiber recht hatte" antwortete er plötzlich wieder ernst und sah mich mit durchdringendem Blick an.

„Sie haben wirklich einen gefangen. Einen blonden Jungen um die 16. Wir durften vorher nicht zu ihm, da die Apollo Leute ihn anscheinend noch Verarztet oder Operiert haben. Laut Percy hat er sich seinen eigenen Dolch ausversehen in den Bauch gerammt als die Anderen die Falle geöffnet haben."

Zugegeben, mit einem 16-jährigen hatte ich nicht gerechnet. Wobei, mit was hatte ich überhaupt gerechnet? Und wie kann man so unfähig sein und sich mit seinem eigenen Dolch aufspießen?

„Sicher, dass das einer der Rumtreiber ist? Ich dachte die könnten richtig gut Kämpfen" fragte ich deshalb sicherheitshalber noch einmal nach. Frank sah mich ebenfalls mit fragendem Blick an und zog unschlüssig die Schultern hinauf.

„Stimmt, da sollte man seinen Dolch schon kontrollieren können. Aber was mich mehr verwundert ist, das es anscheinend ein normaler Mensch ist. Ich dachte dass diese Gestallten irgendwelche zweibeinigen Monster wären, aber doch kein ganz normaler Junge" leicht nickend gab ich Frank recht und bemerkte mal wieder wie wenig wir eigentlich über die neue Gefahr, wie Chiron unser Rumtreiberproblem bereits nannte, wussten.

„Woher wollt ihr wissen, dass er kein Monster ist?" fragte uns plötzlich Percy und erst jetzt bemerkte ich dass wir bereits vor dem Krankenzelt neben Annabeth und Percy standen.

„Überleg doch mal logisch Algenhirn, wenn er ein Monster wäre hätten wir ihn nie durch die Barriere ins Camp bringen können" daran hatte ich zwar selbst noch nicht gedacht, aber es war schon witzig wie Percy sich leicht beleidigt wegdrehte und Annabeth aus dem Grinsen nicht mehr herauskam. Sie war zwar der Schlaumeier in Person, aber ich mochte unsere Tochter der Athene trotzdem sehr gern und fand es jedes Mal aufs Neue witzig zu sehen, wie sie Percy aufklärte und ihn Algenhirn nannte.

Nach ungefähr fünf Minuten, in denen Percy und Annabeth uns das ergreifen des Jungen im Wald genau geschildert hatten kam Will Solace plötzlich aus dem Krankenzelt.

Schnell musterte ich den Blonden und musste zugeben, dass Nico sich ein ganz schönes Sahneschnittchen ausgesucht hatte. Blond Haare, blaue Augen, groß, breite Schultern und eine schmale Hüfte. Er wäre eindeutig mein Typ, wenn ich nicht mit Frank zusammen wäre...

„Ihr könnt zu ihm. Er ist noch nicht ganz wach, aber ich schätze er wird euch sowieso nichts sagen, egal in welchem Zustand er ist" mürrisch verzog er den Mund und ich war schon gespannt was ihn so verärgert hatte.

„Als ich gekommen bin und den Dolch herausgezogen habe hat er nicht einmal mit der Wimper gezuckt. Und als ich die Wunde angesehen habe hat er keinen Laut von sich gegeben. So als würde er keinen Schmerz fühlen."

Verwundert sah ich die Anderen an. Anscheinend waren wir vier alle gleich verwirrt, doch Will redet bereits weiter.

„Bei der Narkose mussten wir ihm fast die doppelte Dosis geben um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Es war fast so, als wäre sein Körper resistent gegen die Narkose ... Wie bei den Ninjas mit den Giften" den letzten Teil sagte er mehr zu sich selbst und setzte eine grüblerische Miene auf.

Ich hatte zwar keine Ahnung was die Ninjas mit Giften getan hatten um resistent zu gegen sie zu werden, aber ich stimmte ihm zu, dass irgendetwas mit diesem Jungen nicht in Ordnung war. Wie konnte es sein, dass er nicht einmal die Hände ballte oder laut fluchte, wenn man ihm einen Dolch aus den Eingeweiden zog?

War er vielleicht mit Schmerzmittel vollgepumpt oder hatte er etwa eine Nervenkrankheit die ihn keinen Schmerz spüren ließ?

Immer mehr unbeantwortete Fragen stapelten sich in meinem Kopf und verlangten schleunigst nach einer Lösung. Denn wenn es vor unserer Grenze wirklich noch mehr solcher Gestalten gab, die auch noch ohne Probleme in das Camp eindringen konnten und zudem auch noch keine Schmerzen spürten, hatten wir ein riesengroßes Problem.

Das Vermächtnis der Götter (Percy Jackson FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt