Kapitel 8

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Eine Woche lebte ich nun schon in Doncaster und es gefiel mir. Louis versuchte so viel wie möglich mit mir zu unternehmen und mich etwas abzulenken. Wahrscheinlich auch damit Liam und ich uns nicht so oft sahen. Anna hatte mir erzählt, dass Liam und Lou früher beste Freunde waren, bis sich dies schlagartig geändert hat. Den Grund dafür wisse sie selbst nicht, weil keiner der beiden Jungs darüber reden wollte, sagte sie mir noch.

Mit einem merkwürdigen Gefühl im Magen lief ich eine kleine, leere Straße entlang. Ich war auf dem Weg zu meiner ersten Therapiestunde. Die Leute vom Zeugenschutzprogramm wollten dass ich dort hin gehe, sie sagten so könnte ich „die Geschehnisse“ am besten verarbeiten. Naja also tat ich was sie sagten, auch wenn ich mir nicht ganz sicher war ob sie recht hatten. Von Louis‘ Haus bis zu der Praxis meines Therapeuten waren es circa 15 Minuten, die ich zu Fuß gehen konnte. Gerade als ich in einen Seitenweg einbog vibrierte mein Handy. Ein kleines Lächeln kam über meine Lippen, als ich sah von wem ich eine Nachricht bekommen habe.

Liam: Wo bist du? Wir wollten uns doch treffen. x

Sophie: Tut mir Leid. Hatte noch einen wichtigen Termin. x 

Liam: Hm ok. Wann bist du wieder zu Hause?

Sophie: Weiß nicht. Kannst du heute Abend vorbei kommen?

Liam: Ist Louis zu Hause?

Sophie: Nein, er geht mit Anna ins Kino.

Liam: Bin um 7 bei dir. x

Sophie: Ok. Bis später. x

Gerade als ich die SMS abgeschickt hatte hört ich plötzlich einen lauten Schuss und sah zu, wie mein iphone zu Boden fiel und zersprang.

Schlagartig war dieses Gefühl wieder da und es war genau wie damals. In meinem Kopf tobt das Chaos, mein Herz rast wie verrückt, das Blut scheint in meinen Adern zu gefrieren.

Es ist die pure, nackte Angst, welche meinen Körper und meinen Kopf kontrolliert. Alles geschieht wieder in Zeitlupe. Ich blicke um mich und sehe eine Gestalt auf mich zulaufen. Sie ist ganz in schwarz gekleidet. Ich will schreien, doch sie hat mich schon erreicht. Es ist ein Mann. Er riecht nach Rauch und Alkohol und drückt seine kalte, dreckige Hand auf meine zusammengepressten Lippen. Ich will um mich schlagen, doch es hat keinen Zweck, denn er hat mich fest in seinem Griff. Sein Mund war ganz nah an meinem linken Ohr als er mir etwas hinein raunt: „Sei still, sonst tu ich dir wirklich weh, Prinzessin“ meine Augen weiten sich und werfen ihm einen angewiderten Blick zu als er den Satz beendet hat. Ich werde noch nicht aufgeben und mit diesem Gedanken trat ich direkt zwischen seine Beine. Er stöhnt auf und zieht etwas aus seine Hosentasche. Es dauerte nur eine Sekunde bis der stinkende Typ mir einen komisch riechenden Lappen ins Gesicht drückte. Ich höre auf um mich zu treten, denn alles begann sich plötzlich zu drehen, bis es schließlich komplett schwarz um mich wird.

-Zeitsprung-

Langsam öffnete ich meine Augen und zwinkerte einige Mal bis ich realisiere wo ich mich befand.  Ich lag in einem relativ großen Raum auf dem kalten dreckigen Boden. Es roch ziemlich muffig, was wohl daran lag, dass sich großflächig Schimmel auf den Wänden befand. Keinerlei Möbel waren in dem Zimmer nicht mal ein Fenster gab es, nur eine alte Eisentüre führte hier hinaus. Nachdem ich das Zimmer gescannt hatte sah ich an mir herunter und bemerkte, dass meine Füße und Hände zusammengebunden waren. Die Seile schnitten sich bereits in meine Glieder und hinterließen rote Striemen. Als ich gerade versuchen wollte mich aufzurappeln öffnete sich die schwere Türe mit einem lauten Quietschen. Der Typ, den ich vorhin getreten hatte stand nun auf der Türschwelle und musterte mich mit einem ekelhaften Lächeln auf den Lippen. Er schloss dir Tür hinter sich und ging langsam auf mich zu ohne seinen Gesichtsausdruck zu verändern.

„Na Prinzessin, gut geschlafen?“, ich gab ihm nur ein Kopfschütteln als Antwort. „Schade, ich hab nämlich noch viel vor mit dir.“ hauchte er mir mit seinem stinkenden Atem direkt in mein Gesicht und hielt dabei mit seiner Hand mein Kinn fest. Ich versuchte es weg zu drehen, doch er war zu stark. „Oh, du bist wohl ein bisschen widerspenstig, aber das werden wir schon noch ändern mein Schatz“ meinte er noch und drückte dann seine abartigen Lippen kurz auf meine. Er ließ mich los und ging wieder zur Tür. Ich ekelte mich so sehr vor diesem Typen, dass ich zu husten begann. Er lachte laut und ich sah wieder zur Türe, erst jetzt fiel mir eine zweite Person ins Auge. Ich zuckte zusammen, als ich sah wer es war.

Der Junge mit den braunen, gelockten Haaren stand hinter dem alten Sack und starrte mich ausdruckslos an. „Sie ist noch etwas störrisch, du solltest sie noch etwas erziehen, wenn du verstehst was ich meine“, sagte der seltsame Typ zu dem Lockenkopf. Er wendet seinen Blick von mir ab und nickte leicht. Danach verschwand der Alte wieder und der braunhaarige starrte mich erneut an, verweilte aber in seiner Position. „Was wollt ihr von mir?“ krächzte ich mit brüchiger Stimme, doch er machte keine Anstalten mir zu antworten. Ich widerholte meine Frage, danach schloss er die Türe hinter sich und ging in meine Richtung. „Alles zu seiner Zeit“ sagte er ruhig und sah mir direkt in meine Augen, und da traf es mich wie ein Blitz. Ich starrte vor mich hin und erinnerte mich erneut an den schlimmsten Abend meines Lebens und da sah ich sie wieder vor meinem inneren Auge, diese smaragdgrünen, von Hass und auch ein bisschen Angst erfüllten Augen. Sie waren die Selben. Der Typ der vor mir stand war für den Tod meiner Eltern verantwortlich und hatte mich bis Doncaster verfolgt. Nun realisierte ich, dass ich in ziemlich großer Gefahr war und nicht mehr lange zu leben hatte, wenn mich nicht bald jemand finden würde. Doch ich wusste in diesem Moment noch nicht, wie wenig Zeit mir wirklich blieb.

-Hunted-  (H.S.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt