Ich warte auf den Sonnenuntergang. Lange kann es nicht mehr dauern, dann kann es sein, dass es erst richtig losgeht.
Ich sitze hier auf einer Brücke und halte meine Füße in den Fluss. So etwas hätte ich in Meridian nie machen können. Erstens gibt es nur einen angelegten Teich und ein paar Brunnen, und zweitens wäre es "für eine Adelige zu unanständig" so etwas zu tun. Ich bin froh, dass ich hier bin. Und auch wenn der Waffenhändler möglicherweise nicht mein Lehrer werden will, werde ich nicht aufgeben, bis ich ihn, oder vielleicht auch sie, gefunden habe.Ich gucke nach Westen. Die Sonne geht langsam unter und der Himmel und die Wolken färben sich orange-rot. Endlich ist es soweit. Ich bin aufgeregt. Der Händler weiß natürlich noch gar nichts davon, was ich ihn gleich fragen werde. Aber ich habe große Hoffnung darauf, dass er 'ja' sagt. Er würde mir damit meinen Traum erfüllen.
Ich wende meinen Blick von dem Sonnenuntergang ab und stehe auf, um zum von dem Händler beschriebenen Haus zu gehen. Ich nehme meine Tasche und meinen neuen Bogen, laufe über die zweite Hälfte der Brücke und schaue mich um. Er hat gesagt, es sei das Haus, welches an der Weggabelung steht. Rechts von mir sehe ich schließlich das Haus. Es ist relativ groß, hat eine Treppe nach oben und im unteren Stockwerk vermute ich seine Werkstatt, von der er gesprochen hatte. Ich rücke meine Tasche auf meinen Schultern zurecht, gehe die Holztreppe zur Haustür hinauf und klopfe.Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Die Tür öffnet sich und hinter ihr steht der Waffenhändler.
"Schön, dass du gekommen bist. Komm doch rein", begrüßt er mich mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht. "Danke", sage ich und trete über dir Türschwelle in sein Haus. Er schließt die Tür hinter mir.
Das Haus ist komplett aus Holz, ganz anders als bei uns in Meridian. Ich sehe mich im Raum um. Direkt gegenüber von der Haustür ist eine weitere Tür, die vermutlich auf eine Art Terrasse führt. In der hinteren linken Ecke steht ein großes Bett mit roten und weißen Bezügen und ein kleiner Holzschrank mit einer Lampe und einem Tonkrug darauf. In der Mitte ist eine Holzstütze, die das Dach hält. Im rechten Teil des Raumes ist der Essbereich. Ein Sitzplatz, ein Holztisch und ein großer Schrank mit Besteck und Lebensmitteln darin. Es ist zwar kleiner als mein Haus, aber doch sehr gemütlich und für den Lebensstandard hier in Lichtenmarkt vielleicht sogar etwas luxuriös."Gefällt es dir?", fragt mich der Händler, der mich wohl die ganze Zeit angesehen hat, während ich das Haus betrachtet habe. "Ja, es ist sehr gemütlich", antworte ich. "Wie heißt du eigentlich?", er hat sich an die Stütze gelehnt und die Arme verschränkt. "Batok. Und dein Name ist?". "Reeve", antworte ich. Eine kurze Zeit herrscht Stille und ich versuche seinen Blick zu meiden. "Du wolltest meine Werkstatt sehen, richtig? Komm mit, dann kann ich sie dir zeigen", sagt Batok und läuft neben mir vorbei durch die Haustür. Ich folge ihm und schließe die Tür hinter mir. Wir laufen die Treppe runter und unten angekommen, geht er um das Haus herum und winkt mir zu, dass ich ihm folgen soll. Er nimmt einen Schlüssel aus seiner Tasche und öffnet eine Tür, die in das untere Stockwerk führt.
"Willkommen in meiner Werkstatt", sagt er und lässt mich hinein.Er hat nicht gelogen. Er hat wirklich eine riesige Werkstatt. Überall hängen und liegen Waffen aller Art, Werkzeuge und Metall- und Holzstücke. Ich würde mir am liebsten von allem was mitnehmen. Batok schließt die Tür hinter mir.
"Das mache ich schon eine ganze Weile. Ich hatte nie eine Ausbildung zur Waffenherstellung, aber irgendwie scheine ich es zu können. Bin halt ein Naturtalent", sagt er mit einem stolzen Ton. "Darf ich mal halten?", ich zeige auf eine Lanze, die mir direkt ins Auge gefallen ist. "Klar, probier sie nur aus", sagt er. Noch während ich die Hand zur Lanze ausstrecke, höre ich plötzlich ein lautes Schnaufen. Es kam von draußen.
"Was um Himmels Willen war das?", frage ich Batok und klinge dabei leicht ängstlich. "Keine Sorge, das war nur mein Stürmer. Der tut dir nichts". Ich stehe sprachlos da. "Dein Stürmer? Was soll das denn heißen? Hast du etwa eine Überbrückung?". Er dreht sich um und zeigt auf einen Haufen Waffen. Tatsächlich. Zwischen einem Bogen und einigen anderen Waffen liegt eine rote Lanze, an der eine Überbrückung befestigt ist. "Wow das ist unglaublich! Wie hast du dir bekommen? Wie funktioniert sie? Kannst du mir es mal zeigen?". "Ganz langsam, Reeve. Zu viele Fragen auf einmal. Wie wäre es, wenn ich sie dir erstmal zeige?", sagt er. Ich nicke ihm zu und habe dabei ein breites Lächeln im Gesicht. Wir gehen zusammen aus der Tür heraus, aus der wir gekommen waren und gehen hinter das Haus. Dort befindet sich tatsächlich ein kleiner eingezäunter Bereich, in dem zwei Maschinen stehen. Ein Stürmer und ein Läufer. Der Zaun ist erstaunlich niedrig dafür, dass dahinter zwei Maschinen stehen, die Menschen töten können und wir mitten in einem Dorf sind.
"Ich habe sie eigenhändig überbrückt. Ich habe dir ja erzählt, dass ich bei der Schlacht um Meridian gedient habe. Zu Ende der Schlacht habe ich einem der Verderber, den wir erledigt hatten, sein Überbrückungs-Gerät ausgebaut und später an meiner Lanze befestigt. Kurz darauf bin ich nach Lichtenmarkt gezogen und habe mir hier das Leben eines Waffenhändlers aufgebaut", erzählt Batok mir. "Es ist schon spät, hast du schon eine Bleibe? Wenn nicht kannst du vorerst bei mir schlafen". Ich wende meinen Blick von den Maschinen ab. "Nein, ich habe noch nichts". "Dann komm mit rein, ich habe noch ein Bett frei für dich".Wir gehen über die Treppe zurück ins Haus. Batok zeigt mir mein Bett, welches sich in einem kleinen abgetrennten Zimmer befindet und lässt mich alleine. Ich mache mich fertig fürs Bett und kuschel mich unter die Decke.
Was für ein Tag. Weswegen ich hier bin, habe ich noch gar nicht angesprochen. Das muss ich wohl morgen machen.
Ich will unbedingt mal auf einer der Maschinen reiten. Dass er eine Überbrückung hat, habe ich nicht im Entferntesten erwartet. Vielleicht hat er sogar noch eine für mich? Was wird mich wohl morgen erwarten? Der heutige Tag hat einige Überraschungen geboten und meine Reise hat gerade erst begonnen.
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Carja Outlander - Horizon Zero Dawn FanFiction
FanfictionReeve ist eine adelige Carja und lebt in Meridian, doch sie ist nicht wie die anderen. Sie hasst es nur in der Stadt zu sein und will unbedingt das Kämpfen lernen und die Welt erkunden und beschließt Meridian zu verlassen und alles hinter sich zu la...