Ashlee
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"Also ich muss schon sagen, wäre ich nicht schwul, hätte ich die Frau von gestern wohl auch genagelt", grinst Leo und stellt seinen dampfenden Kaffeebecher auf dem Schreibtisch ab, während er mir vorsichtig einen zweiten Becher überreicht.
"Mhh, danke dafür und nein hättest du nicht, weil du einen Freund hast", erwidere ich mit einem Brummen und nehme schnell einen Schluck von dem viel zu heißen Getränk, lasse mir jedoch nichts anmerken. Meine Augen starren weiterhin konzentriert auf meinen Pc.
"Ist das bei euch irgendwie Tradition oder warum passen die Sapers aufeinander auf, als wäre jeder drauf und dran euch umzulegen, nur weil er einen Witz gemacht hat?!"
Leo sieht mich fragend und auch ein wenig skeptisch an, doch ich zucke nur mit den Schultern.
"Alte Gewohnheit. Ist schwer abzulegen."
Der Freund meines Bruders seufzt.
"Ich seh schon, du hast einen schlechten Tag. Na gut, ich bin schon still und du kannst in Ruhe arbeiten. Oder an gestern Nacht denken."
Er grinst und ich rolle nur mit den Augen, doch er hält sein Versprechen und ist wirklich still.
Ich seufze innerlich laut auf und freue mich mal wieder darüber, dass Leo nicht meine Gedanken lesen kann. Sonst wüsste er nämlich, wie die letzte Nacht wirklich verlaufen ist. Und zwar so wie immer. Unbefriedigend.
Ich habe es schon so oft versucht. Eine hübsche Frau im Club angesprochen. Mit ihr geflirtet. Ihr näher gekommen. Sie geküsst. Zu ihr nachhause gegangen. Und dann irgendeine Ausrede benutzt, als es fast soweit war.
Ich kann es einfach nicht. Mit niemandem.
"Klopf klopf!"
Leo und ich sehen beide erstaunt zur Tür, nur um Pia dort mit einem breiten Lächeln auf den Lippen stehen zu sehen. Ihre dunklen Haare fallen ihr spielerisch in das dunkel geschminkte Gesicht.
"Hi, Ash, ich wollte dich zum Mittagessen abholen. Bist du fertig?"
Ihre Augen leuchten verstohlen auf, als sie kurz in Leos Richtung sieht.
"Mh, ich wollte mir sowieso gerade etwas zu essen holen. Moment, ich komme."
Ich schalte meinen Bildschirm aus und greife noch schnell nach meinem Kaffeebecher, bevor ich Pia zur Tür hinaus folge. Leo schüttelt nur den Kopf.
"Kannst du mir einen Gefallen tun und Leo nicht die ganze Zeit anschmachten?", frage ich sie beiläufig, als wir ein paar Schritte von meinem Büro entfernt und auf dem Weg in die Cafeteria sind.
"Er ist aber total süß", verteidigt sie sich entrüstet. Ich schmunzle.
"Und schwul."
"Das weißt du doch gar nicht!"
"Und wie ich das weiß, gay und gay kennt sich gut."
Ich grinse und zwinkre ihr zu. Pia verdreht die Augen.
"Ach ja, hatte ich total vergessen, du bist ja der Profi."
"Stimmt."
Eine Weile laufen wir schweigend, dann fängt Pia wieder an.
"Und du bist dir ganz sicher? Keine Hoffnung mehr für mich?"
Ihr Blick ist flehend und ich muss mich zusammenreißen, um nicht zu Lachen.
"Weißt du, ich sage immer nichts ist unmöglich. Das ist meine persönliche Meinung. Du kannst dein ganzes Leben lang nur Männer lieben und eines Tages kommt die eine Frau, die dich von den Socken haut. Macht dich das dann bi? Warst du es schon immer, oder ist sie die einzige Frau die du attraktiv findest? Natürlich bezeichne ich mich als lesbisch, aber was ist wenn ich mich irgendwann in einen Mann verliebe? Was zugegeben sehr unwahrscheinlich ist, aber du weißt was ich sagen möchte."
Pia nickt mit großen Augen.
"Ich glaube, dass wir alle in einem großen Fluss schwimmen, die einen mehr an dem männlichen Ufer, die nächsten in der Mitte und wieder andere am weiblichen Ufer. Es gibt so viele verschiedene Sexualitäten und auch Identitäten, wer kann sich da schon festlegen. Das wichtigste ist einfach, dass man selbst glücklich ist. Und ja ich weiß, dass Leo schwul ist und ich würde dir ja auch sagen, dass du es dennoch versuchen solltest, aber in dem Fall muss ich dir davon abraten. Er hat einen Freund."
Ich beende meine lange Rede und lasse meine Worte erstmal auf meine Kollegin wirken, während wir langsam unseren Weg fortsetzen.
"Okay, danke dir für deine Ehrlichkeit."
Ich nicke nur lächelnd.
"Kein Problem."
"Aber eine Frage habe ich noch."
Sie grinst. Ich ziehe neugierig die Augenbraue nach oben.
"Ja?"
"Wie ist es eine Frau zu lieben?"
Meine Lippen verziehen sich zu einem schelmischen Lächeln.
"Ich würde sagen, genauso wie einen Mann zu lieben. Nur schöner."
"Warum schöner?", fragt Pia sofort. Sie scheint dieses Thema wirklich zu interessieren.
"Na, eine Frau ist ohne Zweifel das schönere Geschlecht, da stimmst du mir doch zu, oder?"
Pia lacht.
"Ja, da muss ich dir wohl zustimmen."
"Na siehst du."
Ich zwinkere ihr zu. Meine Kollegin überlegt kurz, dann stellt sie noch eine Frage.
"Und der Sex?"
Ich beginne zu lachen, zeitgleich betreten wir auch schon die Cafeteria.
"Das", ich werfe ihr einen ermutigenden Blick zu,"musst du selbst herausfinden."
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With you everything changed-again
Romance"Ich liebe dich!" "Ich weiß, aber es wird nie genug sein! Es ist nicht deine Schuld. Es war mein Fehler." "Sag mir was ich tun kann, bitte!" "Geh. Und komm nie wieder zurück... bitte." Liebe. Ein so simples Wort. Und doch besitzt es so unendlich vie...