Der Weg zur Ebene

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Gedankenverloren sah ich in die Flammen. //Wieso sieht Angel meinen Tod vorraus?//
Ich seufzte. Nach einer gefühlten Ewigkeit sah ich auf, ließ den Blick über die Ebene und schließlich zu meiner Reisegefährtin gleiten. Die Blonde ist im Sitzen eingeschlafen. Einige Haarsträhnen hingen ihr im Gesicht und man hörte ihr langsames Atmen.
Ich schmunzelte und erhob mich, umrundete das Feuer und ging zu ihr. Sanft drückte ich sie auf den Boden und legte eine Decke über die schlafende Gestalt.
Dann setzte ich mich wieder auf meinen Platz. "Dann bin ich wohl mit Wache dran. Gut, denn ich bin nicht müde." Lächelnd musterte ich die Gegend. So hockte ich sehr lange da, überdachte ihre Worte und malte mir die Zukunft aus.
"Ahh!"
Ich wendete blitzschnell den Kopf zu Angel, die den leisen Schrei ausgestoßen hatte. Stern, die sich wohl heimlich an sie gekuschelt hatte, floh zum Feuer. Besorgt betrachtete ich das junge Mädchen.
Angel hatte die Augen zusammengekniffen, doch sie schien noch zu schlafen. Das Gesicht hatte sie vor scheinbarem Schmerz verzerrt und den Körper angespannt.
Erneut erhob ich mich und ging zu ihr. "Wach auf!" Meinte ich und schüttelte das Mädchen. Doch von ihr kam nur ein Wimmern.
"Sie ist gerade in ihrer Welt." Ich seufzte beim Klang von Sterns Stimme.
"Und wir bekomme ich sie zurück?" Genervt sah ich über meine Schulter zu der schwarzen Kätzin, in deren graublauen Augen sich die Flammen spiegelten.
"Gar nicht. Sie muss von selbst aufwachen."
Angel wimmerte auf, sodass ich meinen Blick wieder auf sie richtete. Plötzlich erschien ein langer Kratzer auf ihrer Wange, welcher blutete.
"Angel, was in Farores -!" Rief ich und schüttelte sie etwas. "Bitte wach auf!"
Weitere kleine Kratzer erschienen auf Angels nun blasser Haut, ein besonders tiefer Schnitt an ihrer Kehle.
Nach ungefähr einer fünf Minuten öffnete die Blonde, die ich inzwischen in meinen Armen hielt, endlich die Augen.
"Link, was...?" Wollte sie fragen, ehe sie zusammen zuckte.
"Vorsichtig, du bist verletzt." Murmelte ich ihr zu. Langsam hob sie eine Hand und strich über ihre Wange. Als sie den Kratzer berührte, wimmerte sie erneut auf.
Dies erinnerte mich an unsere erste Begegnung, wo ich sie verletzt im Wald gefunden hatte.
"Warte, ich säubere und verbinde die Wunden." Sanft ließ ich meine Reisegefährtin zurück auf ihren Schlafplatz gleiten.
Dann konzentrierte ich mich auf dieses seltsame Fach in meinem Kopf, ehe Stern mich unterbrach.
"Das Ordoner Heilwasser sollte jetzt helfen." Meinte die Katze.
Ich schloss die Augen und dachte an das Wasser, welches sogleich in meinen Händen erschien.
"Link nein." hauchte Angel. "Wir brauchen es, falls du verletzt wirst."
"Aber jetzt bist du verletzt und brauchst es." Meinte ich stur dagegen.
"Es sind nur Kratzer, verschwende das Wasser dafür nicht." Bat die Blonde.
Ich seufzte und ließ das Heilwasser verschwinden. Danach erschien normales Wasser und ein Tuch in meinen Händen, mit welchen ich die Wunden abtupfte. "Woher sind die Kratzer eigentlich? Und dieser Schnitt an deinem Hals? Sie sind gerade einfach aufgetaucht ." Mein Blick machte deutlich, dass ich mich mit keiner Ausrede zufrieden gab.
Nun war es Angel, die seufzte. "Ich wurde in meiner Welt verletzt." Sagte sie leise und sah vom Boden zu mir auf.
"Wieso?" Als ich die Wunden gesäubert hatte, erhob ich mich und schritt zu meinem Schlafplatz. Dann räumte ich das Lager auf, während ich dem Mädchen gelegentliche Blicke zuwarf.
"Ich habe nach meiner Familie gefragt." Meinte sie und setzte sich langsam auf. "Ich dachte, sie würden mich ja vermissen und nach mir suchen. Der Typ meinte dann nur, dass man nach nichts sucht, an das man sich nicht erinnert." Angel schniefte, als sie aufstand und kurz ihr Gleichgewicht suchte. "Dann sagte er, dass ich meine Familie nicht brauche. Er würde reichen. Und dann kam er auf mich zu und wollte mich..."
Mitleidig sah ich die Dunkelblonde an.
"Ich habe mich jedoch gewehrt und ihn an eine bestimmte Stelle getreten. Daraufhin ist er wütend geworden und hat mich verletzt, ehe er mir schmerzvoll diese schreckliche Spritze gegeben hat."
Angel rieb sich ihren Unterarm, wo sie wohl gespritzt wurde.
"Das tut mir leid." Meinte ich ehrlich und ging auf sie zu. Nach kurzem Zögern meinerseits legte ich dann vorsichtig -um sie nicht zu verletzen- die Arme um sie und zog sie beschützend an mich.
Die Kleinere erstarrte kurz, doch dann entspannte sie sich und legte den Kopf an meine Brust. Schließlich begann sie sogar zu weinen und durchnässte mein Heldengewand mit ihren Tränen und etwas Blut, was mich aber nicht störte. Beruhigend strich ich ihr mit der Hand über den Rücken.
Schließlich lösten wir uns nach einigen Minuten, die mir jedoch nur wie wenige Augenblicke vorkamen, voneinander.
"Danke" flüsterte die Braunäugige mir zu und lächelte etwas, während sie sich die letzten Tränen aus dem Gesicht strich. "Das habe ich wohl gebraucht."
"Das ist doch selbstverständlich. Wofür sind Freunde denn da?" Ich lächelte Angel an. Das junge Mädchen war mir schon sehr ans Herz gewachsen und eine sehr enge Freundin geworden. Ich war froh, dass ich sie auf dieser Reise dabei hatte.
Ein leichter Rot-Schimmer legte sich auf Angels und dann auch auf meine Wangen, als ich das letzte sagte.
"Danke, Link." Sagte Angel erneut, diesmal etwas schüchtern.
Wir sahen uns beide noch einige Momente an, ehe wir hinter uns das Wiehern zweier Pferde hörten.
"Wir sollten wohl weiter." Meinte Angel und sah mich an.
"Wasch nur noch schnell restliche das Blut ab." Ich warf ihr ein Tuch zu, welches ich zuvor aus dem Inventar genommen hatte. Die Blonde tat wie geheißen und säuberte ihre Kratzer und die tiefere Wunde erneut.
Danach ließen wir prüfend den Blick über unser Lager schweifen.
Unsere Sachen waren Verstaut, essen werden wir unterwegs und die Pferde sind versorgt.
Also schwangen wir uns auf den Rücken der Pferde. Wobei mir auffiel, dass Angel ja keine Ausrüstung für ihren Hengst hatte.
"Angel, brauch dein Pferd keinen Sattel?" fragte ich deshalb.
"Er ist ein Wildpferd und daher sehr stark. Aber auf Dauer sollte ich ihm wohl Zaumzeug und Sattel besorgen." Meinte sie und musterte den Schimmel.
"Hast du endlich einen Namen für ihn?"
"Ja!" Angel strahlte mich an. "Ich nenne ihn Dream! Das ist Englisch für Traum. Denn ich wollte schon immer mal ein Pferd und er erinnert mich an wunderschöne Träume."
Ich lächelte ebenfalls. "Schöner Name. Ich bin aber nicht sicher, ob ich das Aussprechen kann." Verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf.
Wir trieben die Pferde zum Galopp an und ritten über die Ebene von Hyrule, die wir nun erreicht hatten.
"Versuch doch mal, es auszusprechen." Angel grinste mich an. "Dream."
"Triam?" Nachdem ich es ausgesprochen hatte, musste ich selbst darüber lachen.
"Nein." Auch meine Reisegefährtin lachte. "Mit weichem 'D'. Und versuche, das 'ea' wie ein langes e zu sprechen."
"Dreem? Dream!"
"Genau!"
Wir lachten beide, während wir weiter Richtung Horizont ritten. Epona und Dream wieherten erfreut, als sie über das flache Grasland galoppierten.
"Auf zu den Zora!"

The Legend of Zelda - plötzlicher Aufbruch in eine andere WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt