Ich öffne meine Augen und habe das Gefühl, ich wäre eine Ewigkeit bewusstlos gewesen. Ich liege auf etwas weichem, kuscheligem. Aber noch wichtiger ist: Ich liege in einem mir unbekannten Raum. Ich sehe mich um. Es ist ein kleiner Raum mit hoher Decke, die Wände aus Holz und der Boden aus großen natürlichen Steinplatten, auf denen ein großes Tierfell ausgebreitet ist. In der Mitte steht ein kleiner niedriger Tisch mit einem Hocker daneben. In der Ecke direkt neben mir prasselt ein Feuer in einer Feuerstelle. Ich liege auf einigen Strohsäcken und einem Tierfell, das ich nicht identifizieren kann. An den Wänden hängen überall Maschinenteile von allen möglichen Maschinen. An der Decke hängt ein Kopf eines Donnerkiefers. Wer immer hier wohnt muss ein guter Jäger sein, denke ich mir, und erst jetzt wird mir etwas mulmig. Wer hat mich gefunden und hier her gebracht?
An der Wand gegenüber von mir sehe ich das Oberteil meiner Kleidung, das ich an hatte. Sofort schweift mein Blick an meinem Körper, der nur noch mit meiner Hose und Unterwäsche bedeckt ist. Um meine Taille hat jemand eine breite weiße Bandage gewickelt, die an einer Seite mit etwas Blut getränkt ist. Ich versuche mich aufzurichten und als ich mich bewege durchzieht ein stechender Schmerz meinen Oberkörper an der Stelle, wo die Bandage durch das Blut rot gefärbt ist. Ich schaffe es mich aufzurichten und hin zu setzen.
Wem auch immer diese Hütte gehört, hat mich gerettet und verarztet. Ich kann jetzt nicht einfach abhauen ohne ihn oder sie überhaupt gesehen zu haben und ohne mich bedankt zu haben.Und wie als könnte jemand meine Gedanken lesen, höre ich Schritte von draußen, die sich der Tür nähern. Die Tür öffnet sich und ein junger Mann tritt herein. Er hat eine Rüstung an, an den Schultern mit Fell gepolstert. Er hat ein glatt rasiertes Gesicht und schulter-lange, zu einem Pferdeschwanz zusammen gebundene, dunkelbraune Haare. In seinem Gesicht erkenne ich eine Carja Gesichtsbemahlung und an seinem Rücken einen Bogen und eine lange Lanze.
"Ah, du bist endlich wach", sagt er und schließt die Tür hinter sich, "ich habe uns Essen besorgt und etwas für deine Wunde". Er hält einen großen Fleischklumpen und ein paar Kräuter in der Hand. "Musste ich beim Händler holen. Jagen hätte zu lange gedauert. Er legt all seine Waffen und Taschen in eine Ecke und geht auf das Feuer zu.
"Wer bist du?", frage ich und sehe ihn fragend an.
"Oh, klar, tut mir leid. Hab total vergessen mich vorzustellen. Ich bin Talet, Carja und Jäger. Hab dich heute morgen in der Nähe von Lichtenmarkt gefunden, verwundet. Hab dich mit zu mir genommen und dich verarztet. Darf ich?". Er hält die Kräuter hoch und zeigt auf meine Bandage. Ich nicke. Er wickelt die Bandage ab und drückt die Kräuter auf die Wunde. Ich spüre einen leichten, drückenden Schmerz, der jedoch nach kurzer Zeit wieder verschwindet.
"Du hast Glück gehabt, dass der Stürmer dir keine Rippen gebrochen hat. Übermorgen sollte es dir wieder gut gehen", sagt er und wickelt eine neue Bandage um meine Taille.
"Und wie heißt du?"
"Reeve", antworte ich, "Danke, dass du mir geholfen hast. Wo genau sind wir?"
"In meiner Hütte, ein Stück westlich von Lichtenmarkt".
Er hat das Fleisch auf einen Metallspieß gesteckt und über das Feuer gehängt. Die Hütte füllt sich mit dem Duft gemischt aus Rauch und friscb gebratenem Fleisch. Ich muss so bald ich kann zurück zu Batok. Er wird sich schon Sorgen machen und nach mir suchen. Was habe ich mir nur dabei gedacht so nahe an die Stürmer heran zu gehen? Ich hätte mich schlimmer verletzen können und das mit dem kämpfen erstmal vergessen können. Zum Glück hat Talet mich gefunden und mir geholfen.
Ich merke, dass der Schmerz langsam nachlässt. Talet holt zwei Teller aus einem kleinen Schrank und öffnet eine weitere Tür, welche nach draußen führt. "Komm mit raus, es ist schönes Wetter, um draußen zu essen", sagt er zu mir und lächelt mich an, während er die Tür offen hält. Ich stehe auf und gehe aus der Tür heraus. Ich finde mich auf einem hölzernen Steeg wieder mit einer wunderschönen Aussicht auf den See. Die Sonne ist kurz davor, unter zu gehen und die Wolken haben sich schon leicht rotorange gefärbt. Ich setze mich an einen kleinen Tisch, welcher auf dem Steeg steht. Talet stellt die Teller und Besteck auf den Tisch, geht zurück in die Hütte und kommt nach wenigen Sekunden mit dem Fleisch auf einem großen Tablett wieder, welches er in die Mitte des Tisches stellt und sich dann an den Stuhl gegenüber von mir setzt.
Wir beide beginnen, uns Fleisch von dem großen Klumpen abzureißen und zu essen.
Der Himmel ist nun in allen Farben der Sonne getränkt und die Sonne wird langsam vom See und den Bergen verschlungen. Es ist ein wunderschöner Anblick.Nach einiger Zeit, als wir fertig gegessen haben und den letzten Sonnenstrahlen zugesehen haben, wie sie im See versunken sind, nehmen wir all unsere Sachen und bringen sie in die Hütte.
"Danke", sage ich leise zu Talet, "für alles, was du für mich getan hast".
"Ach kein Problem. Jeder hätte dir geholfen, wenn er dich gefunden hätte. Ich hatte einfach nur Glück und habe dich zuerst gefunden", sagt er mit einem breiten Lächeln.
Ehrlich gesagt, bin ich froh, dass er mich gefunden hat. Nicht jeder hätte sich so um mich gekümmert, wie er es getan hat, und immer noch tut."Hey, komm mit. Ich möchte dir was zeigen", sagt Talet und geht auf dir Tür zu. Ich frage gar nicht nach, und folge ihm einfach durch die Tür. Wir laufen einen kleinen Weg entlang, bis wir vor einem Hügel stehen bleiben, der über all die anderen um sich herum ragt.
"Hier hoch", sagt Talet und zeigt auf eine kleine, mit Holzstämmen gestützte Treppe, die ziemlich selbstgebaut aussieht.
"Habe ich selbstgebaut. Oh, keine Angst, die ist sicher. Bin hier schon tausend mal hoch und runter gelaufen", fügt er schnell hinzu, als er meinen skeptischen Blick sieht. Ich vertraue ihm und laufe hinter ihm die Treppe hoch.
Als wir oben angekommen sind, bietet sich mir ein wunderschöner Anblick. Über der Schlucht auf dem großen Fels trohnt Meridian in der Nacht. Unten in der Schlucht erkennt man die blauen Lichter einiger Maschinen-Herden. Es ist wunderschön. Ich bemerke, dass Talet mich lächelnd ansieht, während ich mich mit offenem Mund in alle Richtungen drehe. Dann bemerke ich den leuchtenden Kopf eines Langahlses hinter den Hügeln im Norden, der sich langsam bewegt. Ich bin sprachlos. Es ist, als gäbe es von hier oben unendlich viel zu entdecken.
Ohne etwas zu sagen, führt Talet mich in dir Nähe von drei Palmen, die auf dem Hügel stehen, und deren Kronen über eine hölzerne Plattform ragen.
"Man hat viel Zeit, wenn man so alleine hier draußen ist", sagt er und geht mit mir auf die Plattform. In der Mitte steht ein großes Bett, ebenfalls aus Holz, mit einer Matratze und einer Decke, mit dem Blick auf Meridian. An den Ecken der Plattform stehen jeweils ein Holzbalken, an denen die vier Ecken eines großen weißen Tuches befestigt sind, das über der Plattform schwebt und das Dach darstellt.
"Du hast das alles selbst gebaut?", frage ich erstaunt.
"Ja, hat eine halbe Ewigkeit gedauert, aber ich hatte Zeit. Und da das der Lieblingsort von mir und meiner Schwester war, habe ich beschlossen ihn gemütlicher zu machen", antwortet Talet und betrachtet sein Werk.
"Deine Schwester?", frage ich vorsichtig, in der Hoffnung sie ist nicht gestorben, sondern nur verreist oder so was ähnliches.
"Gestorben", sagt Talet, "möchte nicht drüber reden".
Warum ist bei jedem, den ich treffe jemand nahe stehendes gestorben? Ich fühle mich total mies ihn das gefragt zu haben und wünschte, ich könnte es rückgängig machen. Die Stimmung scheint vom Dachboden in den Keller gerutscht zu sein.
"Du kannst hier oben schlafen, wenn du nichts dagegen hast. Es ist wirklich angenehm warm während der Nacht. Ist gemütlicher als die Strohsäcke in meiner Hütte".
Ich muss nicht nochmal nachdenken, um mich zu entscheiden.
"Ja, klar", antworte ich.
"Gut, ich lass dich morgen ausschlafen. Du brauchst den Schlaf.", sagt er und sieht auf meine Wunde, die ich schon total vergessen hatte.
"Danke", sage ich, während er sich umdreht um die Treppe hinunter zu gehen. Als Antwort lächelt er mir zu und läuft darauf die Stufen zur Hütte hinunter.Ich ziehe meine Rüstung aus und lege mich in das Bett, und sehe noch ein letztes Mal auf das im Mondlicht strahlende Meridian, bevor ich meinen Kopf auf das weiche Kissen lege und einschlafe.
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Carja Outlander - Horizon Zero Dawn FanFiction
FanfictionReeve ist eine adelige Carja und lebt in Meridian, doch sie ist nicht wie die anderen. Sie hasst es nur in der Stadt zu sein und will unbedingt das Kämpfen lernen und die Welt erkunden und beschließt Meridian zu verlassen und alles hinter sich zu la...