Sonntag 07.07. 09:01

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Wieder zurück in Elanas Apartment machten es sich die drei in ihrem Bett bequem.
"Und schreibst du ihr?", fragte Alexandra beiläufig, vermochte es allerdings nur mäßig ihre Neugierde zu vertuschen. Elana überlegte. Angestrengt rieb sie sich den Nasenrücken. Für derlei Gedanken hatte sie nicht den Kopf, wenn sie ehrlich war. Zwar arbeitete ihr Verstand irgendwo auf Hochtouren, sich auf eine Sache zu fixieren gelang ihr jedoch nicht. 
"Jetzt doch noch nicht, Lexi. Viel zu früh. Wer weiß was die sich gleich darauf einbildet. Nein penn erstmal und heute abend gucken wir weiter, Ella", mischte sich Jess ein. Elana war mit den Gedanken kaum bei ihren beiden Freundinnen. Haderte mit sich. 

Aus ihren Boxen drang seichter Rap. Angenehme Melodien mit Sprachgesang unterlegt. Musik zum Runterkommen, wie die drei fanden und sie lauschte den Texten. 
Schreiben? Gar anrufen? Jetzt? Nein. Auf gar keinen Fall! 
Schlimm genug, dass die Schönheit sie in diesem Zusatand gesehen hatten. Sicher, Elana war immer bemüht noch die Kontrolle zu wahren. Jede Nacht kam irgendwann der Zeitpunkt, an dem sie für sich einen Schlussstrich zog. Zumindest was den Alkohol anging. Die letzte Nase, wie sie eine Line auch nannten, war nun auch schon einige Zeit her und so kam sie wirklich langsam runter.

Ein angenehmer Schwebezustand. Der Körper schlaff und entspannt, doch der Geist schnell und intakt. Zumindest fühlte es sich so an. In Wahrheit bezweifelte Elana, dass dieser Drogencocktail wirklich leistungsfähig machte. Vielleicht noch ein, zwei Stunden, dann würde sie hoffentlich schlafen können. 
Ohne wirklich etwas zu lesen blätterte die Brünette durch eines der sozialen Netzwerke auf ihrem Smartphone. D. Wie sie wohl wirklich heißen mochte? Neugierig war sie ja schon.
Elana schaute zur Seite. Jessica schien bald zu schlafen und Lexi wippte mit geschlossenen Augen zum Takt der Musik.
Aus ihrer Hosentasche kramte sie den kleinen Zettel und tippte die Nummer in ihr Handy. Speicherte diese unter D. ??? ab. Sie öffnete den Messenger und fand den neuen Kontakt schnell wieder.

D.
Zuletzt online vor 5 min
Status: 《wartend...》
Zuletzt geändert So. 07.07.20XX, 08:20 

Sie nannte sich selbst dort einfach nur D.? Ob es wohl ein Spitzname war? Und dieses wartend... Ob sie darauf wartete, dass Elena sich bei ihr meldete? Es war nun wirklich nicht ihre Art sich einzubilden, dass ihr dieser Statuseintrag galt. Allerdings hatte D ihn kurz nach dem Abschied geändert. Auch ihr Profilbild war nichtssagend, wenn auch es schön war. Ein Strand. Keines dieser Bilder die man aus dem Internet runterlud. Das Meer hinter dem zusehenden Strandabschnitt war grau und aufbrausend. Vielleicht regnete es sogar, das konnte man nicht genau erkennen.

Alexandra setzte sich auf und lenkte somit Elanas Aufmerksamkeit auf sich.
"Jess schläft. Läuft bei der. Egal wie die sich zudröhnt, die kann immer einfach einpennen sobald sie in der Horizontale liegt", sagte sie missmutig kopfschüttelnd. Elana konnte sie verstehen. Auch sie machte dieser Umstand neidisch. Sie robbte langsam aus dem Bett und ließ sich in das Sofa gegenüber sinken. Wie sie dieses Ding hasste. Normalerweise ließ sie sich ihren Platz im Bett nicht streitig machen sobald Besuch da war. Bei Lexi und Jess war das aber anders. Da sie auch in ihrem kleinen Apartment übernachteten, wenn man es denn so nennen wollte, hatten die beiden ohnehin einen Sonderstatus. An den Wochenenden wohnten sie mehr oder weniger bei Elana. 

Der Blondschopf lebte noch bei ihren Eltern und die Wohnung der anderen lag so weit ab von den nächsten öffentlichen Verkehrsmitteln, dass es nur recht und billig war, dass sie herkamen. 
Auf den beiden großen, durchgesessenen Sitzkissen, des Sofas, saß man beinah auf dem Boden, sobald man an den Couchtisch wollte und das nervte Elana. Grade jetzt. Im Schneidersitz, mehr auf dem Boden, als dem Sofa sitzend, griff sie unter den Tisch und holte die Utensilien hervor, die sie benötigte um einen Joint zu drehen.

Auch das war fast ein Ritual. Mit Sinn und Verstand hatte das wenig gemein. Ein Umstand der der Brünetten eigentlich missfiel, aber sie war schon mit einem Bein im Sumpf der Sucht gefangen. Das wusste sie spätestens sonntags zu diesem Zeitpunkt. Die Wirkung der einen Droge mit der der Anderen aufheben. So ein Blödsinn.
Nachdem der Joint angesteckt und schließlich an Alexandra weiter gegangen war, meldete sich auch die Schwarzhaarige wieder. Der Geruch und womöglich auch die Geräuschkulisse, hatte sie zurück aus ihrem Beinahschlaf geholt. Sie zog ein paar mal und hielt ihn dann wieder Elana hin, die ihr den Joint abnahm. Sie sank zurück in die Kissen des Sofas. Mehr erwartete Elana heute auch nicht mehr. Ein dämmriger Halbschlaf der so gut wie keine Erholung brachte. 

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