Sonntag 07.07. 08:18

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Die Bahn setzte sich endlich in Bewegung. Noch immer tanzte Lexi zu den Klängen in ihrem Kopf. Jessica lümmelte sich schlaff auf der gepolsterten Sitzbank. Elana schaute noch immer geistesabwesend aus dem Fenster. Jemand setzte sich neben sie. Innerlich stöhnte sie. Äußerlich war sie unbeweglich. 
Sie hasste es. Die Bahn war fast leer trotzdem musste sich immer irgendeiner neben sie setzten. Vornehmlich beleibte Personen, die eigentlich eine ganze Bank für sich alleine beanspruchten. Die Brünette schielte zur Seite und starrte überrascht in dunkelblaue Augen, die ihr seit Samstagmorgen nicht mehr aus dem Kopf gegangen waren.

"Na, schon auf dem Heimweg?", erklang die glockenklare Stimme der blonden, schlanken Frau, neben ihr. Bei dem Klang und dem dazugehörenden, forschenden Blick, stellten sich unwillkürlich Elanas Nackenhaare auf. Ein Schauer kroch ihr quälend langsam über den Rücken. 
"Schon ist gut. Morgen ist Montag. Und du?", entgegnete sie leise. Jessica öffnete ein Auge um auszumachen, wer dazu gestoßen war. Lexi ließ sich allerdings nicht beirren und setzte ihren stillen Tanz fort.

"Stimmt, gestern wart ihr später unterwegs", sagte sie und ein leises, helles Lachen schmeichelte sich in Elanas Gehörgang.
"Alter, Jess. Steh auf.", mahnte Alexandra und zerrte an der anderen, die einen schlafenden Eindruck machte. Richtig, nur eine Station, dann mussten sie aussteigen. Elana seufzte wieder innerlich. Eine Minute konnte so wenig sein. 
"Ich muss raus.", erklärte Elana.
"Ich weiß." Noch immer lächelte die Schönheit neben ihr und die Brünette erhob sich etwas zu langsam, um sich an der Blonden vorbei zu schieben.

Lexi hatte Jess schon zur Tür gedrängt, doch Elana wurde kurz am Handgelenk gepackt und zum Stehen bewogen. Sie schaute in die klaren, blauen Augen, die von einem Lächeln umspielt wurden. 
Fragend schaute sie hinab.
"Wir sehen uns", sagte die Blonde, mit einem geheimnisvollen Unterton und entließ Elana aus ihrem Griff.
"Scheiße, Ella. Sieh zu!", rief Alexandra genervt und schon von draußen. Sie spurtete los und sprang aus der Bahn, die nur eine Millisekunde später, mit einem warnenden Piepton, ihre Türen schloss. 

"Was war das denn?", wollte die etwas schwerfällig wirkende Jess wissen.
Die Angesprochene reagierte nicht. Starrte nur der abfahrenden Bahn hinterher und ließ ihre Hände, einem Impuls folgend, in die Taschen ihrer Jacke gleiten. Darin ein kleiner, säuberlich zusammengefalteter Zettel. Darauf eine Telefonnummer und ein Buchstabe. D.
Die anderen beiden kreisten Elana förmlich ein.
"Huhuhu, du Checker", lachte Lexi. Jessica grinste die Brünette ebenfalls an.
"Mögen wir sie?", fragte sie leise und verheißungsvoll. Elana betrachtete noch immer erstaunt den Schnipsel in ihrer Hand. Dachte an die dunklen, blauen und dennoch klaren Augen. Alexandra kam ihr zuvor. Sie grinste wissend. 
"Allerdings, Jess. Wir mögen sie."

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