Seelenbruch

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Angel:
Ich hatte erwartet, in meiner Welt aufzuwachen. Ich hatte erwartet, an die Wand gekettet zu sein und gefangen zu sein. Ich hatte erwartet, aufzuwachen, mit Sven zu reden und mich um Stern zu kümmern.
Doch es kam schlimmer. Schlimmer als Gefangen zu sein. Schlimmer als meine Welt. Schlimmer.

Erst sah ich nur schwarz, ich wusste nicht, ob meine Augen geöffnet oder geschlossen waren. Ich schwebte. Im Nichts.
Ich blickte an mir herab. Ich war da. Ich hatte ein weißes, dünnes Kleid an, welches schimmerte. Meine Haare waren offen und schwebten im Raum umher.
Ich fühlte mich verletzlich.
Hecktisch sah ich mich um. Da war Nichts. Bodenlose Leere. Schwärze. Nichts.
Ich versuchte mich zu bewegen. Ich konnte mich bewegen. Das erleichterte mich.
Ich wollte mich wegbewegen. Weg von hier, weg vom Nichts. Ich wusste nicht, ob es klappte, denn ich sah nichts. Außer mich.
Ich hatte Angst. Unglaubliche Angst. Und ich fühlte mich beobachtet. Ich war nicht allein.
Ich bekam eine Gänsehaut und zitterte. //Wo bin ich hier? Ich will hier weg!//
Ich drehte mich Raum. Es fühlte sich komisch an. Ich sah keine Veränderung im Raum, aber ich spürte, wie ich nach vorne fiel.
Ich wedelte mit den Armen und versuchte es zu stoppen. Als ich wieder ruhig schwebte, hielt ich den Atem an. In der Ferne war ein Licht aufgetaucht.
Ich machte Schwimmbewegungen und wollte zu dem Licht.
Es war warmes, gelbes Licht. Sanft kam es auf mich zu. Ich lächelte.
Dann erfror mein Lächeln und verschwand schließlich.
Das Licht kam schneller. Plötzlich ging etwas bedrohliches davon aus.
Ich sah es mit weit aufgerissenen Augen an. Schließlich erreichte es mich. Ich zuckte zusammen und krümmte mich zusammen. Ich spürte Schmerzen am ganzen Körper. Wieso wusste ich nicht.
Das Licht änderte sich.
Mich umgab nun eine Art Kokon aus Licht. Dahinter sah ich schwach das Leere Nichts.
Ich wünschte mich zurück in das dunkle, aner ruhige nichts. Ich wünschte mich zurück in meine Welt. Ich wünschte mich in die Welt von Ganondorf. Ich wünschte mich zu Link.
Link...
Was ist mit ihm? Geht es ihm gut? Als ich ihn zuletzt sah, ging es ihm gut. Aber er ist nun mit Stern im Tempel. Ohne mich.
Meine Katze wird ihm zwar helfen, aber...
Vor mir tauchte ein Rechteck aus Licht auf.
Ich hielt mir kurz die Hand vor die Augen, da es so blendete, bevor ich genauer hinsah.
Das Licht ebbte ab und ich konnte ein Bild erkennen. Ein Mädchen, mit langen dunkelblonden Haaren mit blonden Strähnchen, saß auf einem Sofa. Den Blick hatte sie auf ein kleines Ding in ihren Hönden gerichtet. Es war ein rechteckiges schwarzes Ding, mit einem leuchtenden Fenster in der Mitte. Sie lächelte warm und ihre dunkelbraunen Augen leuchteten.
Das war ich.
Ich.
Angel.
In meiner Welt.
Ich streckte die Hand nach dem Bild aus. Dann, als ich es fast berührt hätte, zuckte ich zusammen und das Bild änderte sich.
Es war dunkel, aber das Mädchen war das gleiche. Hinter ihr stand eine große Gestalt, die man jedoch nicht genauer erkennen konnte.
Er hob eine Waffe, ein Schwert mit breiter Klinge, und hielt es neben sich. Dann schlug er die breite Seite gegen den Kopf des Mädchens, welches sofort umkippte.
Ich bekam Kopfschmerzen. Eine Erinnerung wurde wach, jedoch nur verschwommen.
