Ein ganz normaler Tagesanfang

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Es ist früh. Sehr früh. Ich höre ein lautes, störendes Klingeln in meinem Ohr. Es ist der Wecker. ,,Jaan'', trällerte es von unten. ,,Jan!", schrie es von unten, doch nicht mehr so nett, wie beim ersten mal. ,,Jan? Du müsst aufstehen. In einer Viertel Stunde musst du zur Schule!", schrie es wieder. Das hörte sich schwer nach meiner Schwester an. Waaaaaas? Schon so spät? Ich öffnete meine Augen. Die Sonne schien mir ins Gesicht. Schnell schwung ich meine Beine übers Bett. Ich lief ins Badezimmer. In Lichtgeschwindigkeit putzte ich mir die Zähne und wusch mir durchs Gesicht. Ich lief zurück in mein Zimmer und riss das erstbeste aus dem Schrank, was mir entgegen kam. Ok nur noch schnell das Brot reinziehen. Ich rannte die Treppe runter. ,,Pass auf, dass du nicht fällst, rief mir meine Schwester Carolin zu.

,,Wo ist denn...?" Bevor ich denn Satz zu Ende bringen konnte, sprang mich mein Hund Balloo von der Seite an. ,,Balloo?", führte ich meinen Satz zu Ende. Wird Zeit mal meine Familie vorzustellen. Ich heiße Jan und bin 14 Jahre alt. Ich lebe mit meiner Familie, die noch aus meiner Schwester Carolin und aus meinem Hund Balloo besteht, abgelegen irgendwo in Amerika nahe eines Waldes. Ich habe braune, verwuschelte und viel zu lange Haare und braune Augen. Meine Schwester dagegen, war ein süßer kleiner Engel. Blonde,lockige Haare, blaue Augen, der geborene Engel, das Gegenteil von mir, doch ich mochte sie sehr. Ich will es mal so sagen, wir ergänzen uns. Meine Eltern sind vor ein paar Jahren gestorben. Meine Schwester sorgt dafür, dass ich immer rechtzeitig zur Schule komme und kümmert sich die meiste Zeit um den Haushalt und ich, als Gegenleistung, beschütze sie. Sie ist zu Lieb um sich zu wehren. Mein Hund ist ein Border-Collie. Er ist schwarz-Weiß gemischt. Ich hatte ihn vor ein paar Jahren in einer Mülltonne gefunden. Er wurde in einer MÜLLTONNE abgesetzt. Eigentlich hatten wir kein Platz und Geld mehr um noch ein Familienmitglied mit durchzubringen, aber ich brachte es nicht übers Herz in da so liegen zu lassen. Also nahm ich ihn mit, er war ausgehungert, schmutzig und noch so klein, doch wir haben uns gut um ihm gekümmert und heute sieht man gar nicht mehr, dass er mal ein Straßenhund war. Meine Schwester hat große Ähnlichkeit mit meiner Mutter. Ich ähnele er meinem Vater. Hier am Waldrand ist es sehr einsam. Da wir nicht genug Geld haben, um uns genug zu essen zu kaufen, gehe ich morgens, sobald ich meine Schwester zur Schule gebracht habe, erstmal im Wald jagen. Das erzähle ich meiner Schwester nicht, weil sie Geheimnisse nicht so gut für sich behalten kann und da das jagen hier verboten ist...

Den Rest könnt ihr euch ja denken. Ich habe Glück, dass mein Unterricht immer anderthalb stunden später anfängt. So kann ich uns immer morgens was jagen. Gemüse und Getreide baue ich selber an. Hier am Waldrand haben wir nur eine Familie als Nachbarn, sie sind auch zu arm um wie alle anderen in der Stadt zu wohnen. Es sind auch Kinder und sie hat das gleiche Schicksal wie uns getroffen. Sie heißen Tim und Emilia. Emilia ist genauso alt wie meine Schwester. Sie gehen sogar in die gleiche Klasse. Tim ist ein Jahr älter als ich. Aber er geht jeden morgen mit mir zusammen jagen. Emilia und Tim haben ebenfalls einen Hund. Er heißt Toffee. (Emilia hatte sich den Namen ausgesucht) Toffee und Balloo verstehen sich sehr gut. Sie sind Freunde wie ich und Tim oder Emilia und Carolin. Toffee und Balloo kommen immer mit, wenn ich und Tim morgens jagen gehen. Sie wollen uns beschützen und sie bringen uns immer die geschossenen Tiere. ,,Komm Caro. Wir gehen dich zur Schule bringen", rief ich Caro zu. Ich hatte meine Worte kaum zu Ende gesprochen, da kam sie mir schon entgegen. Schuhe angezogen, Jacke angezogen, Ranzen auf dem Rücken. ,,Ok kann's losgehen?", fragte ich, meinen Blick auf Balloo gerichtet, der mich anbettelte ihm was zu Essen zu geben. Sie nickte. Wir gingen aus dem Haus und klopften nebenan bei Tim und Emilia. Sofort kam Toffee herausgelaufen und Balloo und er liefen ein Stück zusammen vor. Dann kam Emilia raus und Carolin und sie fingen sofort an zu reden. ,,Geht schon mal ein Stück vor", sagte ich zu Carolin und Emilia. Sie guckten sich kurz an und nickten. Sie liefen zu Toffee und Balloo. Tim schaute mich an und fragte:,,Gehen wir heute jagen?" Ich bejahte. Wir schauten uns noch kurz an und wechselten ein paar besorgte Blicke. Wir wissen nämlich genau was passiert, wenn wir erwischt werden.

Aber dieses Risiko gehen wir ein, um am Leben zu bleiben. Wir gingen mit Emilia und Carolin bis zur Ecke und fragten dort, ob sie von hier die Schule alleine finden. Sie schauen sich kurz an und nicken. So fängt eigentlich jeder Tag aufs neue an. Emilia und Carolin gehen weiter bis zur Schule und Tim und ich gehen im Wald jagen, damit wir wenigstens annähernd nicht verhungern.

Sie sagen, aus dem Nebel gibt es kein zurückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt