»Ich taste meinem Weg durch die Dunkelheit,
geleitet von einem schlagendem Herz.
Ich kann nicht sagen wo die Reise enden wird, aber ich weiß wo sie beginnt«Das Pferd wieherte, als seine Reiterin sich wieder auf den Rücken des Hengstes schwang. Ihr schwarzer Umhang wehte im Wind, als sie durch das Tal zur anderen Seite der Schlucht galoppierte. Sie wusste, wenn sie sich nicht beeilen würde, würden viele Menschen- und womöglich auch die Gruppe Zwerge die sie seid mehreren Wochen verfolgte, sterben.
Grässliche Schreie hallten durch die Nacht, als sie einem Ork nach dem anderen den Kopf mit einem ihrer Schwerter im reiten abschlug. Und auch wenn sie sich sehr bemühte, so konnte sie nicht alle aus dem kleinen Menschendorf retten. Unglaubliche Schuldgefühle durchfluteten sie und fraßen sich wie Maden langsam durch ihren gesamten Körper. Sie sprang von ihrem Pferd- Ascar war sein Name- und kniete sich neben die blutverschmierte Leiche eines kleines Mädchens. Eine kleine Träne rollte ihre mit Sommersprossen bedeckte Wange hinunter. Niemand hatte es verdient so sein Leben zu lassen, und vor allem nicht so jung.
Einer der Dorfbewohner kam zu ihr. "Danke, dass ihr uns geholfen habt, Mylady." Der alte Mann stützte sich auf eine Mistgabel, die ihm wohl als behelfsmäßige Waffe gedient hat. "Ohne euch wären weit aus mehr gestorben." Der Mann sah auf das kleine Mädchen in den armen der Frau. "Das war meine Enkelin, Hannah. Sie ist- war ein wirklich gutes Mädchen, hat immer geholfen, aber ich befürchte, dass sie diesen Winter eh nicht überstanden hätte." Nun stand die junge Frau wieder auf und sah dem Bauern ins Gesicht. Der Mann weitete überrascht die Augen, als er erkannte wer vor ihn stand.
Sie lächelte nur ein letztes mal traurig, drückte ihm einen Beutel mit Münzen in die Hand, und wandte sich wieder zu ihrem Pferd. Im gehen zog sie die Kapuze wieder über ihre feuerroten Haare, und schwang sich abermals auf Ascars Rücken.
"Dankeschön, werte Herrin Maya!" Rief er ihr noch hinterher, doch sie war längst wieder zwischen den Bäumen verschwunden.
Sie trug viele Namen, Maya war nur einer von diesen, und auch der den sie am meisten mochte. Vor mehreren tausend Jahren hatte sie den Namen von einem der Könige aus dem Norden nach einer gewonnenen Schlacht bekommen. Das Schlachtfeld war damals riesig, und mit so viel Nebel überdeckt, dass die Truppen des Königs kaum die Hand vor Augen sehen konnten. Die Schlacht war schon halb vorüber als die Soldaten vom König in die Ecke gedrängt wurden. Wie aus dem nichts tauchte die Rothaarige auf und eilte dem König zu hilfe, in dem sie einem Feind nach dem anderen erstach oder erschlug. In dem Nebel war sie quasie für alle unsichtbar, deswegen gab der König ihr den Namen 'Nebelschleier', oder eben in seiner Sprache: Maya.
Auf der anderen Seite der Schlucht bekam man von all dem trubel wenig mit. Die Meisten der Zwerge waren eingeschlafen, oder rauchten noch eine Pfeife am Feuer und lauschten den Geschichten von einem der ältesten Zwerge, Balin. Es war ein bunt zusammengemixter Haufen: Ein 'anständiger' Hobbit, ein rätselhafter Zauberer mit einer Vorliebe zu Pfeifenkraut, junge und sehr alte Zwerge. Spielzeugmacher, Köche, Kesselflicker, und der ein oder andere Krieger war auch unter ihnen.
Doch alleine, waren sie nie.
Maya bewachte sie quasie die ganze Zeit, schon bevor das eigendliche Abenteuer angefangen hat, hat sie immer wieder Orks von der Fährte der Zwerge abbringen müssen. Meist klappte das auch ganz gut, nur ausgerechnet heute waren ihr drei Orks entkommen. Jetzt müsste sie die Reisegruppe noch mehr im Auge behalten, als sie es eh schon tat. Die meiste Zeit über verfolgte sie nur die Spuren der Gruppe, und wenn sie Rast machten saß sie auf einem Baum oder Fels etwas außerhalb des Lagers, wo sie die fünfzehn Reisenden gut im Blick hatte.
Die Wochen zogen ins Land, und irgendwann bemerkte Gandalf ihre Verfolgerin. Die Zwerge waren zu sehr in die Erzählungen von ihrer Heimat dem Erebor vertieft, und den sehnlichen wunsch endlich wieder in ihrer Heimat anzukommen, als das sie auf den Wegrand achteten. Zwei Wochen, nachdem Gandalf Maya bekerkt hatte- sie waren jetzt schon c.a zwei Monate unterwegs- kamen sie an einem altem Bauernhaus an.
Maya, so wie auch Gandalf wussten, was es mit diesem Haus auf sich hatte, doch der Anführer der Unternehmung, Thorin Eichenschild, wollte genau hier und nirgendwo anders Rast machen. Typische zwergische Starrsinnigkeit. Maya konnte über dieses Verhalten nur den Kopf schütteln.
Der weitere Tag verlief eigendlich ganz gut, bis Gandalf sich aus dem Staub machte, und keine drei Stunden später die Zwerge und der Hobbit von drei Bergtrollen in Säcke gepackt, oder in Unterwäsche über dem Feuer gebraten wurden. Maya verpasste sich selbst erstmal einen Facepalm. Sie war nur zwanzig Minuten weg gewesen um Ascar zu versorgen, und selbst kurz etwas zu essen, und jetzt hockte sie im Gebüsch und beobachtete drei Trolle wie sie versuchten Zwerge zu Würzen.
Blöd war die Rothaarige auch nicht, denn gegen drei Bergtrolle alleine kam sie nicht an, dafür könnte sie aber Gandalf holen. Gemeinsam würden sie es villeicht schaffen die Trolle zu überlisten. Sie schlich zurück zu dem grauen Hengst, und preschte durch Gestrüpp und über Wurzeln zu einer weiten Ebene.
Der graue Zauberer hockte auf einem Stein und ließ die Seele mit einer Pfeife alter Tobi baumeln, während seine Reisegruppe ein paar hundert Meter weiter gleich die Mägen von Trollen besichtigen würden. Schnaubend kam Ascar mit Maya auf seinem Rücken vor Gandalf zum stehen. "Hallo Maya, schön dich endlich zu sehen."
Gandalf und Maya waren alte Freunde, das war auch der Grund, warum er eher beruhigt als panisch auf ihre Verfolgerin reagiert hat. Ihm war von Anfang an klar gewesen, dass sie früher oder später zu ihnen dazustoßen würde, doch so früh hatte er sie noch nicht erwartet. Der Zauberer wusste aber auch, dass sich Maya eher ungern zeigte, und nur bei äußerster Gefahr aus dem sicheren Schatten hervorkam.
Den Augenblick als er dies realisierte, sah man ihm förmlich an, da ihm die Pfeife fast aus dem Mund viel. "Führe mich hin!" Er schwang sich mit unerwarteter Eleganz hinter der Rothaarigen aufs Pferd, und gemeinsam ritten sie zurück zu den Trollen.
Hinter einem großem Fels hielt Maya Ascar an, und stieg mit dem Zauberer ab. Der Himmel begann sich bereits rot zu färben, was signalisierte, dass bald ein neuer Tag anbrechen würde. Die Äste knackten unter ihnen, als Maya mit Gesten dem Zauberer verständlich machen wollte, das Sonne mit Bergtrollen nicht so gut harmonierte, und diese die Sonne eher scheuten, weil sie sonst zu Stein wurden. Das ganze Rumgefuchtel mit ihren Armen war für den Zauberer allerdings mehr irritirend als hilfreich.
Sie athmete einmal tief ein und aus. Erst zeigte sie auf die Sonne, dann auf den Felsen hinter dem sie zum stehen gekommen waren, danach nahm sie Gandalfs Stab in die Hand und stampfte ihm einmal auf den Boden. Jetzt schien der Zauberer auch zu begreifen. "Ah, jetzt verstehe ich was du vorhast. Vorher bräuchte ich aber einmal bitte meinen Stab zurück."
Maya reichte ihm den Stab, und kaum hatte er ihn wieder, stand er schon oben auf dem Felsen. "Der Tag soll euch treffen!" Etwas dramatisch stampfte Gandalf mit dem Stab auf den Stein, welcher kurz darauf in zwei hälften zerbrach. Die drei Trolle verwandelten sich innerhalb von Sekunden zu Stein, und die gesamte Gemeinschaft athmete erleichtert aus.
Als der graue Zauberer sich wieder zu der Rothaarigen umdrehen wollte um ihr zu danken, war diese schonwieder verschwunden. Gandalf lächelte schief. Das war die Maya die er kannte, so unberrechenbar wie der Wind; mal eine angenehme Briese, mal ein zerstörerischer Orkan, und auch genauso schnell wie einer wieder verschwunden.
Sorgen machte er sich keine um sie. Der Zauberer wusste, das sie sich zeigen würde, wenn der Zeitpunkt gekommen war. Gandalf hatte das dumpfe Gefühl, dass das ganze auch nicht mehr allzu lange dauern würde.
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Sternenstimme
FanfictionMit einem Wort kann man so viel zerstören, mit einem Wort kann man jemanden glücklich machen. Mit einem Satz kann man königreiche zu fall bringen, und mit den richtigen Sätzen neue Welten erschaffen. Mit der Stimme kann man wunderbare Melodien singe...