Ich spürte die Tränen aufkommen.
Dann verschwamm das Bild und bildete eine neue Szene.
Ich wollte sie nicht sehen. Aber ich musste wissen, wer ich war. Also sah ich es mir an.
Ich sah ein Zimmer mit ganz vielen kleinen Tischen, an denen jeweils 2 Jugendliche saßen. Ganz hinten am Fenster saß ein Mädchen allein. Ich.
Sie hatte seltsame Stöpsel in den Ohren, von wo zwei weiße Schnüre nach unten in ihre Jackentasche führten. Sie summte leise ein Lied und sah traurig aus dem Fenster. Ich erriet, dass sie über die Stöpsel Musik hörte. Ich kannte das Lied.
Ich summte es. Jetzt gerade. Ich wusste sogar, wie es hieß. Midna's Lament.
(Hier auf Yt: )
Ich weinte nun wirklich. Ich schloss die Augen und weinte. Nur mein Wehklagen hallte durch die Leere. Langsam schwebte ich herum.
Dann hörte ich einen Klang, wie von einer Glocke, und öffnete die Augen. Das Bild war geändert.
Direkt vor mir schwebte das Bild. Aber es war seltsam verzerrt und verschwommen.
Ich riss die Augen auf.
Das Bild zeigte Ganondorf auf seinen Thron. Er sah schrecklich und zum fürchten aus, wirkte aber dennoch nicht hässlich. Er grinste auf etwas am anderen Ende des Raums. Seine rechte Hand lag auf dem Kopf von jemandem. Auf meinem Kopf. Ich hatte ein Metallhalsband, von dem eine Kette zum Thron führte. Außerdem war ich nur schwach bekleidet. Meine Hände und Füße waren locker mit Seilen gefesselt.
Ich zitterte. Ist das eine Zukunftsvision? Doch ich sah noch etwas.
Das Bild erweiterte sich und man sah die Größe des Thronsaals erst richtig. Aber am Eingang standen einige Ritter der Nimbusgarde in einem Kreis um jemanden. Sie hatten alle ihre Schwerter gezückt. In der Mitte stand ein Jüngling mit grünem Gewand und blonden Haaren.
"Link!" Rief ich entsetzt und sah das Bild an. Dann änderte sich die Szene. Aber sie wurde nicht besser.
Link und ich lagen auf dem Boden. Ich war schwer verletzt und keuchte. Link bewegte sich nicht mehr. Dann näherte sich eine Gestalt aus dem Hintergrund. Ich hörte Schwertgeklirre, dann das Sausen und schließlich der Ton, der erklingt, wenn man Fleisch durchschneidet. Ein großes, dunkles Schwert ragte aus aus Links Brust.
Ich schrie auf. "Neeeeein! LINK! Neeein!" Ich wollte auf das Bild einschlagen, doch es verschwand einfach. Doch es verschwand nicht aus meinem Gedächtnis. Die letzten beiden Bilder hatten sich für immer in mein Gedächtnis eingebrannt.
Ich zitterte und schrie, ich schlug um mich und weinte. Dann verschwand plötzlich der Lichtkokon unf ich war wieder in der schwarzen Leere.
Langsam beruhigte ich mich. Ich fühlte wie jemand die Arme um mich legte und schloss die Augen.

Link:
Ich war schweißgebadet. Ununterbrochen hatte ich auf Angel aufgepasst. Seltsamerweise war kein einzigstes Monster vorbei gekommen, was mich verwirrte. Stern war verschwunden.
Als ich Angel das normale Wasser gegeben hatte, war ihre Wunde langsam verheilt.
Doch sie war noch immer bewusstlos. Und das machte mir Sorgen.
Dann hatte sie plötzlich die Augen geöffnet. Sie waren komplett weiß gewesen, ohne Iris oder Pupille oder sonstiges. Ich hatte vor Schreck kurz aufgeschrien. Mit leeren Augen hatte sie mich angesehen. Dann hatte sie angefangen, sich zu bewegen. Ich hatte sie festgehalten und gegen die Wand gedrückt. Ich hatte gewusst, dass etwas nicht stimmte.
Auf einmal hatte sie angefangen zu schreien. Sie hatte "Neeeeein! LINK! Neeein!" geschrien und dabei furchtbar geschluchzt. Ich hatte ihr schnell meine Hand vor den Mund gehalten, damit der Klang etwas gedämpft wird. Ich hatte nicht Angst, dass Monster kamen, sondern ich hatte Angst wegen Angel. Dann war sie plötzlich verstummt. Ihre Augen hatten sich geschlossen und sie war reglos gegen die Wand gesunken. Ihre rechte Hand leuchtete auf und das Triforce glühte.
Ich zog Angel sanft in eine Umarmung. "Bitte Angel..." flüsterte ich.
Als ich sie losließ, traf mich fass der Schlag.
Sie war wieder wach. Aber normal wach. Aus ihren Augen verschwand der letzte Rest vom Weiß und sie waren wieder dunkelbraun. Sie zitterte und sah mich schockiert an.
"L-link..." sagte sie und ich bemerkte dass sie mit den Tränen kämpfte.
Sie schoss vor und legte die Arme um mich. An meiner Brust schluchzte sie laut.
Ich war kurz erstarrt, dann streichelte ich sie sanft am Rücken.
"Alles wird gut...Schhtt...okay...es ist okay...beruhige dich...ich bin doch da..." sprach ich beruhigend auf sie ein und tatsächlich, sie hörte langsam auf mit weinen.
"Ich...ich war...es..." stotterte sie leise und sah zu mir auf. Ihre Wangen waren tränenverschmiert und ihre Augen waren gerötet. Angel musste schreckliches passiert sein.
"Du bist sehr schnell zurück." Hörte ich eine Stimme. "Stern?" Fragte Angel erstickt.
Ich half dem Mädchen auf die Füße und legte vorsichtig einen Arm um sie, um die zu stützen.
Und ja, die schwarze Katze kam auf uns zu. Langsam fand ich sie echt gruselig.
"Wie-wie meinst du das, Stern?" Fragte Angel verängstigt. Sie war total anders. Das machte mir wieder Sorgen.
"Das Wasser. Eigentlich hätte es länger gedauert." Sagte Stern, aber ich verstand nicht wirklich.
"Bitte erkläre dich etwas." Forderte ich die Kätzin auf. Sie warf mir nur einen kalten Blick zu, der mir eine Gänsehaut verschaffte.
"Das heilende Wasser hat nicht funktioniert. Es hat die Wunde nicht im geringsten geheilt." Die Kätzin sah Angel an, die sich jetzt an die Wange fasste, und überrascht aufatmete. Die Wunde war weg. Nur eine Fingerbreite Narbe war da.
"Das Heilwasser hat sich auf eine andere Wunde konzentriert. Nämlich deine Seelische. Es hat versucht, dich komplett zu machen. Deshalb hast du auch das gesehen, was du gesehen hast."
Stern und Angel tauschten einen Blick. "Auch das letzte?" Fragte das Mädchen. Die Katze nickte. "Manchmal erzeugt das auch Visionen."
"Treten sie immer ein?" Angel zitterte. //Was hat sie nur gesehen?// dachte ich.
"Das hängt von dir ab, ob du sie geschehen lässt."
Angel machte ein ernstes Gesicht. "Sie werden nicht geschehen." Meinte sie.
Stern legte nur den Kopf schief und musterte sie. Und dann mich.
"Und was geschah dann?" Fragte Angel.
"Dein Begleiter hat dir normales Wasser gebracht. Dieses hat deine Wunde geheilt."
"Heißt das, das Heilwasser aus Ordon hilft mir nicht mehr?" Angst schwang erneut in ihrer Stimme mit.
"Doch doch, es wird helfen. Aber es wird auch immer versuchen, das adere zu heilen. Nicht nur deine körperlichen sondern auch seelischen Wunden."
Die Blonde nickte. Ich drehte sie zu mir. Fragend sah ich sie an.
"Später." Sagte sie ausweichend.
Ich seufzte. "Dann weiter. Wir haben noch einen Dungeon zu erkunden."

The Legend of Zelda - plötzlicher Aufbruch in eine andere WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt