Kapitel 8

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Nica


Stöhnend rollte ich mich auf den Rücken und legte den rechten Arm über meine Augen, denn so viel Helligkeit konnte ich in dem Moment nicht ertragen. In meinem Kopf hämmerte es, als wären da drinnen Straßenbauarbeiten im Gange. All der Wein und die Tequila Shots am Abend waren eindeutig nicht gut gewesen. Wein und Tequila vertrugen sich ganz und gar nicht. Mein Magen knurrte so laut, dass ich befürchtete Suki könnte es noch gegenüber in ihrem Zimmer hören. Wieso hatte ich denn Hunger, immerhin hatten wir all meine Einkäufe an Süß- und Knabberkram vernichtet während wir uns gegenseitig die Nägel lackiert und ich Suki ein paar grelle pinke Strähnchen ins Haar gezaubert hatte? Wie spät war es überhaupt? Noch ehe ich den Kopf zum Wecker drehen konnte ertönte die Klingel. An der Haustür wohlgemerkt. Ich runzelte die Stirn und fragte mich, wer bei uns klingeln sollte, als erneut dieser schrille Ton durch die Wohnung echote. Da Suki, immer wenn sie zu tief ins Glas geschaut hatte, so tief und fest schlief wie ein Stein, war klar wer die Tür öffnen musste, also warf ich die Decke zur Seite und quälte mich stöhnend und zischend aus dem Bett. Verdammt, brummte mir der Schädel. Meine Augenlider schienen zentnerschwer zu sein und es fiel mir schwer sie offen zu halten. Kurz drehte sich alles um mich herum und ich blieb still stehen um den Schwindel zu überstehen.

Langsam bahnte ich mir dann den Weg aus meinem Zimmer und die wenigen Schritte hinüber zur Wohnungstür. Ohne durch den Türspion zu spähen öffnete ich die Tür und blickte in das freundliche Gesicht unserer Nachbarin Mrs. Moxley. Lilo bellte auch zur Begrüßung und sprang an meinen Schienbeinen empor.

„Oh, ich wollte dich nicht wecken. Ich dachte Ihr hattet gestern frei", begann Mrs. Moxley sich sofort zu entschuldigen und blickte etwas beschämt drein.

„Hatten wir auch, aber wir haben bei unserem Mädelsabend etwas zu tief ins Glas geschaut", murmelte ich und hockte mich hin, um Lilo zu streicheln.

Ein Lächeln breitete sich auf dem Gesicht unserer Nachbarin aus. „Ahh...das ist schön. Ich hoffe Ihr Mädels hattet Spaß. Ich hätte auch nicht gestört, aber Lilo scheint heute besonders dringend ihr Geschäft erledigen zu müssen. Sie drehte ganz unruhig Kreise vor der Tür und es sah so aus, als würde sie es jeden Moment laufen lassen."

„Drückt die Blase so doll, Süße", fragte ich an den Hund gerichtet und erhob mich wieder. „Gib mir eine Minute damit ich mir etwas anderes anziehen kann, ja?!"

Als hätte sie mich verstanden bellte Lilo und auch Mrs. Moxley stimmte zu und sagte, dass sie beide im Flur warten würden.

Ich schloss schnell die Tür und huschte zurück in mein Zimmer, wo ich mir das graue Tanktop und die schwarz-weiß karierte Schlafshorts abstreifte. Auf der schmalen eichefarbenen Kommode neben dem Fenster lagen noch meine Laufklamotten vom Vortag: der rote Sport-BH, das hellgrüne Top und die schwarzen Shorts. Eilig schlüpfte ich hinein und schlich dann ins Badezimmer, um mir etwas kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen und die Zähne zu putzen.

Bewaffnet mit einer kleinen Wasserflasche trat ich wieder hinaus auf den Flur und nahm die Leine von Mrs. Moxley entgegen. „Na dann los, Lilo!"

Nachdem der Hund sich erleichtert hatte liefen wir langsam und gemächlich los. Mit dem Brummschädel war kein Sport möglich, daher blieb es nur bei einem gemütlichen Morgenspaziergang. Lilo schnüffelte an jedem Laternenmast und jedem Baum, der unseren Weg kreuzte. Ihre Art von Zeitung lesen. Ich gab ihr die Zeit, denn die frische Luft tat mir gut. Da ich mir noch schnell einen Geldschein eingepackt hatte besorgte ich ein paar frische Brötchen, ehe wir wieder nach Hause gingen.

Als ich die Wohnung betrat war es immer noch totenstill. Lediglich Scooby kam zu mir in die Küche geschlendert und ich gab ihm sein Frühstück, ehe ich Kaffee kochte. Ein Blick auf die Digitalanzeige am Herd zeigte mir, dass es erst neun Uhr war. Wann waren wir ins Bett gegangen? Um zwei oder halb drei? Kein Wunder das Suki sich noch nicht regte. Sie brauchte ihre acht Stunden Schönheitsschlaf. Noch etwas worum ich sie beneidete. Wann hatte ich das letzte Mal acht Stunden am Stück geschlafen? Nach meiner ersten Abendschicht in der Bar, da all das Rumgerenne und Servieren neu für mich waren. Die Muskeln in meinen Beinen und vor allem meine Füße hatten so sehr geschmerzt, als wäre ich einen Marathon gelaufen. Ansonsten schlief ich selten mehr wie sechs Stunden pro Nacht. Keine Ahnung warum. Mein Körper schien nicht mehr Erholung zu brauchen.

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