Verlobt

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Nachdenklich saß Katie bei sich zuhause auf dem Bett und starrte einfach nur auf ihre linke Hand.
Das Essen mit ihren Eltern und den Eltern von Jack war bereits seit einer halben Stunde vorbei und sie waren alle schon verschwunden.
Auch Jack, der zu einer Nachtschicht musste.
Somit war Katie allein zuhause und hatte gerade keine Ahnung, was sie eigentlich machen sollte.
Jack hatte sie vor all den anderen gefragt, ob sie ihn heiraten wolle und ohne nachzudenken, hatte Katie ja gesagt.
Vermutlich auch, weil ihre Eltern mit im Raum gewesen waren und sie diese nicht enttäuschen wollte.
Doch im Hinterkopf hatte sie immer noch Michelle.
Immerhin hatte Katie sie nur vor wenigen Stunden geküsst.
Und das nicht nur einfach so.
Katie kannte sie zwar erst eine Woche, doch wusste sie genau, was sie in diesem Moment getan hatte.
Wie soll ich ihr das nur erklären. Sie wird mich hassen.
Tief atmete Katie durch, ehe sie ihr Handy auf den Nachttisch legte und sich wenig später zurück aufs Bett legte.
Die schwarzhaarige schnappte sich eines ihrer Bücher und versuchte noch etwas zu lesen.
Einfach nur um einen freien Kopf vor dem schlafen gehen zu bekommen.
Doch so leicht, war es nicht.
Es dauerte fast drei Stunden, bis sie endlich, einen relativ, ruhigen Schlaf fand und die Nacht durchschlafen konnte.

Früh am nächsten Morgen war Katie bereits wieder auf den Beinen und machte sich für die Arbeit fertig.
Doch immer wieder viel ihr Blick auf ihre Hand.
Auf den Ring, den sie nun trug.
Sie hatte schon überlegt, ihn einfach abzunehmen, doch würde dies auch nichts an der Sache ändern, dass sie nun mit Jack verlobt war.
Kurz schüttelte sie ihren Kopf, ehe sie sich auch schon auf den Weg zur Schule machte.
Wenn sie früh genug da war, konnte sie vielleicht noch mit Michelle reden und ihr alles in Ruhe erklären.
Keine zwanzig Minuten später, war Katie auch bereits an der Schule und sah sich nach Michelle um.
Sie wusste, dass Michelle eigentlich schon da sein musste, da der nächste Bus erst in einer halben Stunde kommen würde und sie somit zu spät zum Unterricht kommen würde.
Als sie ihre Schülerin erblickte, wollte sie gerade zu ihr, als ihr Jack jedoch über den Weg lief.
„Jack? Was machst du denn hier?“
„Ich wollte dich noch sehen, bevor du zur Arbeit musst“ lächelte der Größere und hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Lippen.
Kurz erwiderte Katie diesen, ehe sie jedoch zurück wich.
Immerhin war sie hier bei ihrer Arbeit.
Da sollte nicht jeder etwas von ihrem Privatleben mitbekommen.
„Wir hätten uns doch später noch gesehen“ Jack jedoch schüttelte den Kopf.
„Ich fliege heute nach London. Die brauchen mich dort bei einer OP“ verstehend nickte Katie und fuhr sich durch ihre langen schwarzen Haare, die sie heute einmal offen trug.
Dies tat sie nicht oft.
Immer mal wieder ja, aber meist nur, wenn sie zuhause, oder privat unterwegs war.
„Wann bist du wieder zurück?“
„Ich denke am Wochenende. Ich wollte noch ein paar Tage länger bleiben, um den Patienten weiter im Auge zu halten, falls noch einmal operiert werden muss“
„Dann pass gut auf dich auf und wir sehen uns am Wochenende“ kurz hauchte Katie ihrem Verlobten einen Kuss auf die Wange, ehe sie ihren Weg jedoch weiterführte und das Gebäude betrat.
Michelle war bereits drin, weshalb sie nicht einmal mehr die Chance hatte, in Ruhe mit ihr zu reden.

„Dafür das du krank sein sollst, scheint es dir wirklich gut zu gehen“ zusammen mit Kasey saß Michelle bereits in der Klasse und wartete eigentlich nur noch darauf, dass der Unterricht anfing.
„Mir ging es gestern nicht so gut, deshalb bin ich nicht gekommen. Aber jetzt geht es schon wieder“ lächelte die Brünette, als sie ihre Beine übereinander schlug und zur Kleineren blickte.
„Da bin ich echt froh“ lächelte Kasey, was auch Michelle lächeln ließ.
„Haben dich die anderen noch einmal geärgert oder haben sie dich in Ruhe gelassen?“
„Bis jetzt haben sie mich in Ruhe gelassen. Miss McGrath hat noch einmal mit ihnen geredet und seitdem scheinen sie mich in Ruhe zu lassen“ 
„Das ist gut. Aber sollten sie dich noch einmal ärgern oder irgendetwas sein, dann sag mir Bescheid. Wir sind Freunde und ich helfe dir, egal was ist“ lächelte Michelle freundlich, was Kasey strahlen ließ.
Das junge Mädchen hatte kaum Freunde, galt immer als Außenseiter, doch jetzt eine Freundin zu haben, tat ihr mehr als nur gut.
Gerade wollte Michelle noch etwas dazu sagen, als Katie in die Klasse kam.
Für einen Moment hatte Michelle ein lächeln auf den Lippen, als sie die Ältere sah, doch als sie den Ring an ihrer Hand erblickte, erlosch ihr Lächeln und ihre Miene versteifte sich.
Sie wusste genau, was dieser Ring zu bedeuten hatte.
Katie hatte sich verlobt.
Und das nachdem sie sie geküsst hatte.
Wie konnte ich nur so dumm sein und glauben, dass sie mich geküsst hat, weil ihr etwas an mir liegt.
„Bevor ich mit dem Unterricht anfange, möchte ich euch daran erinnern, dass wir nächste Woche auf Klassenfahrt fahren. Ich weiß, dass ihr euch alle sehr darauf freut, aber es gibt auch Regeln. Ich werde eine Liste herum geben und auch noch ein Schreiben für eure Eltern, welches ich bitte bis spätestens Freitag zurück bekomme“ mit diesen Worten schnappte sich Katie einen Stapel Zettel und verteilte diesen an ihre Schüler.
Michelle währenddessen beobachtete die Ältere einfach nur.
„Und was ist, wenn die Eltern erst nächste Woche nach Hause kommen? Wie in meinem Fall?“ fragte Michelle dann, als Katie alle Zettel verteilt hatte.
Natürlich wusste Michelle bereits, dass nächste Woche diese Klassenfahrt anstand.
Immerhin stand dies seit drei Monaten fest und da sie nun neu in die Klasse gekommen war, musste sie alles auf die Schnelle erledigen.
Auch die Erlaubnis ihrer Eltern einholen, welche sie zum Glück bekommen hatte.
Ihre Eltern hatten nicht einmal was dazu gesagt, nur das es in Ordnung sei und sie für die Fahrt bezahlen würden.
„Ich werde mit deinen Eltern telefonieren und dies so mit ihnen klären. Notfalls faxe ich ihnen das Schreiben und sie können es an die Schule zurück faxen“ lächelte Katie, doch nickte Michelle nur kurz.
Sie konnte nicht lächeln.
Nicht nachdem sie den Ring am Finger ihrer Lehrerin gesehen hatte.

Der restliche Tag zog sich für Michelle nur so dahin.
Sie hatte die Hoffnung schon aufgegeben, dass er einmal enden würde.
Draußen vor der Schule setzte sie sich auf die Treppe, da sie noch gut eine halbe Stunde warten musste, bis der Bus kam.
„Michelle?“ die Brünette blickte auf und sah zu Kasey.
Wenigstens konnte sie mich etwas ablenken, auch wenn sie nicht einmal weiß, dass sie dies getan hat.
„Was gibt es?“ Michelle versuchte zu lächeln, doch konnte sie dies nicht wirklich.
„Kann ich dich etwas fragen?“ Kasey setzte sich neben die Ältere und legte ihre blonden Haare über eine Schulter.
„Klar“ 
„Kann es sein, dass du und Miss McGrath euch schon von früher kennt?“ überrascht zog Michelle nun eine Augenbraue hoch.
„Nicht direkt. Wie du weißt ist sie dreizehn Jahre älter als ich. Aber unsere Eltern kennen sich seit über dreißig Jahren und Katie hat damals auf mich aufgepasst, als ich noch ein Baby war, bevor meine Eltern mit mir nach London gezogen sind vor zwanzig Jahren“ erklärte Michelle ruhig, während sie Kasey auch so ansah.
„So ist das. In der Klasse ging schon das Gerücht um, dass etwas zwischen euch beiden laufen würde?“ nun lachte Michelle leicht und schüttelte ihren Kopf.
„Nein, da ist nichts zwischen uns. Auch wenn ich auf Frauen stehe, aber ich mache mich nie an eine Frau ran, die verlobt ist Kasey. Egal wie attraktiv ich sie auch finden mag“ mit diesen Worten stand Michelle auf und kurz atmete sie tief durch.
„Ich muss aber jetzt los, der Bus kommt bald und ich muss mich zuhause noch um einiges kümmern“
„Gut, wir sehen uns dann morgen“ kurz umarmten sich die Beiden, ehe Michelle sich auf schon auf den Weg zur Haltestelle machte um dort auf ihren Bus zu warten.
Gerade dort angekommen, sah sie ein Auto, welches direkt vor ihr hielt.
Sie erkannte dieses Auto auch sofort.
Mit diesem Auto, hatten all ihre Probleme angefangen.
„Was willst du Katie?“ fragte Michelle, nachdem die Ältere das Fenster runter gelassen hatte.
„Dir in Ruhe alles erklären, während ich dich nach Hause fahre“
„Ich will nicht mehr mit dir reden. Ich will auch keine dumme Ausrede von dir hören. Du bist verlobt, also...“ doch wurde Michelle prompt unterbrochen.
„Steig jetzt ein verdammt!“ wurde Katie lauter, während sie ihre Schülerin ernst ansah.
Schweigend sah Michelle die Ältere an und zögerte kurz, ehe sie dann doch einstieg.
Immerhin wollte sie nicht, dass jeder etwas davon mitbekam.
Auch wenn ihr vollkommen egal war, was Katie ihr zu sagen hatte.
Für sie war die ganze Sache eigentlich schon erledigt.
Katie hatte sich verlobt und sich somit auch schon für ihre Zukunft entschieden.
Eine Zukunft, in der Michelle wohl oder übel keinen Platz haben würde.

The TeacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt