kleine Hoffnungen und kritische Kletterpartie

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"Das hier ist kein Spiel mehr. Dazu ist es zu echt." Ich sehe zu Link auf.

"Außerdem...mir wurde gesagt, dass Ganondorf nicht aus einem Spiel ist. Er hat gesagt, es sei nun echt, es sei die neue Realität. Also kann es sein, dass alles, was ich darüber gesagt habe, nicht mehr stimmt."
"Aber deshalb brauchen wir es doch nicht zu vergessen." Link schmunzelte. "Wer weiß, vielleicht können wir diese Informationen noch gegen Ganondorf anwenden." Der Blonde lächelte mich beruhigend an. "Und bisher hat alles gestimmt, was du sagtest. Mit dem Dungeon, der Karte und dem Inventar."
Ich wandte mein Blick von Link ab. "Ich hoffe, dass nächste Stimmt nicht." Flüsterte ich.
Link beugte sich etwas zu mir herunter. "Was kommt denn?"
Ich atmete tief durch und sah durch den Raum, bis ich die große dunkelrote Tür fand.
Mit zitterndem Finger zeigte ich darauf. Links Blick folgte meiner ausgestreckten Hand und er wurde blasser, als er die große Tür sah.
"War die vorhin auch schon da?" Fragte er und sah wieder mich an.
Ich schüttelte den Kopf. "Wir kommen auch noch nicht hinein." Erneut sah ich mich im Raum um, bis ich fand, was ich suchte.
"Wir brauchen den Boss-Key. Den großen Schlüssel. Und um an den ran zu kommen, benötigen wir unsere Items."
Ich musterte den großen Schlüssel, der in einem Käfig von der Decke baumelte. Der Schlüssel schien zu leuchten und hatte eine schöne, goldene Farbe. Auf mich wirkte er immer, als hätte er ein Gesicht.
Unwillkürlich schlich sich ein Lächeln auf mein Gesicht.
Ich suchte einen Weg hinauf. Tatsächlich, ich sah kleine Vorsprünge an der Wand und rote Halterungen für den Greifhacken. //Gut, für Link's Item gibt es etwas. Aber was ist mit meiner Okarina?//
Ich überlegte und musterte angestrengt den Weg und den Käfig. Dann sah ich es.
Auf dem letzen Vorsprung direkt vor dem Käfig war eine blütenartige Knolle mit großen Wurzeln. Es sah harmlos aus, aber ich wusste, was dahinter steckte. Eine Dekuranha, eine fiese, fleischfressende Pflanze.
//Link wird da oben keinen Platz zum Kämpfen haben und an ihr vorbei zu kommen ist nicht einfach. Ich muss die Pflanze ausschalten. Oder zum einschlafen bringen.// Ich hatte plötzlich eine Idee.
"Link, siehst du die Vorsprünge und Halterungen für deinen Greifhacken an der Wand?" Als ich den jungen Hylianer darauf aufmerksam machte, entdeckte auch er es. Also nickte er und wollte sich schon an den Aufstieg machen, doch ich hinderte ihn daran.
"Siehst du diese Pflanze dort?" Ich deutete auf den Vorsprung, wo die Dekuranha erscheinen würde. "Warte eine Plattform davor, ich werde mich um sie kümmern."
Link wollte widersprechen, aber ich sah ihn böse an, als er gerade mal den Mund aufmachte. Er schnaubte nur und ging zur ersten Halterung.
"Eine Frage Angel." Sagte der Blonde noch und sah mich einmal an. "Wieso fliegst du nicht einfach hoch?"
Kurz überlegte ich. "Versuche nie, eine Quest anders zu lösen als sie eigentlich ist. Nur selten hast du damit Erfolg. Ich glaube nicht, dass ich die Kraft besitze, nocheinmal zu fliegen. Und ich spüre einen seltsamen Druck auf mir, als ob der Raum mich auf den Boden zwingt."
Link sagte daraufhin nichts mehr, sondern zielte mit dem Greifhacken und sprang zur nächsten Plattform. Während er immer höher kletterte, beobachtete ich ihn gespannt. Dabei fühlte ich mich sehr nutzlos und drehte deshalb nervös eine Haarsträhne um meinen Zeigefinger.
//Wer könnte der Endboss sein? Und wieso ist es nur ein kleiner Tempel ohne Zwischengegner? Was will Ganondorf mit diesem neuen Schrein bezwecken?//
Ich musterte die Vorsprünge und Verankerungen.
//Wenn ich Ganondorf wäre, würde ich dann solche Plattformen anbringen lassen? Nein, da sie dem Helden weiterhelfen. Wieso also hat Ganondorf es getan? Argh, ich könnte ihn umbringen! Nein das werde ich. Ganz sicher.//
"Hey Angel!" Rief Link und riss mich somit aus meinen Mordgedanken für den Gerudo-Anführer. Schnell sah ich nach oben zu Link, welcher auf der Plattform vor der Dekuranha angekommen ist.
"Was jetzt?" Fragte der Hylianer und sah zu mir herab. Kurz überlegte ich, ehe ich antwortete.
"Schlage einmal mit dem Schwert nach vorn, bleibe aber stehen!" Rief ich ihm zu.
Der Blonde runzelte die Stirn, tat es aber und schlug nach vorn.
Als das Schwert in Reichweite der nächsten Plattform kam, wuchs im Bruchteil einer Sekunde die Dekuranha aus der Knolle und schnappte um sich. Link wich erschrocken zurück, und ich schrie: "Bleib stehen! Nicht runterfallen!", da er gefährlich nah an der Kante stand. Link fand sein Gleichgewicht zurück und fand einen sicheren Stand. Misstrauisch und mit zur Dekuranha gerichtetem Schwert musterte er diese. "Was nun?" Fragte er nach unten, den Blick jedoch weiter auf das tückische Gewächs gerichtet.
Statt einer Antwort holte ich meine Okarina hervor. Link wagte einen kurzen Blick zu mir nach unten. "Was wird das?" Verwirrt sah er mich an und war einige Sekunden unaufmerksam. Dies nutze die Dekuranha und schnappte nach dem Hylianer, schaffte es aber nur, ihm sein Schwert zu entreißen, welches sie jedoch genau über der Spalte zwischen den Plattformen fallen ließ. Das Schwert fiel von ganz oben nach ganz unten, wo es klirrend aufkam. Link zuckte bei dem metallischen Geräusch zusammen und sah wieder zur Dekuranha.
Ich setzte schnell die Okarina an die Lippen an, nahm automatisch die Richtige Pose ein und legte meine zarten Finger auf die Löcher. Dann hob ich einige wieder und blies in das Instrument. //ein e...e1...// errkannte ich den Ton. Dann hob ich weitere zwei Finger meiner rechten Hand, sodass ich die Okarina nur noch mit der linken Hand und dem rechten Daumen hielt. Erneut stieß ich meinen Atem durch die blaue Flöte. //g.// Schnell wechselte ich und spielte die erste Melodie die mir in den Sinn kam. //e,g,d,cde, g, f,...e, g, d,c, g, d, cde,... Zeldas Wiegenlied...//
Ich schloss die Augen und spielte das Lied zweimal komplett durch. Dann sah ich wieder nach oben zu Link, spielte aber dennoch weiter. Das Schnappen der Dekuranha war verschwunden, nur ein sanftes Schnarchen war zu hören. Die Pflanze schlief. Ich sah zu Link.
Der junge Mann sah zu mir hinab, die Augen halb geschlossen und mit dem Rücken an die Wand gelehnt. Er sah sehr müde und schläfrig aus.
"Link!" Sagte ich, nicht allzu laut wegen der Dekuranha, aber laut genug damit Link wieder hellwach wird. Der Ordoner zuckte zusammen und rieb sich ein paar Mal die Augen. Ich deutete auf die Dekuranha und Link begriff. Aber die Pflanze bewegte sich schon wieder, also spielte ich weiter.
//Interessant Ganondorf. Es ist kein Zufall, dass Links Schwert runtergefallen ist. Er kann nun nicht kämpfen. Er hat nur noch seinen Schild. Also kann er die Dekuranha nicht einfach besiegen und ich muss weiterspielen. Und wenn ich aufhöre zu spielen, wird die Dekuranha ihn angreifen. Da kann ich von hier unten aus mit meinem Katana auch nichts tun. Aber was bezweckst du damit Ganondorf?//
Ich beobachtete Link sehr genau. Er schlich sich vorsichtig an der Dekuranha vorbei, nachdem er leise auf die Plattform gesprungen war. Nun sprang er auf die Plattform vor dem Käfig. Mithilfe des Greifhackens zielte er auf den Käfig und zog sich so zu dem großen Schlüssel heran. Ich zitterte und unterbrach kurz mein Spiel, denn der Käfig schaukelte gefährlich. Sofort bewegte sich die Dekuranha wieder, die jetzt zwar nicht mehr in Links Reichweite war, ihn aber definitiv abgelenken würde. Also spielte ich schnell weiter. //Möchte Ganondorf, dass ich mich so hilflos fühle? Falls, dann hat er es geschafft.// Wütend verzog ich das Gesicht, was zu einem schiefen Ton führte, sodass ich mich wieder beruhigen musste.
Link fummelte derweil an einer Wurzel herum, welches die Käfigtür verschloss. Verzweifelt rieb er daran. "Ich bekomm es nicht auf!" Rief er und schlug auf die Tür ein. Mir jedoch viel auch nichts anderes ein, als mit dem Schwert die Wurzel zu kappen. Es war ein Wurzelteil der schlafenden Dekuranha, welches die Tür fest verschlossen hielt und es durch die Stacheln zusätzlich erschwerte.
//kein Schwert, Wurzel zu fest, hmmm...ich kann nicht hochfliegen und um hochzukommen bräuchte ich den Greifhacken. Nein das geht nicht...//
"Angel! Ich hab eine Idee!" Rief der nun grinsende Link. "Spiel schön weiter, die Dekuranha muss tief und fest schlafen!"
Verwirrt tat ich wie mir geheißen. Link sprang mithilfe des Greifhackens zurück auf die Plattform mit der Fleischfressenden Pflanze. Vorsichtig schlich er sich ganz nah an den Kopf der Pflanze. "Link, sei ja vorsichtig." Sagte ich kurz, und spielte schnell weiter. Solangsam werde auch ich müde, denn Okarina spielen ist auch nicht gerade einfach...
Link nickte und beugte sich zu der Dekuranha hinab und packte fest mit beiden Händen einen Stachel. Ich erkannte was er vorhatte und stoppte mit Spielen. "Link zurück!" Rief ich und automatisch sprang der Hylianer eine Plattform weiter, zu der, wo er vorhin entwaffnet wurde.
Wütend drehte er sich zu mir. "Was soll das denn?! Ich hätte den Stachel fast gehabt!"
"Nein Link. Wenn du einer Dekuranha den Stachel ausreist, spritzt Gift hervor, dass dich lebensbedrohlich vergiften kann. Außerdem wird die Pflanze dann sofort wach, egal ob sie einen Schlaftrunk bekommt oder nicht." Der Blonde Hylianer und ich seufzten gleichzeitig.
"Und wie sollen wir dann an den Großen Schlüssel gelangen?" Ich hörte den Genervten und Ungeduldigen Unterton in seiner Stimme, was auch meine Stimmung sehr gut widerspiegelte.
"Der Tempel ist sehr schön." Sagte ich plötzlich. Es war mir einfach herausgerutscht. Und ich fand, dass es stimmte. Der Boden war mal aus Stein mal aus Erde. Die Steine an den Wänden zeigten meist schöne Muster und waren teilweise von Moos oder anderen Pflanzen bewachsen. Auf der Erde blühten kleine Blumen und viel hohes Gras und die Lianen gaben dem ganzen mit den wenigen Ruinen einen mysteriösen Eindruck. Es war etwas kühl und frisch, aber nie kalt. Stand man in der Sonne, also da, wo das Dach kaputt war, war es angenehm warm.
Ein schöner Ort zum Sterben. Ich meinte, in den Dungeons sollte man ja sterben. Es gab ja verschiedene. Feuertempel mit Lavaboden, Sandfestungen in der Wüste und natürlich die verhassten Wasserdungeons. Da sah es hier doch eigentlich ziemlich schön aus. Natürlich sind die anderen Dungeons auch schön, aber die Waldtempel mochte ich schon immer sehr.
Ich schloss die Augen.
"Und wie soll uns das hier weiterhelfen?" Link's gereizte Stimme erklang. Ich antwortete nicht.
"Ach ich hol einfach mein Schwert! Das wird mir hier zu blöd." Ich hörte, wie Link versuchte, hinab zu kommen, doch als er auf der nächsten Plattform, zwei hinter der Dekuranha, landete, begann diese zu wackeln und teile des Steins lösten sich, sodass Link sich schnell mit dem Greifhacken zurückziehen musste. Die Plattform vor ihm fiel wenige Augenblicke später hinab und zerschellte am Boden.
Doch ich achtete nicht weiter drauf. Ich spürte negative Energie, die mich überlegen ließ, ob es sich lohnte, weiterzumachen. Geistesabwesend nahm ich die Okarina der Zeit, die ich noch immer in Händen hielt und spielte ein anderes Lied. Der Song of Healing, der Heilung und Erlösung schaffte. Es rührte mich, aber anders als Zeldas Wiegenlied, hatte es etwas melancholisches und trauriges, als ob es klagte.
Stoppen tat ich erst, als ich ein "Puff" hörte. Erschrocken sah ich hoch.
Link starrte verwundert auf die Dekuranha. Oder dahin, wo die Dekuranha gewesen war. Denn die Plattform war bis auf eine kleine Äonenblume leer. Verwundert sah ich die Blume an.
"A-angel? Warst du...du das?" Fragte Link stotternd und sah mich an. Ich zuckte bei seinem Blick zusammen. Er war entsetzt. Und er hatte Angst. Vor mir.
Unangenehm kribbelte meine Haut.
Doch Link wandte den Blick wieder ab, sprang zum Käfig und musterte die Käfigtür, die nun offen war. Denn die Wurzel war mit der Pflanze verpufft. Also schnappte Link sich den großen Schlüssel und begann den Abstieg, wobei er einmal sehr weit springen musste, da ja die Plattform abgebrochen war.
Als er wieder neben mir stand, packte ich die Okarina weg und Link holte sein Schwert.
"Bereit?" Fragte er mich. Ich nickte. Und Link setzte den Master-Key ins Schloss ein, drehte ihn und die Tür öffnete sich. Mutig betraten wir den Raum.

The Legend of Zelda - plötzlicher Aufbruch in eine andere WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt