Kapitel 1

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Nica


Die Bar war gerammelt voll, was kein Wunder war, immerhin war es Freitagabend. Einundzwanzig Uhr dreißig. Genau die Zeit in der die Leute langsam los zogen um zu feiern und Spaß zu haben. Momentan war unsere Klientel noch gemischt, aber das würde sich erfahrungsgemäß bald ändern. Die älteren Gäste würde nach Hause gehen und die jüngeren dafür ihre Plätze einnehmen. Die Geräuschkulisse war eine Mischung aus Jubelgeschrei von den Sportfans, Besteckgeklapper von den Leuten, die noch schnell einen Happen essen wollten und Gläserklirren von denjenigen, die noch einen Absacker zu sich nahmen oder denen, die vorglühten.

Auf der linken Seite hing ein großer Flachbildschirm an der Wand und die Tische davor, sowie die Hälfte des Tresens war hauptsächlich bevölkert von Männern, die die Übertragung eines Rugbyspiels verfolgten. Rugby. Eine Sportart, die ich schon immer verabscheut hatte. Allerdings waren mein Vater sowie mein älterer Bruder David große Fans, was bedeutete, dass sie regelmäßig die Spiele im TV verfolgten, und damit meine ich nicht nur die US-Spiele, sondern auch die anderer Länder, wenn sie nicht gerade live im Stadion waren. Zum Glück kam ich mehr nach meiner Mutter, die sich lediglich fürs Schwimmen und für Tennis begeistern konnte. Ich hingegen war eine passionierte Läuferin. Da konnte ich abschalten und auch Dampf ablassen. Früher bin ich immer durch unsere Nachbarschaft in Dallas gelaufen und nun lief ich am Strand von Perth entlang. Was gab es Besseres als den Sand unter den Füßen und zwischen den Zehen zuspüren? Und das beruhigende Rauschen des Meeres, gepaart mit einer frischen Brise, die immer wieder Strähnen aus meinem Pferdeschwanz zupfte? Für mich gab es nichts Entspannenderes. Ich liebte es am frühen Morgen joggen zu gehen, wenn die Nachbarschaft noch friedlich schlief. Hier und da bellte mal ein Hund, aber darauf achtete ich kaum noch. Mein iPod leistete mir gute Dienste. Einfach die Stöpsel in die Ohren, Ed Sheeran oder Taylor Swift einstellen und los ging es. Ansonsten verrenkte ich mich noch regelmäßig beim Yoga und ging etwa dreimal die Woche schwimmen. Das sollte an Sport reichen. Meine Arbeit in der Bar, also das ganze hin- und her gerenne zwischen den Tischen, der Theke und der Küche, war ebenfalls eine Art Training.

Mit dem Tablett voller Bier und Cola machte ich mich auf den Weg in den rechten Teil der Bar, wo sich mehrere Nischen und Tische befanden, genauso wie zwei Billardtische. An der Wand hing eine Dartscheibe, die aber nicht in Benutzung war. Da es noch recht früh am Abend war, also für die Leute, die feiern wollten, war nur ein Billardtisch belegt. Ich schlängelte mich zwischen den Tischen hindurch und verteilte die Getränke an einem runden Tisch. Vier junge Männer Anfang zwanzig und zwei weibliche Begleiterinnen warteten schon sehnsüchtig auf ihre Getränke. Einer der Typen, ein blondes schlaksiges Bürschchen mit strahlend blauen Augen und einer leicht schiefen Nase, stierte dermaßen auf meine Brüste, dass ich schon erwartete ihm würden jeden Moment die Augen herausfallen. Wie ich solch offensichtliches Gaffen hasste, denn ich fühlte mich immer wie bei einer Fleischbeschau. Okay, die Kleidung die wir tragen mussten, lud geradezu dazu ein zu starren, aber musste es so offensichtlich sein? Das rote Tanktop und die hellblauen Jeanshotpants schmiegten sich an meinen Körper wie eine zweite Haut und zeigten mehr als sie verbargen. Und das der liebe Gott bei mir sehr großzügig mit der Verteilung der Oberweite gewesen war, bescherte mir immer ein ordentliches Trinkgeld, über das ich mich ganz sicher nicht beschweren würde. Allerdings konnten einige Männer bei der eindeutigen Präsentation nur schlecht die Hände bei sich behalten, was ich meistens mit ein paar deftigen Worten abtat. Falls das nicht fruchtete sagte ich einfach Kyle, dem Besitzer der Bar, Bescheid und der ging dann für ein persönliches Gespräch an den Tisch.

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