Deine Gedanken

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Ashlee
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Die Musik ist laut und der Bass lässt die Getränke in den Gläsern vibrieren. Ich spüre wie mich jemand unachtsam an der Schulter anrempelt, aber ich sehe nicht einmal hin. Mein Blick ist auf die volle Tanzfläche gerichtet, auf die Menschen, die sich dort drängen und plötzlich sehe ich die Frau wieder, die mir schon auffiel, als ich vor wenigen Minuten den Club betrat.
Sie tanzt abwechselnd mit ihren Freunden, Männer und Frauen, aber ich habe ihre Blicke dennoch bemerkt. Die Blicke, die mich aufgefordert haben zu ihr zu kommen.
In jeder anderen Nacht hätte ich das wohl auch getan, denn nur deswegen bin ich hier, aber inzwischen ist mir so ziemlich die Lust daran vergangen. Denn es endet immer gleich. Ich schaffe es einfach nicht. Ich kann mich nicht dazu durchringen mit einer der Frauen zu schlafen. Es geht einfach nicht.
Und deswegen trinke ich in einem schnellen Zug mein Glas aus und verlasse eilig den Club. Draußen angekommen steige ich in meinen geparkten Wagen und lenke ihn so schnell wie möglich aus der Stadt. Mein Weg führt mich in die Außenbezirke, wo die Grundstücke immer größer und die Häuser immer luxuriöser werden, bis ich vor meinem Zuhause anhalte. Das automatische Tor öffnet sich, als mein Nummernschild erkannt wurde und ich fahre die mit Fackeln beleuchtete Auffahrt hinauf, direkt in die bereits geöffnete Garage hinein.
Der Motor erstirbt und ich steige aus, gehe hinüber zur großen Eingangstür meines Hauses und betrete den Flur. Eigentlich wäre Villa die korrekte Bezeichnung, aber ich vermeide es dieses Wort in der Gegenwart anderer zu benutzen. Denn Neid kann sehr viel zerstören und nicht jeder hat eine große Abfindung seiner Fraktion bekommen, als die sich auflöste. Einen Teil dieses Geldes habe ich in mein Zuhause gesteckt, ein Ort an dem ich mich vollkommen entspannen kann, was nicht zuletzt an dem großen Pool liegt, den ich jetzt durch die gläsernen Türen meiner Terrasse sehen kann.
Die Lichter im Wohnzimmer sind leicht gedimmt und laden mich kurzerhand dazu ein, mich mit einem Weinglas auf meine Couch zu setzen und hinaus in die Dunkelheit zu blicken. Meine Gedanken wandern zurück zu der tanzenden Frau im Club und ich seufze tief, nehme einen Schluck aus meinem Glas.
Dass ich nicht mehr mit anderen Frauen Sex haben kann, ist wirklich frustrierend, zumal es mir auch nicht mehr erlaubt eine vernünftige Beziehung einzugehen. Wenn ich mich denn überhaupt wieder verlieben würde... Denn nach Liz bin ich nie wieder jemandem begegnet, der annähernd die Gefühle in mir wecken konnte, wie sie es getan hat. Sie war die einzige Person, die ich jemals so nah an mich heran gelassen habe, sowohl körperlich als auch seelisch und wenn ich ehrlich bin, auch die einzige bei der ich es je wollte.
Besonders in der Zeit nach unserer Trennung war ich ziemlich sauer darüber, dass ich die völlige Kontrolle über meinen Körper und Willen verloren hatte, aber jetzt beginne ich langsam so etwas wie Dankbarkeit zu empfinden. Denn Liz hat unbewusst dafür gesorgt, dass ich meine Wahl bewusster treffe.
Anfangs war mir fast jedes Mädchen recht, ich war blind vor Wut und Schmerz, wollte Liz vergessen und alles was damit zusammenhängt. Keine kluge Entscheidung und heute bin ich sehr froh, dass ich es damals nicht über mich bringen konnte.
Mittlerweile muss ich sogar schmunzeln, wenn ich über mein jüngeres Ich nachdenke. Wie naiv ich war, zu denken dass eine Nacht mit einer Fremden die Gefühle und Berührungen meiner großen Liebe von einen auf den anderen Tag auslöschen könnte. Aber ich sah keinen anderen Weg.
Zwar versuche ich immer noch diese Grenze in mir zu überwinden, aber nicht mehr um meine Ex zu verletzen und mich von ihr abzulenken, sondern um endlich ganz damit abschließen zu können. Nicht, dass ich ihr noch hinterher trauen würde, aber ich muss endlich wieder die volle Kontrolle über meinen Körper und Geist haben. Denn wenn ich Liz je wiedersehen sollte, will ich die Ex-Freundin sein, die sich ganz normal und höflich mit ihr unterhalten kann, egal wie sehr sie mich damals verletzt hat.
Aber leider Gottes ist da immer noch diese Angst. Die Angst, dass ich dieses Gefühl der Verbundenheit in mir, das mich seit dem Tag unserer Trennung verfolgt und das auch Jahre danach nicht verschwindet, nicht mehr los werde. Dieses starke Gefühl, das mich besonders früher nächtelang weinend in meinem Bett zurückgelassen hat und auch heute zu jeder Sekunde präsent ist.
Ich habe Noah einmal danach gefragt, es ist bestimmt schon Jahre her, aber seine Antwort hat sich damals tief in mein Herz gefressen und mich tagelang beschäftigt.
Das was du fühlst, ist dasselbe Gefühl, das ich bei Leo spüre. Wenn du mich fragst, ist es die Verbindung zu der Person, die uns am meisten bedeutet und die wir nie loslassen können. So ähnlich wie bei Zwillingen. Spürst du das bei Rob nicht auch?
Ja, die Verbindung zu Rob ist allgegenwärtig und auch er kann sie fühlen, das war schon als Kinder so, aber dieses Gefühl, das mit Liz gekommen und auch geblieben ist, scheint noch stärker zu sein.
Seelenverwandte?
Wenn es so etwas gibt, wird es wohl so sein. Und das heißt auch, dass Liz mir immer etwas bedeuten wird, egal ob als Ex, als Freundin oder einfach nur als sie selbst.
Ich werde immer mit ihr verbunden sein und ich glaube, dass sie diese Verbindung auch spürt. Dass sie genauso wie ich nicht gänzlich von unserer gemeinsamen Zeit loskommt und dass auch sie Momente hat, in denen sie verzweifelt. Und manchmal bilde ich mir sogar ein diese Verzweiflung zu spüren, zu wissen, wenn es ihr gerade nicht gut geht. Ich hatte dieses Gefühl bereits, als wir noch zusammen waren, ich konnte fühlen wenn Liz Kummer oder Schmerzen hatte, wenn sie weinte und das auch wenn ich gar nicht bei ihr war. Aber je länger wir uns nicht gesehen haben, desto selten spüre ich diese negativen Emotionen und desto schwächer werden sie. Darum hat es mich wirklich verwundert, als ich vor knapp zwei Tagen wieder einen heftigen Schmerz in mir spürte, der aber gar nicht von mir selbst kam. Sondern von dieser Verbindung zwischen uns, die sofort das Gefühl in mir auslöst, Liz beschützen zu müssen, bei ihr zu sein und sie zu trösten. Aber das wird jetzt wohl jemand anderes für mich übernommen haben. Und ich hoffe wirklich, dass dieser jemand es schafft diese Schmerzattacken für immer verschwinden zu lassen. Denn es ist nicht nur Liz, die sich danach zusammengekauert in den Schlaf weint.
Langsam stelle ich das leere Glas auf dem Tisch ab und stehe von der Couch auf. Die Uhr an der Wand zeigt zehn vor zwölf an und ich gehe gähnend die Treppe nach oben in mein Schlafzimmer.
Morgen wird ein noch längerer Tag. Pia, Leo und noch ein paar weitere Kollegen wollen abends weggehen und ich habe mich schlussendlich dazu überreden lassen. Ein bisschen Spaß mit Freunden ja kann nicht schaden.

With you everything changed-againWo Geschichten leben. Entdecke jetzt