Freitag 12.07 19:05

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Elana hüllte sich in Schweigen. Konnte ein verräterisches Grinsen aber nicht unterbinden.
"Erzähl!", drängte Jess weiter.
"Also ich weiß gar nicht, was ihr wollt. Ist alles ganz harmlos und überhaupt weiß ich nicht, wo das hinführen sollte." Die Brünette seufzt resignierend.
"Aber ihr gebt keine Ruhe, oder?" Die beiden schüttelten eifrig die Köpfe und Lexi nahm beiläufig ihre EC-Karte zur Hand, die sie zuvor abgelegt hatte. Schob weiter das weiße Pulver hin und her bis sie zufrieden war. Ein Schniefen. Die CD-Hülle ging weiter. Elana begann derweil zu berichten.

"Wir haben Sonntag Abend noch kurz geschrieben und Montag Mittag haben wir uns für Samstag verabredet. Wir haben die Tage immer mal wieder Abends ein wenig geschrieben. Das wars." Sie lächelte seicht, als sie den Unglaube in den Mienen ihrer Freundinnen erblickte. Es klang vielleicht nach nichts, aber für Elana bedeutete das schon jetzt unheimlich viel. Wirklich alles war es dann ja auch doch nicht gewesen, was es zu erzählen gab. Doch irgendwie war alles, was es zu berichten gab, wie eine Kostbarkeit, die es zu beschützen galt.
"Wie, das ist alles?", fragte Lexi und zog die Nase durch den Geldschein, bevor sie ihre eigene etwas massierte.

"Und was macht ihr bitte am Samstag?", stimmte Jess mit in den ungläubigen Tonfall ein.
"Ja, das ist im Grunde alles. Und keine Ahnung was Morgen passiert. Sie sagte nur, ich soll mich schick machen. Ich lass mich überraschen." Ein weiteres Schniefen. Die Hülle ging an Elana. Mittlerweile ein Selbstgänger. Sie dachte schon lange nicht mehr darüber nach, was sie sich und ihrem Körper mit den Drogen antat.
"Darf ich lesen?", kam es ernst von Lexi. Elana zuckte mit den Schultern und beugte sich über ihre Line um diese zu ziehen. Lexi ließ sich das nicht zweimal sagen und schnappte sich Elanas Smartphone. Es war eine ganze Zeit lang ruhig bis Lexi gedehnt die Luft ausstieß.

"Alter!" Elana und Jess schauten sie verwundert an.
"Was ist denn?"
"Jess, komm her! Das musst du dir angucken. Sie untertreibt völlig. Und du verschweigst voll viel, du Miststück!" Jess sprang auf und sank neben Lexi in das durchgesessene Sofa. Untertrieben? Elana fand, dass sie die Tatsachen eigentlich relativ klar dargestellt hatte. Nur hatte sie gewisse Details unausgesprochen gelassen. 
"Wieso untertreibe ich?", meinte die Brünette nach einer Weile. Zwei vielsagende, hochgezogene Augenbrauen sahen sie an.
"Alter, Ella. Ernsthaft? Das geht übers Flirten schon weit hinaus. Sie ist mega offensiv und du kleines Naivchen schreibst dauernd Sachen wie: 'ich freu mich total hierüber und darüber.'. Ich mein hallo?! Erde an Mom. Und dann noch das!"

Lexi zeigte mit dem Finger auf das Display, worauf Jess große Augen machte. Elana starrte die beiden verwundert an. War sich zu freuen etwas Schlimmes?
"Aber voll niedlich, dass sie sie immer Fräulein Nachtschwärmerin nennt", fügte Lexi noch an Jess gewandt hinzu. Die nickte nur grinsend.
"Ella, du bist voll verschossen. Guck dich nur mal an", lachte die Schwarzhaarige. Elana spürte auch so schon wie es ihr heiß in die Wangen schoss. Hatten sie recht? War es schon so weit gekommen? Sie kannten sich doch noch nicht mal eine Woche. Hatten sich kaum getroffen. Das bisschen Schreiben. Die warme Hand in ihrer, im Auto, während die Sonne unterging und die Flieger die ihren Blick kreuzten und dann...Moment. Was dachte sie denn da nur?

Elana legte ihre Stirn gegen ihre Hand und schüttelte den Kopf unmerklich. Lexi hatte ein wissendes Grinsen auf den Lippen, während sie den dreien Wein eingoss.
"Uhhhhh, sie schreibt!", ließ Jess verlauten. Elana riss ihren Kopf hoch und sprang auf. Streckte ihre Hand in Richtung ihres Telefons. Ein wenig froh war sie ja schon, dass die beiden nicht weiter dem Verlauf folgten. Andererseits, wenn man Jess Gesichtsausdruck von grade eben trauen konnte, hatten sie wohl schon alles gelesen was lesenswert war.

Die Schwarzhaarige schürzte die Lippen, als hätte sie Elanas Gedanken gehört. 
"Ach komm Jess. Gib es ihr, ich habe grade eingeschenkt. Nicht dass ihr gleich den Tisch umreißt", mischte sich Lexi ein und Elana atmete erleichtert auf, als Jess ihr endlich das Handy hin hielt. Die Nachricht war grade eingetroffen.

D. ???: 19:34 
Guten Tag, Fräulein Nachtschwärmerin. Ich hoffe du genießt deinen Feierabend. Ich für meinen Teil sitze grade mit einer Tasse Kaffee auf der Motorhaube meines Wagens und entspanne etwas.
Da musste ich an dich denken. Als täte ich das nicht die ganze Zeit schon. :-S
Jedenfalls, der eigentliche Grund, warum ich schreibe, ist Folgender: Da ich deine Schwärmerei für die Nacht ja bereits kennengelernt habe, wollte ich dich an dieser Stelle um einen Gefallen bitten. Da das kleine Fräulein mir mittlerweile schon ein wenig ans Herz gewachsen ist, fände ich es schön, wenn sie des Nachts gut auf sich Acht gibt.
D

Elana war beim Lesen in das Sofa gesunken und so konnte Jess mitlesen. 
"Was schreibt sie?", stieß Lexi von der anderen Seite des Tisches aufgeregt hervor.
"Sie will, dass Ella heute Nacht gut auf sich aufpasst, weil sie ihr schon ans Herz gewachsen ist. Boah und schwülstig schreibt die, urkomisch!" Elana schaute genervt auf. Wenn sie es nicht besser wüsste, hätte sie schwören können, dass sie sah wie rosa Herzchen zwischen den beiden hin und her flogen.
"Und was antworten wir?", wollte Lexi wissen.
"Na dass wir schon gut auf sie aufpassen, natürlich", erwiderte Jess grinsend. Elana sprang auf.

"Ok ok, ihr zwei. Jetzt ist Schluss damit. Ich weiß, dass ihr euch schon lange wünscht, dass ich auch jemanden habe, aber übertreibt bitte nicht so. Ich weiß doch gar nicht wo das hinführt. Ich halte euch gerne auf dem Laufendem, aber wir besprechen nicht was ich ihr schreibe. Haben wir uns verstanden?" Die beiden sahen sich an. Lächelten leicht. Lexi reichte den beiden ihre Gläser und quetschte sich, mit ihrem in der Hand, neben Elana, die nun umzingelt war.
"Ella,", begann sie ruhig, "du weißt, wie lieb wir dich haben. Wir wünschen uns doch nur, dass du glücklich wirst."
"Hier und da eine kleine Hilfestellung von uns kann dir doch nur helfen", pflichtete Jess bei.

Elana wurde es unbehaglich. Sie schauten einander einvernehmlich an. Die beiden hatten einen Gesichtsausdruck drauf, als fingen sie gleich an sich zu küssen und so unwahrscheinlich war das auch gar nicht. Rein platonisch zwar, aber grenzte beizeiten schon an Rummachen. 
"Ja! Alles klar. Anstoßen?", kam es resignierend von der Brünetten.
"Klar!", sagte die beiden im Chor.
Nachdem jede einen Schluck getrunken hatte, ließ sich wieder Lexi vernehmen:
"Was schreiben wir denn nun?"

NachtschwärmerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt