Dienstag 09.07. 23:42

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"Jaa?", ging Elana mit melodischer Stimme ans Telefon.
Das Fräulein Nachtschwärmerin...Hast du es dir schon bequem gemacht? Das Herz der Brünetten schlug ihr bis zum Hals, als die glockenklare Stimme der Anderen an ihr Ohr drang. Leises Geplätscher war im Hintergrund zu vernehmen. War D schon in der Badewanne?
"Hab das Wasser grade erst abgestellt. Bleibst du kurz dran, damit ich mich ausziehen kann?" Ein Kichern war zu hören.
Ich hätte per Videoanruf anrufen sollen. Sie schnalzte mit der Zunge und lachte erneut kurz auf.

"Sag mal! Freches Ding. Jetzt bleib halt kurz dran." Elana wartete keine Antwort mehr ab. Ließ stattdessen das Handy aufs Bett fallen. Leise vernahm sie ein weiteres Kichern, gefolgt von einem Mach nur. Entkleidet griff sich die Brünette ihr Headset und schloss es ans Telefon an, ehe sie sich ins Badezimmer begab und sich in die Wanne legte. Die wenigen Kerzen und das warme Wasser, das ihren Körper geschmeidig umhüllte, schafften eine angenehme Atmosphäre. Elana seufzte wohlig auf. Steckte sich die Kopfhörer in die Ohren und meldete sich zurück.

"So fertig."
Und schon am Planschen, wie ich höre. Elana konnte genau raushören, dass die andere noch immer grinste. Sie erwischte sich dabei, wie sie sich D nackt vorstellte und vor allem welchen Anblick sie wohl, in der Wanne, von Schaum umringt, abgeben würde.
"Ja klar. Wenn ich dich schon weglegen muss, dann wenigstens nur einmal." Ein Schmunzeln war deutlich zu hören.
So lob ich mir das! Warm oder lau? Elana brauchte einen Moment bis sie verstand. Einen weiteren um einzuordnen in welche Kategorie ihr Badewasser gehörte. Dampfschwaden stiegen auf, also schuf sie eine eigene.
"Heiß", raunte sie rau und leise. Eine kurze Pause entstand. D schien einmal durchatmen zu müssen.

Gut zu wissen. Die Dame badet also heiß. Oder ist dir grade einfach nur heiß? Elana musste lachen. Sie hatte es zwar irgendwie darauf angelegt, aber dennoch. Wie konnte eine Person alleine es nur schaffen, dass alles wie eine sexuelle Anspielung klang? Legte sie es womöglich darauf an, oder lag es einfach an ihrer verführerischen Stimme?
"Beides, wenn du so fragst. Und bei dir?"
Oh, ich mag es auch gern heiß, sagte D unschuldig. Elana lachte erneut.
"Erzähl mir von deinem Tag." Die Winzigkeit einer weiteren Pause entstand.

Hab ich doch schon. Dafür, dass die Antwort etwas brauchte, kam sie jetzt mit erstaunlicher Leichtigkeit. Elana hatte mit einem völlig anderen Unterton nach der Pause gerechnet. Sie fragte sich nun unwillkürlich, ob D in der Lage war ihr etwas vorzumachen.
"Du hast etwas angedeutet, das ich, die ich dich grade erst kennenlerne, kaum einsortieren kann. Was geht dir denn so durch den Kopf, dass die Gedankenreiserei einen Tag versauen kann?"

D räusperte sich merklich. Irgendwie lustig. Elana hatte nicht damit gerechnet so schnell etwas zu finden, was die sonst so selbstbewusst und schlagfertig wirkende Frau Überwindung kosten könnte. Innerlich atmete sie auf und war froh, dass sie wohl doch nicht jegliches Gefühl kontrollieren konnte.
Naja..., begann die Blondine zögerlich. Stille. Elana wartete geduldig. Wollte nicht drängen.
Also ich mache ja nun nicht wirklich kein Geheimnis daraus, dass ich... Sie unterbrach sich wieder. Langsam wurde es etwas bedrückend für Elana und sie bereute, dass ihre Neugierde die Überhand gewonnen hatte.

...dass du...nein. Dass es da eine gewisse junge Nachtschwärmerin gibt, die mein Interesse geweckt hat. Zum Ende war D's Stimme wieder klar und selbstbewusst geworden. Der Inhalt der Worte ließ Elana sowieso schon wieder lächeln.
"Ja?", warf sie ermutigend ein.
Nun hat sich die besagte junge Dame gestern spät abends, auf eines meiner vielen, zugegeben recht plumpen, Komplimente nicht mehr zurück gemeldet. Gestern Abend also, dachte ich mir nichts dabei. Sie war sicher eingenickt. Doch am darauffolgenden Tag kam da auch nichts weiter. Und das angesprochene Gehirnjogging fing an. D atmete hörbar durch, das Ausgesprochene hatte sie augenscheinich einiges an Überwindung gekostet.

Elana hatte geduldig zugehört und sich klammheimlich daran erfreut, dass die Andere offenbar nicht in der Lage war, direkt über sie zu sprechen. Sie wartete ab und gab ihr Raum, um ihre Gedanken zu sortieren. Dieses mal brauchte sie nicht so lange.
Mir kam in den Sinn, was du im Restaurant gesagt hast. Dass ich so direkt bin und es dich in Verlegenheit bringt. Dass es dir womöglich Unbehagen bereitet und... Das reichte. Elana fand es unheimlich süß, dass die Andere sich derlei Gedanken machte, und auch, dass sie so aufmerksam war. Doch das ging entschieden zu weit. Zumindest das Gefühl, das es anscheinend in D auslöste. Sie hatte ja nicht unrecht, aber dass sie sich deshalb schlecht fühlte wollte Elana ganz sicher nicht.

"Warte!", unterbrach sie die blonde Schönheit, die daraufhin gespannt zu lauschen schien.
"Also erstmal hast du damit schon recht. Aber..." Elana machte eine Pause. Wollte ihren Worten ein gewisses Gewicht mitgeben.
"Ich möchte nicht, dass du dich schlecht fühlst, nur weil ich so unsicher bin. Nur weil ich es nicht auf die Reihe kriege, dass eine tolle Frau wie du Gefallen an mir finden könnte. Ich wusste einfach nicht, was ich dazu sagen sollte. An dieser Stelle sollte ich mich entschuldigen, also fang du damit gar nicht erst an!" D schmunzelte. Es klang beschwichtigend. Hatte Elana sich in Rage geredet? Ihr war tatsächlich etwas warm um die Ohren geworden.

Du findest ich bin eine tolle Frau? Aus warm wurde heiß.
"Ja", brachte sie kleinlaut heraus. Ein weiteres wohlklingendes Schmunzeln war zu vernehmen.
Lieb, dass du das sagst. Aber kommt dir vielleicht auch der Gedanke, dass es meiner eigenen Unsicherheit zu schulden ist, dass ich mich in solchen Gedanken verliere, obwohl ich doch so genau weiß, was deine Beweggründe sind? Mich schlecht fühle und frage, warum du dich nicht meldest, obwohl ich es genau weiß. Ich meine, wir kennen uns grade ein paar Tage und ich schiebe so eine Welle. Also ich finde schon, dass eine Entschuldigung von meiner Seite angebracht ist.

Die Wortwahl ließ Elana schmunzeln. Und obwohl es unterschwellig war, waren diese Worte ein viel größeres Kompliment als alles was D bisher vom Stapel gelassen hatte.
"Nein", gab Elana schlicht zurück.
Nein? Die Blondine klang überrascht.
"Nein. Dafür wie du dich fühlst, musst du dich nie entschuldigen." Die Stimme der Brünetten war geradeaus und gefestigt. Sie ließ nun keine Widerrede zu und das schwang auch deutlich in ihrer Stimme mit. Stille am anderen Ende.
Danke. Damit hatte Elana nun nicht gerechnet.
"Was? Wof..."

Dass du sowas sagst ist wirklich nicht selbstverständlich. D's Stimme war leise, wenn auch noch immer hell und klar.
"Du klingst traurig."
Nein. Doch. Ihr Ton war dunkel und klang weit entfernt.
"Nein?" Ein Schmunzeln erklang.
Wehmütig. Vielleicht sogar sehnsüchtig. Ich wär jetzt lieber wo anders. Stimmt. Jetzt wo sie es sagte. Das traf es viel eher.
"Hast du Fernweh? Wo wärst du denn jetzt gerne?" D lachte schwach.
Nein...Bei dir.

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