Hazel

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Die nächsten Tage nach dem Verstärken der Wachen verlief ereignislos. Weder die Patrouillen, noch die Kameras der Hephaistos hatten etwas Ungewöhnliches außerhalb der Barriere ausmachen können. So langsam zweifelten immer mehr Campbewohner an den Vorsichtsmaßnahmen und die ersten begannen sich zu weigern, ihre Schichten anzutreten.

"Wieder nichts!", grummelte gerade ein breitschultriger, bewaffneter Kerl aus der Areshütte, der gerade seine Patrouille beendet hatte.

"Ja!", stimmte ihm ein etwas kleinerer zu, der ebenfalls mit Brustpanzer und Schwert neben ihm herlief, "und dafür bin ich schon um fünf Uhr morgens aufgestanden."

Kopfschüttelnd ließ ich die beiden an mir vorbeiziehen und machte mich auf den Weg zum Haupthaus. Frank und ich hatten beschlossen nun endlich zurück nach Camp Jupiter zu gehen. Nico würde auch gut ohne uns klarkommen und außerdem mussten wir beide unbedingt im anderen Camp berichterstatten. Von meinen römischen Kollegen war nämlich schon länger nichts mehr zu hören gewesen und so langsam machte sich Chiron sorgen um die gerade erst entstandene freundschaftliche Beziehung zwischen den beiden Camps. Außerdem konnte man in solchen seltsamen Zeiten nur hoffen, dass Camp Jupiter seinem griechischen Partnercamp helfen würde, falls es zu Kämpfen oder gar einem Krieg kommen sollte.

In Gedanken lief ich an den Hütten entlang, als ich aus dem Augenwinkel einen dunklen Schatten zwischen zwei Hütten verschwinden sah. Zuerst dachte ich mir nicht mehr dabei und wollte meinen Weg schon fortsetzten, doch irgendetwas hielt mich zurück. Die Art wie sich diese Person bewegt hatte passte gar nicht hier her. Gebückt und auf leisen Sohlen war sie dicht an die Hauswand gepresst und in schwarzen Klamotten in den Schatten verschwunden.

So ein Verhalten passte gar nicht in dieses Camp und schon gar nicht zu dieser ungewissen Zeit. Wer würde schon heimlich in schwarz durch das Camp huschen, ohne damit den Verdacht zu schüren, einer von Blondies möglichen Kumpanen zu sein? Eigentlich niemand. Außer man wollte falsche Gerüchte schüren und Unbehagen im Camp verbreiten...

Also war es entweder Blondie, der aus seiner Zelle in der Areshütte geflohen war, ein Betrüger, oder womöglich doch ein Komplize von dem geheimnisvollen Blonden. Schnell hatte mein Gehirn die Möglichkeiten ausgearbeitete und so schlich ich dieser Gestalt schon wenig später nach. Dicht an der kühlen Wand der Athenahütte entlang, ums Eck herum und dann weiter zu den Duschräumen. Um diese Tageszeit, wenn die Sonne hoch am Himmel stand war kaum jemand unterwegs und so machte sich die Gestalt nicht die Mühe sich weiterhin verdeckt zu halten. Mit in den Hosentaschen vergrabenen Händen überquerte sie zügig die freie Rasenfläche und drehte den Kopf mit der Kapuze immer wieder suchend von links nach rechts.

"Hey du!", rief ich schon bald und brachte die schwarz gekleidete Person dazu sich flüchtig umzudrehen. "Bleib stehen!", fuhr ich fort, während ich begann auf sie zu zu joggen. Kurz hob die Gestalt ihren Kopf und lugte unter ihrer aufgesetzten Kapuze hervor. Leider war ich noch zu weit weg, um ihr Gesicht erkennen zu können, aber von der Gestalt her konnte ich die Person eindeutig als Mädchen identifizieren. Sie war eher klein und zierlich. Wer könnte das nur sein und was hatte sie vor?

Leider hätte ich sofort lossprinten sollen, oder mit meinen Rufen noch etwas warten müssen, um die Gute rechtzeitig zu erreichen. Diese hatte sich nämlich innerhalb von Sekunden wieder herumgedreht und war direkt in die Waschräume gerannt. Sofort hetzte ich ihr nach und überquerte so schnell es ging die freie, grasbewachsenen Fläche.

Hinter dem Gebäude befand sich direkt der Campsee, an dem sich nun viele Bewohner tummeln würden und das schöne Wetter genießen würden. Sollte die Gestalt dorthin laufen hätte sie schon verloren. 

Mit diesem Gedanken und einem siegessicheren Lächeln auf den Lippen hastete ich durch den Mädcheneingang, in dem die Unbekannte eben verschwunden war. Eine angenehme Kühle empfing mich und ich spähte im Vorbeilaufen flüchtig in die Umkleiden, die Toiletten und auch den Duschraum während sich meine Augen noch an die geringere Helle zu gewöhnen versuchten. Leider ohne Erfolg. Die Gute musste wohl schon den gegenüberliegenden Ausgang genommen haben und würde nun Richtung See laufen.

Das Vermächtnis der Götter (Percy Jackson FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt