Kapitel 4: Lichtenmarkt

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Ich laufe über die Brücke an einigen kleinen Wachtürmen vorbei und gucke kurz über das Geländer runter zu den königlichen Maislanden. Ab und zu kommen mir Arbeiter mit Fisch und Obst in Kästen und auch einige Carja-Soldaten entgegen. Nach kurzer Zeit stehe ich an der Kreuzung. An den Seiten des Weges stehen überall Händler und einige Gänse und Wildschweine laufen mir über den Weg. Es tut gut mal wieder raus aus der Stadt zu sein.

Im Norden geht es nach Steilklippen, im Osten in das Meridian-Dorf und im Westen nach Lichtenmarkt. Ich gehe also nach Westen über eine steinerne Brücke. An den Seiten stehen Wagen mit Maissäcken und auch einige Fässer und Kästen und an der Mauer stehen Fahnen in den Farben der Sonne.
Als ich von der Brücke runter bin, laufe ich an einer steilen Klippe entlang. Palmen ragen über die Schlucht und ein Wasserfall fällt die Klippen hinunter. Links von mir sehe ich den Palast des Königs und Meridian, die sich immer weiter von mir entfernen.

Während ich da so über die Holzbrücke laufe, die über einen kleinen Fluss geht, denke ich darüber nach, ob ich denn so schnell jemanden finden würde, der das alles mit mir bestreiten würde und der mich auch versteht und sich auch mit mir anfreundet. Ich möchte ja auch Spaß haben und was erleben. Kann auch eine Frau sein, wenn sie gut im jagen ist.

Nach kurzer Zeit komme ich an einer weiteren steinernen Brücke an, welche über einen etwas breiteren Fluss führt. Ich höre schon die Stadt, es kann nicht mehr weit sein. Das letzte Mal, als ich diesen Weg entlang gelaufen bin, war ich 15. Daran kann ich mich kaum noch erinnern. Doch da der Weg fast nur geradeaus geht, ist es nicht schwer Lichtenmarkt zu finden. Ich gehe also über den zum Glück trockenen Weg, da er sonst wahrscheinlich sehr matschig wäre. Ich bin normalerweise nur gepflasterte Wege gewohnt. Nach gerade mal ein paar Schritten sehe ich schon das Tor. Lichtenmarkt, ich habe es geschafft. Ich renne schon fast weiter, durch das Tor, das von zwei Wachen bewacht wird, bis ich vor den ersten Gebäuden stehe.

Es ist noch nicht so viel los, aber die kleine Kneipe hat schon offen. Da habe ich schon vor 3 Jahren mal was gegessen. Ich gehe setze mich draußen an einen der Holztische. Das Wetter ist mal wieder herrlich, kaum eine Wolke ist am Himmel zu sehen. Nach kurzer Zeit kommt jemand zu mir an den Tisch. "Guten Morgen, was möchten sie trinken?". Die Kellnerin hält etwas zum schreiben bereit und wartet auf meine Antwort. "Eeehm, was haben sie denn so für Säfte?", frage ich sie. "Wir haben Orangensaft, Tomatensaft, Bananensaft, Apfelsaft und Traubensaft". "Dann nehme ich den Apfelsaft und zu Essen hätte ich gerne zwei Scheiben Maisbrot mit Orangenmus". "Gerne", sagt sie und schreibt die letzte Bestellung auf ihr Papier. Es dauert nicht lange und ein weiterer Kellner bringt mir meinen Saft.

Während ich ihn trinke gucke ich mich ein bisschen um. Hinten am kleinen Hafen stehen ein paar Händler. Dort könnte ich mir nachher noch etwas holen. Genug Metallscherben habe ich ja eingepackt. Auf der anderen Straßenseite steht ein etwas größeres Haus mit einem Garten davor, in dem einige Arbeiter arbeiten. Dort scheinen Adelige zu leben. Ich wünschte ich wäre hier aufgewachsen. Dann wäre ich viel näher an der Natur und hätte es viel leichter gehabt schon früher meinen Traum zu erfüllen. "Hier ihr Maisbrot", die Kellnerin reißt mich aus meinen Gedanken. "Danke", sage ich und blicke auf mein Essen. Es sieht wirklich gut aus.

Meine Mutter hat auch manchmal Maisbrot zum Frühstück gemacht. Mir schießen viele Erinnerungen mit ihr durch den Kopf. Ich versuche mich abzulenken doch es geht nicht. Immerzu muss ich an sie denken, wie sie mich hat gehen lassen. Ich vermisse sie jetzt schon, obwohl sie enttäuscht von mir ist. Doch sie liebt mich über alles und bereut jetzt schon sich nicht von mir verabschiedet zu haben, da bin ich mir sicher.

Nachdem ich mein Maisbrot aufgegessen habe, bezahle ich an der Theke, nehme alle meine Sachen und gehe in Richtung Hafen. Ich gehe an dem großen Haus mit dem Garten vorbei und laufe über eine Holzbrücke. Über eine sehr breite Rampe geht es hoch zu dem Hafen. Als ich da oben stehe, sehe ich mich nach den Händlern um. Direkt neben mir ist ein Händler, der Lebensmittel verkauft. Ich gucke in meine Tasche und gucke, was ich brauchen könnte. Heute Abend könnte ich mir Fisch braten, überlege ich mir und entscheide mich, eine Forelle zu kaufen, jedoch erst heute Abend, da sie dann noch schön frisch ist und ich über den Tag keine Möglichkeit habe, sie zu kühlen. Ich gehe näher an das Wasser und laufe dort weiter den Hafen entlang.

Dann sehe ich etwas, das ich hier nicht erwartet hatte. Ein Waffenhändler? In so einer kleinen Siedlung? Ich gehe sofort dorthin und gucke mir seine Waren an. Bögen, Lanzen, Pfeile; es ist wie das Paradies. Hier kann ich mir direkt alles holen, was ich brauche. Und die Qualität scheint wirklich gut zu sein. Ich habe einen bestimmten Bogen ins Visier genommen: Ein hölzerner Griff mit dunkelrotem Leder umwickelt. Die Seiten sind aus Metall und er sieht wirklich stabil aus.
"Was können sie mir über diesen Bogen sagen?", frage ich den Händler, der mich bisher noch gar nicht bemerkt hat und zeige auf den Bogen. "Der hier? Ooh, das ist ein Jägerbogen, Mädchen. Birkenholz und Verstärkungen durch stabiles Metall, feste Bogensehne, 4 und 1/4 Fuß lang, verziehrt mit Federn in den Farben der Sonne und Schnitzereien. Ein typischer Carja-Bogen. Einer meiner besten und neuesten. Alle Waren habe ich selbst hergestellt", sagt er und klingt dabei ziemlich stolz. Ich gucke ihn ungläubig an. Auf dem Tisch und auch hinter ihm liegen bestimmt 5 Dutzend Waffen aller Art. Die kann er unmöglich alle selbst hergestellt haben. "Du glaubst mir nicht?". Er scheint meinen Blick bemerkt zu haben. "Ich kann dir gerne meine Werkstatt zeigen, wenn du willst. Aber nur, wenn du dieses Prachtstück auch kaufst, anstatt es nur zu bewundern", sagt er lachend und nimmt den Bogen in die Hand. Plötzlich schießt mir eine Idee durch meinen Kopf.
"Hast du Erfahrung mit Kämpfen, Jagen und dem ganzen Kram?", frage ich ihn. "Machst du Witze? Ich habe bis vor drei Jahren in der Armee des Sonnenkönigs gedient, habe die große Schlacht von Meridian miterlebt. Ich kämpfe schon mein halbes Leben lang und habe eine gute Ausbildung hinter mir. Was denkst du, wie ich weiß, wie man fähige Waffen herstellt?".

Er könnte der richtige sein. Er hat alles was ich brauche und sogar noch mehr, als ich mir erhofft hatte. Er könnte mir außerhalb der Erfahrung sogar noch sehr gute Waffen bieten. Ich muss es versuchen. So eine Chance bekomme ich vielleicht nicht noch einmal.

"Na gut", sage ich,"ich kaufe ihn". "650 Metallscherben bitte", ich krame meinen Scherbenbeutel heraus und gebe ihm die Scherben. "Vielen Dank", sagt er und wirft die Scherben in eine kleine Holzkiste, "wenn ich heute Abend Schluss mache und meinen Stand schließe, können wir uns bei meinem Haus treffen. Es ist das Haus, das vor den beiden Brücken an der Weggabelung steht. Triff mich da bei Sonnenuntergang, dann kann ich dir alles zeigen". "Ich werde kommen! Bis dann", verabschiede ich mich. Er nickt mir zu und wendet sich wieder seiner Arbeit zu.

Ich kann mein Glück kaum fassen. Jetzt hoffe ich nur noch, dass er "ja" sagt. Er wäre der perfekte Lehrer. Genau der, den ich gesucht habe. Jetzt muss ich nur noch bis Sonnenuntergang warten.

Carja Outlander - Horizon Zero Dawn FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt