Nica
OH.MEIN. GOTT.
Greg hatte den Unbekannten geschlagen. Sein linkes Auge schwoll schon langsam zu. Ich stellte mich vor ihn und begutachtete sein Gesicht. „Oh mein Gott, du blutest ja." Eine dünne Spur rann von seiner Augenbraue seine Wange hinab. Da war ein übel aussehender Cut in seiner Braue. Das musste wahrscheinlich genäht werden. Er betastete vorsichtig seine Wange und arbeitete sich weiter nach oben vor. „Nicht anfassen", sagte ich und eilte so schnell ich konnte hinter den Tresen, um ein frisches Wischtuch zu holen, welches ich noch schnell anfeuchtete, ehe ich zu ihm zurückkehrte. Ich half ihm, sich auf einen Barhocker zu setzen. „Das wird jetzt sicher wehtun."
Er nickte nur stumm den Kopf und beobachtete mein Gesicht, während ich so behutsam wie möglich über und um die Wunde herum tupfte. Nur einmal zuckte er kurz, ansonsten biss er die Zähne zusammen. Ganz nach dem Motto: Ein Indianer kennt keinen Schmerz! EinenSpruch den ich nie verstanden hatte. Wieso sollten Indianer keinen Schmerz kennen?
Sobald die Wunde gesäubert war zog ich meine Hand zurück und scannte sein Gesicht nach weiteren Verletzungen, aber außer am linken Auge schien er unversehrt. Suki stellte den kleinen Verbandskasten neben seinem rechten Arm auf den Tresen und ich nickte ihr dankbar zu. „Sieht aus, als müsste der Riss genäht werden", merkte sie an und lehnte sich ein wenig vor, um den Cut begutachten zu können.
„Quatsch! Das muss nicht genäht werden. Ist nicht das erste Mal, dass ich einen Cut in der Augenbraue habe", erklärte der Verletzte und wackelte demonstrativ mit den Brauen, um uns zu zeigen, dass alles in Ordnung war, was allerdings nur dazu führte, dass neues, frisches Blut aus der Wunde floss.
Ich legte meine Hände an seine Wangen und hielt seinen Kopf still. „Hey, hör' auf damit. Wenn du so weitermachst hört es nie auf zu bluten." Ergeben senkte er den Blick und nickte zustimmend. Erneut nahm ich das feuchte Tuch zur Hand und tupfte noch einmal die Wunde ab.
„Woher willst du wissen, dass der Cut nicht genäht werden muss? Du hast doch noch gar nicht gesehen, wie du aussiehst", fragte meine Freundin und reichte mir ein Pflaster.
„Ich mache seit dem ich sieben Jahre alt bin Kampfsport und hatte daher schon des öfteren Cuts hier und da. Auch an der Augenbraue und bisher musste noch nie einer davon genäht werden." Seine Antwort klang nicht sehr überzeugend. Eher so, als wollte er sich selbst einreden, dass es nicht so schlimm war, wie es den Anschein hatte. Männer und Ärzte oder Krankenhäuser. Sie waren die reinsten Weicheier. Der heiße Unbekannte war da anscheinend keine Ausnahme.
Von meinem Standpunkt aus, also direkt vor ihm, sah es wirklich unschön aus. Der Riss zog sich einmal quer durch seine Augenbraue. Mit zusammen gepressten Lippen schüttelte ich den Kopf. „Einmal ist immer das erste Mal und glaube mir, es sieht wirklich übel aus."
Er verzog seine vollen Lippen zu einem Schmollmund, den ich am liebsten sofort geküsst hätte. An dieser prallen Unterlippe konnte man sicher hervorragend knabbern und saugen. Oh Gott, Nica, hör auf dich gedanklich auf ihn zu stürzen. Dieser verdammt gut aussehende Mann – ja, selbst mit einem zugeschwollenen Auge sah er noch zum Niederknien aus – war verletzt und hatte mit Sicherheit Schmerzen. „Ich gehe nicht ins Krankenhaus!", murmelte er und klang dabei wie ein trotziges Kind.
„Ich hole dir mal etwas Eis für die Schwellung", erklärte ich und entfernte mich eilig von ihm, ehe ich ihn wirklich noch ansprang.
Kyle beförderte, zusammen mit unserem Stammgast Garreth, einem etwa fünfzig Jahre alten Busfahrer, die Störenfriede aus der Bar. Während Garreth Brody und Mitch vor sich herschubste, zog Kyle den verletzten Greg vom Boden hoch, schlang sich einen seiner Arme um die Schulter und brachte ihn ebenfalls hinaus. Ich hörte noch, wie er anbot einen Krankenwagen zu rufen, denn Gregs Nase schien gebrochen zu sein und das Blut tropfte wie aus einem defekten Wasserhahn, aber alle drei Männer lehnten dieses Angebot wutentbrannt ab. Selbst Schuld!
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Versprochen ist Versprochen
عاطفيةDominica Masterson ist ans andere Ende der Welt geflohen, um einer arrangierten Ehe zu entkommen, die ihr Vater vor zwanzig Jahren für sie ausgehandelt hat, um seinen geschäftlichen Einfluss und sein Vermögen zu vermehren. Als sie bereits seit neun...