Er saß in der hintersten Ecke einer Bar und blickte mit seinen kristallblauen Augen direkt in meine. Es roch schwer nach Alkohol, Zigarren und verschwitzten Männern, doch das blendete ich aus. Ebenso, wie den stetigen Mangel an Sauerstoff. Denn dieser Sekunde gab es nur ihn und mich. Sein Blick ist so intensiv, dass sich mir die Haare im Nacken aufstellten. Er war der erste, der den Blick abwandte. Auf seine wundervoll geschwungenen Lippen breitete sich ein amüsiertes und zu gleich verachtendes Grinsen aus. Wollte er mich etwa ärgern? Als ich ein paar Schritte nach vorne machte, kochte tatsächlich die Wut ein bisschen in mir auf, denn das, was ich sah, gefiel mir ganz und gar nicht. Der zu gut aussehende junge Mann neigte sich zur Seite und flüsterte einem Mädchen, welches kaum älter als ich selbst sein konnte, etwas ins Ohr und sie lachte laut los.
Ich zwang mich dazu, mich von ihnen abzuwenden und an den Tisch zu gehen, wo mich meine besten Freunde schon erwarteten. Megan lächelte breit. Neben ihr saß ihr Freund, der sicherlich ihre Hand unter dem Tisch in seiner hielt. Auch er betrachtete mich grinsend. Es war schon ziemlich witzig, dass meine beiden besten Freunde ein Paar sind. Lustig, aber auch sehr anstrengend! Ich ließ mich auf den freien Stuhl fallen. Nicht gerade sexy, aber das war mir sowas von egal. Ich begrüßte meine beiden liebsten Personen mit einem einfachen »Hi!«.
»Wen hast du vorhin so angestarrt?«, fragte Megan sofort.
War ja klar, dass ihr das nicht entgangen ist. Sie hatte ein Händchen dafür auch nur die kleinste Gefühlsregung in einer Person zu entdecken und zu analysieren. Also hatte ich auch nicht nur den Hauch einer Chance ihr etwas anderes, als die Wahrheit zu erzählen. Aber ich versuchte es trotzdem.
»Ach ich habe nur einen Arbeitskollegen meines Vaters gesehen.«, das war mit Sicherheit die dümmste Lüge aller Zeiten.
»Ah.«
Ich wusste sofort, dass sie es mir überhaupt nicht abkaufte. Ich war ihr dankbar, dass sie jedoch nicht weiter drauf einging.
»Und, was habt ihr zwei Turteltauben den ganzen Tag gemacht?«.
Ich versuchte das schweigen zu unterbrechen, was ich mit dieser Frage eindeutig nicht hätte tun sollen.
»Nun ja... wir...«, fing Meg an, doch sie kam nicht sehr weit.
»Wir zwei waren sehr mit dem Matrazensport beschäftigt.«, beendete Traver ihren Satz, was eine Röte in Megs Gesicht trieb und sie wie eine niedliche Tomate mit blonden Haaren aussehen ließ.
Ich liebe die zwei über alles und freue mich total für sie, aber wie das so unter besten Freundinnen ist, erzählt man sich alles... wirklich alles und ich fand es nicht so toll zu wissen, wie mein bester Freund im Bett ist. Zumal, weil die beiden nicht immer das Bett dafür verwenden.
»Gut....ich geh mir mal etwas zu trinken holen.«, warf ich schnell ein.
Eigentlich wird man hier auch an den Tischen bedient, aber ich wollte der sehr persönlichen Unterhaltung entkommen.
Ich stellte mich an den Tresen und wartete darauf, dass jemand meine Bestellung aufnahm.
»Du solltest vielleicht etwas sagen oder durch eine Handbewegung die Aufmerksamkeit von dem Typen erregen.«
Die mir nur zu bekannte, raue Stimme ließ mich zusammen zucken.
»Vielleicht solltest du dich lieber wieder in deine Ecke verkriechen und deine Groupies abschlecken.« Ich hätte mir am liebsten für diese Antwort auf die Schulter geklopft . So eine, für mich schlagfertige Antwort, gelang mir nur schwer in seiner Gegenwart.
Ein schallendes Lachen hinterließ eine angenehme Wärme in meinem Körper, die gleich wieder verschwand, als er mir antwortete.
»Ist da etwa jemand eifersüchtig?«, er hob eine Augenbraue und musterte mich genau.
Ich drehte meinen Kopf genervt in seine Richtung und jeder Groll ihm gegenüber erlosch, als ich in seine wunderschönen Augen schaute und seine Lippen ein sexy Grinsen bildeten.
Avan Miles.
Der Sänger und Gitarrist einer fantastischen Rockband, die mittlerweile zu einer meiner Lieblingsband gehört. Er stahl mit seiner rauen Stimme vielen Mädchen das Herz. Und er ist verdammt nah dran auch meins zu stehlen. Doch das würde ich nie offen zugeben oder auch nur zulassen. Dafür ist mir mein Herz einfach zu wichtig und ich wollte nicht, dass es mir gebrochen wird.
Ich habe Avan auf einer Party meines Bruders kennengelernt. Damals saß ein Mädchen auf seinem Schoß, was bei ihm ziemlich oft vorkam. Auch sie brachte er zum Lachen. Irgendwann am Abend setzte ich zwischen ihn und einem sehr guten Freund meines Bruders, den ich ebenfalls zu meinem Freundeskreis zählte. Die meisten Freunde meines Bruders kenne ich schon fast mein ganzes Leben lang. Und da ich nun in einem Alter bin, indem die kleine Schwester nicht mehr nervig ist, hat mein Bruder auch nichts mehr dagegen, wenn ich mit ihm und seinen Freunden abhing. Ich hatte meine Beine auf die von Alex gelegt und ging die Playlist auf dem Handy von meinem Bruder durch. Wes und ich haben so ziemlich denselben Musikgeschmack, weshalb ich am liebsten jedes einzelne Lied wieder und wieder abgespielt hätte. Aber ich war auf der Suche nach einem bestimmten Song. Man könnte schon sagen, er gehört zu meinem Lieblingslied, aber die Liste meiner Lieblingslieder ist so oder so einfach endlos. Als ich mein gewünschtes Lied endlich gefunden hatte, drückte ich auf Play und drehte auf die volle Lautstärke. Die, die mich kennen wissen, dass ich Musik immer laut höre. Leise Musik zu hören macht einfach viel weniger Spaß. Und weil in diesem Mehrfamilienhaus auch nur Studenten wohnten, störte es keinen, dass ab und an mal laute Musik gehört wurde.
Somit dröhnte Run von den Foo Figthers durch das gesamte Wohnzimmer. Wie von der Musik gebannt, klopfte ich mir im Takt auf meinen Oberschenkel und sang mit. Wenn ich behaupten würde, dass ich gut singen kann, würde ich mir selber nicht glauben! Denn meine Stimme ist nicht gerade schön. Aber ich war hier unter Freunden und unter Freunden bin ich immer ich selbst und nicht das schüchterne Mädchen. Alex lachte über meine kleine Performance auf der Couch. Obwohl ich Avan überhaupt nicht kannte, war es mir völlig egal, was er von mir hielt. Immerhin hatte ich ihm den Rücken zugewandt, weshalb ich seine Reaktion auch nicht mitbekam. Nachdem das Lied zu Ende war stand ich auf und schaute Alex an.
»Ich hol mir was zu trinken, möchtest du auch etwas?«
Er schüttelte den Kopf und war selber mit der Playlist beschäftigt.
»Bring mir ein Bier mit.«, sagte mir eine raue und zugleich sanfte Stimme, die mir sofort eine Gänsehaut über meinen gesamten Körper jagte. Ich sah zu Avan, der mir einen Blick zu warf, den ich nicht wirklich deuten konnte.
Bring mir ein Bier mit. Das waren seine ersten Worte an mich... und er hatte nicht einmal bitte gesagt.
Am liebsten hätte ich ihm nach dem Zauberwort gefragt, aber ich ließ es sein, befreite mich aus meiner Starre und ging in die Küche.
Mit einem Desperados und einem normalen Bier in der Hand ging ich zurück ins Wohnzimmer und reichte Avan ohne ein Wort die Flasche.
»Danke.«, er schenkte mir ein schiefes Grinsen und ich setzte mich mit einem leichten Nicken auf den Platz, auf dem Alex vorhin noch gesessen hatte. Auch das Mädchen, welches eben noch auf Avans Schoß saß, war verschwunden und somit teilten nur wir zwei uns das Sofa. Es war auch nicht sehr viel besser, denn wir beide schweigen uns nur an. Ein paar Tage nach der Party fragte ich meinen Bruder ein wenig über den mir unbekannten jungen Mann aus. Neben seinem Namen erzählte mir Wes, er habe Avan schon vor ein paar Jahren kennengelernt und es schien ihn auf einer mir unerklärlichen Weise zu wundern, dass ich ihn noch nicht kannte. Das nächste Mal traf ich Avan in einem Café, wo er sich mehr als einen Kaffee zum Mitnehmen bestellte. Er trug eine Sonnenbrille auf der Nase, die ihm meiner Meinung nach zu gut stand. Ich erkannte ihn nicht sofort, hatte aber dieses sonderbare Gefühl, welches immer in mir aufkam, wenn ich in seiner Nähe bin. Dafür er schien zu registrieren, dass ich ihn von oben bis unten musterte, denn plötzlich drehte er sich um und schenkte mir sein schiefes Grinsen.
»Hi kleine Sängerin«, sein Grinsen wurde ein kleines bisschen breiter.
Ich schaute ihn wahrscheinlich etwas verdattert an, denn sofort schob er seine Sonnenbrille runter auf seine Nasenspitze.
»Du erkennst mich anscheinend nicht mehr. Huh, normalerweise bin ich derjenige, der die meisten Personen nicht wiedererkennt.«, bemerkte er.
»Oh Avan! Hi!«
Es war mir wirklich peinlich, dass ich ihn nicht erkannt hatte und spürte die Wärme in meinen Wangen. Toll jetzt wurde ich in seiner Gegenwart auch noch knallrot.
Ich hatte nicht sehr viel Zeit weiter darüber nachzudenken, denn kurz darauf kam auch schon meine beste Freundin zu mir und zerrte mich nach draußen.
Als ich Avan das dritte Mal begegnete war ich völlig von der Rolle. Meg und Traver wollten unbedingt an einem Samstag in einen Club, da dort anscheinend eine bekannte Band spielte und weil mein Bruder mich auch schon gefragt hatte, ob ich Lust hätte dort hinzugehen, trafen wir uns alle gemeinsam und machten uns Abends auf den Weg. Wir sicherten uns einen guten Platz auf der Tanzfläche, wo wir die Bühne komplett im Blick und noch genügend Platz zum Tanzen hatten. Eine halbe Stunde, bevor die Band ihren Auftritt hatte, sammelten sich immer mehr Menschen an und tanzten zur Musik, die aus den Boxen dröhnte. Ich war jetzt schon von tanzen leicht verschwitzt und ging schnell zur Bar, um mir etwas zu trinken zu holen. Als ich auf die Uhr schaute bemerkte ich, dass die Band schon 10 Minuten zu spät dran war, was mich zum Schmunzeln brachte. Mein Vater hatte immer gesagt, dass sich jede gute Band verspätet. Bands die zu früh oder pünktlich sind, sind meistens nicht sehr gut. Weitere 10 Minuten vergingen und ich gesellte mich wieder zu meinen Freunden. Endlich verstummte die Musik aus den Boxen und die Lichter gingen aus. Ein paar Leute um uns herum finden an freudig zu kreischen. Es wunderte mich ein wenig, dass ich noch nie etwas von dieser Band gehört hatte, besonders, weil sie doch sehr bekannt zu sein schien.
Als das Licht auf die Bühne gerichtet wurde und ich meinen Blick hob, klappte mir der Mund auf, denn auf der Bühne standen 5 sehr gutaussehende Jungs und ganz vorne am Mikro stand Avan mit einer Gitarre in der Hand. Die Band war gut... sie war verdammt gut!
Es war das letzte Mal, dass ich ihn gesehen und seine wunderschöne Stimme gehört hatte. Und sein Auftritt war nun schon vor Wochen.
Eine Hand umfasste meine Schulter und ließ mich zusammen zucken. Erschrocken sah ich zu Avan auf, der mich fragend anschaute.
»Ähm..was?«
Oh Mann, wie peinlich!
»Ich habe gefragt, was du trinken möchtest.«
»Oh...achso, ähm...«, stammelte ich vor mich hin. Gott konnte es eigentlich noch peinlicher werden?!? Ich hätte mich am liebsten selbst geohrfeigt.
Avan schien mein Gestammel nicht amüsant zu finden oder er verbarg es einfach nur gut. Sicherlich machte er sich im inneren über mich lustig. Aber warum interessierte es mich überhaupt, was er über mich dachte?!
Er wandte sich an den Kellner zu und bestellte zwei Guinness.
»Danke.«
»Kein Problem, kleine Sängerin.«
Ich verdrehte leicht die Augen, was ihm zum Lachen brachte. Toll, er wusste jetzt schon, wie man mich nerven konnte.
Nachdem wir unsere Getränke bekommen hatten, nahm sich Avan sein Bier und wandte sich ab. Bevor er jedoch ganz aus meinem Sichtfeld verschwand, drehte er sich zur mir um und ging rückwärts weiter.
»Hey! Komm am Samstag ins Universe.«, rief er mir zu. Ich nickte kurz, obwohl ich keine Interesse hatte dort hinzugehen.
»Omg, hast du gerade wirklich mit Avan Miles gesprochen?!«
Meg war ganz aus dem Häuschen, als ich mich wieder an den Tisch setzte.
»Ja? Wieso auch nicht. Er ist immerhin ein Freund von Wes.«, ich versuchte erst gar nicht mich unbeeindruckt zu benehmen. Ich war es so oder so. Immerhin redeten wir hier von Avan, dem Frauenschwarm schlecht hin. Ich als 20-jährige Jungfrau hatte da überhaupt keine Chance bei ihm. Vor allem, weil jeder wusste, dass Avan nichts von einer Beziehung hielt und für eine Nacht würde ich mich ganz bestimmt niemandem hergeben. Nicht einmal Avan Miles.
»Und der Sänger von Breaking Line!«, fügte Meg hinzu. »Also, wirst du am Samstag ins Universe gehen?«
Sie schaute mich gespannt an. Natürlich hatte sie unser Gespräch verfolgt. Wie sollte es auch anders sein?
Ich seufzte leicht und fuhr die Linien der Wassertropfen auf meinem Glas nach.
»Eher nicht.«
»Ist das dein ernst?! Du beschwerst dich so oft, dass du in deinen 20 Jahren noch nie einen Freund hattest und gehst dann nicht feiern?«. Wieder seufzte ich.
»Meg, erstens beschwere ich mich nicht oft und zweitens muss ich nun nicht wirklich jeden Samstag ausgehen, um jemanden kennenzulernen.«, versuchte ich mich zu verteidigen.
»Ja na klar. Wahrscheinlich wirst du dich wieder einmal auf dein Sofa legen, ein New Adult Roman lesen und die ganze Zeit irgendeinen Typen anhimmeln, der nicht existiert und außerdem im Buch selber in einer Beziehung steckt!« Sie wusste, dass sie recht hatte und ich wusste es auch.
»Komm schon Lace, bitte! Wir zwei machen uns am Samstag einen schönen Mädels-Abend und ganz vielleicht gehen wir dann Abends ins Universe«, schlug sie vor und schaute mich mit ihren Dackelblick an, der bei jedem zog, nur nicht bei mir. Ich lehnte mich kurz zur Seite, um zu schauen, ob Avan noch immer auf seinen Platz saß. Als würde er merken, dass ich ihn beobachtete, richtete er seinen Blick auf mich und zwinkerte mir kurz zu. Schnell setzte ich mich wieder aufrecht hin. Bei ihm musste auch wirklich alles sexy sein, was? Sehr zum Spaß meiner besten Freundin gab ich mich trotzdem geschlagen. Einfach, weil ich Meg kannte und wusste, dass sie am Samstag vor meiner Tür stehen wird. Egal welche Antwort ich ihr auch geben werde.-
Hallo ihr Lieben
Das ist das erste Kapitel zu meiner eigenen kleinen Geschichte. Ich hoffe, sie gefällt euch und ich würde mich sehr über euer Feedback freuen!
Alles Liebe, Melina :*
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Breaking Line - It's Not The End
Roman pour Adolescents»Warum tust du mir das an?« »Weil ich dich brauche.« Verlieb dich nie in einen Rockstar! Das hätte sich Lacey Hamilton fest in den Kopf setzen sollen, doch als sie den attraktiven Rockstar das erste Mal auf der Bühne stehen sieht, zieht er sie in de...