Kapitel 22

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Ryland

Die Stille im Raum war ohrenbetäubend. Fassungslos saß ich auf dem Hocker und starrte meine Schwester an. War mir nur allzu bewusst, welche Bombe ich gerade hatte platzen lassen. Xander und Gunner schienen sich der Tragweite der Situation ebenso bewusst zu sein, denn sie schwiegen beharrlich und sahen zwischen Fynnia und mir hin und her.

„Was machst du hier", fragte ich so ruhig wie möglich ohne sie aus den Augen zu lassen.

„Ich wollte nur schnell duschen und dann mit David zu Abend essen gehen", gab sie zurück und straffte ihre Schultern. Ihre Arme hingen schlaff an den Seiten herunter, die Hände waren zu Fäusten geballt. „Aber kaum hatte ich die Tür geöffnet, da höre ich diese ungeheuerliche Geschichte." Langsam kam sie auf mich zu, schien ihre Tasche, die immer noch auf dem Boden lag, völlig vergessen zu haben. „Ist das wahr oder hast du dir die Geschichte ausgedacht, um einen Grund für deinen Aufenthalt am anderen Ende der Welt zu haben?"

Verständnislos schüttelte ich den Kopf und wandte den Blick von ihr ab. „Denkst du echt, ich würde mir so etwas Krankes einfach ausdenken? Ich dachte echt, dass du mich besser kennst."

Einen Moment lang stand sie einfach nur neben mir und ich konnte ihren Blick förmlich auf mir spüren. Dann ließ sie sich neben Xander auf das Sofa plumpsen und seufzte tief und unüberhörbar auf. „Ich verstehe das nicht. Wieso sollten Mum und Dad dich mit einer fremden Frau verheiraten wollen?"

„Geldgier? Machtgeilheit?" Gunner schnaubte verächtlich und verschränkte die Arme vor der Brust.

Fynnia warf ihm einen wütenden Blick zu, doch er ignorierte sie einfach.

„Ein Zusammenschluss beider Firmen würde an den Börsen einschlagen wie eine Bombe und das Privatvermögen beider Familien in beträchtlichem Maße erhöhen. Wahrscheinlich könnte sich Bill Gates dann warm anziehen." Xander betrachtete die Dinge oft aus der geschäftlichen und finanziellen Sicht, während Gunner die emotionale Seite betrachtete. Genau wie ich!

„Das kann man doch aber auch machen ohne seine Kinder dafür zu verkaufen", fand Fynnia und schnaubte.

„Sag' das mal Eurem Vater", warf Gunner ein und schnappte sich eine neue Flasche Bier. „Dem war das anscheinend nicht klar, als er den Deal eingegangen ist."

„Und wieso ausgerechnet du und nicht ich? Ich meine, nicht das ich mit dir tauschen möchte, aber haben die Männer früher nicht immer ihre Töchter zwangsverheiratet?"

„Hat doch der alte Masterson getan. Er hat seine Tochter verkauft. Und Ryland ist in diesem Fall wohl so etwas wie der Thronfolger in Eurer Familie."

Nach einigen Sekunden nickte Fynnia nur, sagte aber ansonsten kein Wort.

Wenn das Thema nicht so brisant gewesen wäre, dann hätte ich den Schlagabtausch zwischen meiner Schwester und einem meiner besten Freunde genossen, aber so war es einfach nur ätzend. Ich fuhr mir mit den Fingern durchs Haar und zog leicht daran. Genau das hatte Nica noch am Tag zuvor getan, als ich sie in meinem Bett mit dem Mund zweimal zum explodieren gebracht hatte. Und wie gut hatte es sich da angefühlt, als sie an meinen Haaren gezogen hatte, mich dichter an ihre heiße, feuchte und geschwollene Mitte gepresst hatte. Bei dem Gedanken an sie, zog sich mein Herz sofort zusammen. Ich vermisste sie. Wünschte mir nichts mehr, als sie genau in diesem Moment in meinen Armen halten und küssen zu können. Die Vorstellung, dass sie mich verabscheuen würde, sobald sie die Wahrheit erfuhr, war wie eine kalte Dusche und ließ mich erschauern. So durfte das auf gar keinen Fall enden zwischen uns. Das würde mir das Herz brechen.

„Ganz Unrecht hat Fynnia nicht. Wenn wir mal ehrlich sind, dass sind die Mastersons unbestritten reicher und einflussreicher als die Dixons. Also eigentlich hätte Euer Vater schon seine Tochter anbieten müssen. Jedenfalls hätte man das früher so gemacht." Xander nahm sich ein paar Chips und stopfte sie sich achtlos in den Mund.

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