Das Vermächtnis der Götter (Percy Jackson FF)

Hazel

Erst als wir wieder draußen auf der freien Grünfläche standen ließ ich Lucys Arm los und versuchte meinen viel zu hohen Puls wieder zu beruhigen. Wie kam bitte ein Skorpion in unser Camp? Aber viel wichtiger, war es möglich das Lucy diese vermummte Gestallt gewesen war? Immerhin lagen die schwarzen Klamotten in der Klokabine und Lucy war die Einzige weit und breit, die diese Klamotten dort abgelegt haben konnte.

Schnell fixierte ich das Mädchen neben mir mit meinem Blick. Nein! Das machte keinen Sinn. Wenn sie eine Komplizin von Blondie wäre, dann hätte sie sich jetzt wohl schon lange aus dem Staub gemacht.

Ein wenig verzweifelt schüttelte ich den Kopf und sah mich nach Grover um. Überall konnte ich bewaffnete Camper in Badeshorts, Bikinis oder Sandalen erkennen, die in kleinen Grüppchen unter jedem Stein und jeder Wurzel nach der mysteriösen schwarzen Gestallt suchten.

Innerlich schlug ich mir gegen die Stirn und seufzte verzweifelt auf. Manchmal zweifelte ich echt an dem Verstand meiner Mitbewohner. Wieso hatten sie bitte nur ihre Waffen geholt und nicht gleich noch ihre Brustpanzer angezogen? Zum einen sahen sie einfach nur komplett dämlich aus mit ihrem Bade-Krieger-Outfit. Zum anderen würde diese Person, sollte sie wirklich so gefährlich sein wie ich dachte, wohl kaum darauf verzichten meinen Mittbewohnern ein Schwert in den ungeschützten Bauch zu rammen, sollte es zu einem Kampf kommen.

"Hazel!", wurde ich plötzlich gerufen und konnte schon von weitem den blonden Schopf von Annabeth auf mich zu rennen sehen. "Was ist passiert?", keuchte sie leicht, als sie vor mir stehen blieb.

Wow, ich war echt begeistert. Vor nicht einmal drei Minuten hatte ich Grover Bescheid gegeben, dass ich einen Eindringling im Camp vermutete und schon waren alle alarmiert und auf der Suche nach dieser Person.

"Ich habe eine dunkel gekleidete Person um die Hütten schleichen sehen und sie bis aufs Mädchenklo verfolgt. Dann war sie plötzlich spurlos verschwunden..."

"Waaassss?", unterbrach mich Percys keuchende Stimme. Ich hatte ja gar nicht bemerkt, dass er hinter Annabeth hergerannt war. Genervt verdrehte ich die Augen.

"Ja, es war auf jeden Fall ein Mädchen. Das konnte ich an ihrer Figur erkennen. Ich habe so das Gefühl, dass sie mit unserem Blondie in Verbindung steht", führte ich meine Erklärung fort.

"Aber das wirklich komische ist erst nachdem ich Grover Bescheid gegeben habe passiert." Kurz legte ich eine Sprechpause ein, um meine Stimme wieder zu beruhigen. Sie hatte angefangen zu beben, so aufgeregt war ich.

"Ich bin nämlich wieder zurück in die Umkleide gegangen, um zu überprüfen, ob die Person nicht vielleicht noch dort drin war und ich vor lauter Eile einfach nur an ihr vorbeigelaufen war. Aber drinnen habe ich dann nur Lucy und einen ekelhaften Skorpion, der auf schwarzen Klamotten saß gefunden."

Ein wenig zufrieden genoss ich für einen kurzen Moment die fragenden Gesichter und den imaginären Rauch, der über den Köpfen meiner beiden Freunde aufzusteigen schien. Annabeth war mal wieder die schnellere, was das Zusammenhänge erschließen betraf und ließ ihren Blick sofort zu Lucy schweifen. Diese stand noch immer mit leicht zitternden Händen neben mir und schien gar nicht zu begreifen, dass wir sie verdächtigten. Der Schock über den Skorpion musste bei ihr wohl noch ziemlich tief sitzen.

"Warte mal. Du denkst Lucy ist dieser Eindringling und wurde auf der Toilette nur von dem Skorpion überrascht?", schien nun auch Percy endlich zu begreifen und sah mit fragendem Blick zwischen Annabeth, Lucy und mir hin und her.

Lucy schien ihre Lage nun auch endlich zu begreifen und sah uns mit aufgerissenen Augen an. "Ihr denkt doch nicht wirklich, dass ich..."

"Bisher steht noch nichts fest, aber es macht durchaus Sinn", unterbrach Annabeth sie harsch und begann gedankenverloren eine Haarsträhne um ihren Finger zu wickeln. "Immerhin wurdest du immer noch nicht von einem Gott anerkannt, währen Julien und Cara es schon seit einer ganzen Weile sind. Und dass, obwohl ihr drei gleichzeitig hier angekommen seid. Außerdem bist du die Einzige die gerade überhaupt in Frage kommt diese Gestallt gewesen zu sein, da sonst niemand in den Umkleiden war. Oder willst du mir etwa erzählen, dass der Eindringling sich in einen Skorpion verwandelt hat?" Prüfend sah sie Lucy an. Diese konnte den Blick jedoch nur ängstlich erwidern. Sie hatte wohl bemerkt, in was für einer misslichen Lage sie sich befand und ließ schließlich ergeben den Kopf hängen.

"Ich wars aber nicht", beteuerte sie schwach als Percy, der nun anscheinend auch verstanden hatte, was Sache war, sie sanft am Arm packte und begleitet von Annabeth abführte.

Ich folgte den Dreien nicht, sondern machte mich grübelnd auf den Weg zurück in die Mädchenumkleide. Dieser Skorpion wollte einfach nicht aus meinen Gedanken verschwinden. Ich hatte zwar noch nie davon gehört, aber war es vielleicht wirklich möglich sich in einen Skorpion zu verwandeln. Hatte der Eindringling vielleicht ähnliche Fähigkeiten wie Frank?

Aber wieso war Lucy genau in diesem Moment im Mädchenklo? War der Auftritt des Skorpions womöglich doch nur Zufall? Aber wenn Lucy wirklich zu Blondies Komplizen gehörte hätte ich ihr schon ein bisschen mehr Selbstkontrolle zutrauen. Immerhin hatte sie den Verdacht erst durch ihren Schrei auf sich gezogen und konnte sich nicht, wie es wohl eigentlich geplant war, unbemerkt unter die anderen Camper mischen.

Immer noch in Gedanken trat ich durch die Türe zum Mädchenklo und hielt schließlich mit genügend Abstand vor der Gruselkabine an. Verwundert blickte ich auf die geschlossene Türe. Hatte der Wind sie etwa zugemacht? Nein, die ganzen anderen Kabinentüren standen auch noch offen.

Vorsichtig drückte ich die Klinke herunter und offenbarte den leeren Raum hinter ihr. Außer der Kloschüssel und dem Klopapierhalter war hier nichts. Kein schwarzer Pulli und auch kein Skorpion.

Verdutzt begutachtete ich die Seitenwände, spähte in jede kleine Ritze und überprüfte auch die anderen Kabinen. Doch ich konnte nichts, was auf das seltsame Geschehen von vor fünf Minuten hindeutete entdecken. Verwundert kratzte ich mich am Kopf und durchsuchte nun auch die Umkleide nach irgendwelchen verdächtigen Spuren.

Kaum zu glauben, was war hier nur los? War Lucy doch nicht die Täterin, oder hatte sie einen Komplizen, der hier mal schnell aufgeräumt hatte? Vielleicht war Blondie ja abgehauen und versuchte ihr mit dieser Aktion zu helfen. Oder es gab wirklich eine Person in diesem Camp, die sich in einen Skorpion verwandeln konnte.

Eilig verließ ich die kühle Umkleide in Richtung der Hütten und machte mich schnellstmöglich auf den Weg zu Blondies momentaner Unterkunft. Auf dem Weg begegneten mir immer wieder mürrische Camper, die sich ärgerten ihren entspannten Badetag wegen eines Fehlalarms unterbrochen zu haben. Dann hatte wohl irgendwer bereits den Befehl das Camp zu durchsuchen zurückgenommen. Hoffentlich war diese Entscheidung nicht zu früh getroffen worden. Denn ich war mir im Moment nicht einmal mehr sicher, ob Lucy wirklich die Schuldige war, oder nicht sogar jemand anderes dahintersteckte.

Endlich am Ziel umrundete ich die Areshütte zuerst und suchte nach Ausbruchspuren oder irgendwelchen Möglichkeiten unbemerkt aus dieser Hütte verschwinden zu können. Leider ohne Erfolg, was die ganze Sache immer Undurchschaubarere machte. Ich konnte weder ein offenes, noch ein kaputtes Fenster, oder irgendwelche verdächtigen Gegenstände entdecken.

Innerlich die Daumen drückend hier wenigstens einen kleinen Anhaltspunkt zu finden, blieb ich vor den zwei wachestehenden Areskindern stehen und forderte sie auf mich in ihre Hütte zu lassen. Unter dem Vorwand Blondie befragen zu müssen ließen sie mich schließlich durch und der eine führte mich in den Keller der Hütte. Eiserne Gitterstäbe reiten sich an der rechten Seite und mehrere Fackeln erhellten die dahinterliegenden vier Zellen. In der vordersten erkannte ich eine Gestallt mit hellblonden Haaren auf der Kante einer verranzten Matratze sitzen und Löcher vor sich hinstarren.

Zum einen erleichterte mich dieser Anblick und die Tatsache, dass Blondie nicht ausgebrochen war. Auf der anderen Seite brachte es mich keinen Schritt weiter und die Frage, wer die Klamotten entfernt hatte blieb. Diese Unwissenheit bescherte mir langsam Kopfschmerzen. Was war hier nur los?

Hi :)

Ich melde mich auch mal wieder. Danke an alle, die trotz meiner unregelmäßigen Updates immer noch dabei sind. Ich hoffe ihr findet die Geschichte noch spannend und nicht zu verwirrend. Bis hoffentlich bald.

~L